ABCDEFGHIL
MNOPQuiQupR cdefç bilmnopqrß уд. Französische Renaissance-Italika. R. Granjon, 1543. 154 ITALIKA DES FRANZÖSISCHEN RENAISSANCETYPUS löst und für immer stabilisiert (Abb. 79). Es ist dies ein scheinbar kleiner, dennoch Alle Verdienste um die Entstehung und Gestaltung der typischen Form der fran¬ Aus den angeführten Tatsachen kann man demnach den Schluß ziehen, daß die 155
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aber bedeutsamer Fortschritt, etwa ein halbes Jahrhundert nach der Entstehung der
aldinschen Italika und die Hälfte dieser Zeit nach der Entstehung der zweiten Italika
Ludovico Vicentinos.
zösischen Renaissance-Italika werden heute Robert Granjon zugeschrieben, und zwar
auf Kosten älterer Theorien über die Priorität Claude Garamonds, die im Licht des
unvoreingenommenen Studiums der historisch beglaubigten Fakten nicht bestehen
konnten. Der Mangel glaubwürdiger Quellen erschwerte jedoch die Lösung dieser
Probleme ebenso wie die Frage der Entstehung der französischen Renaissance-An¬
tiqua. Obwohl es eine ganze Reihe zeitgenössischer Hinweise auf die Beziehungen
Robert Granjons zu zahlreichen Druckern dieser Zeit gibt, wird ihm doch nirgends
ausdrücklich die älteste der Italikaschriften des französischen Renaissancetypus zu¬
geschrieben. Nichtsdestoweniger meint A. F. Johnson in seinem Buch Type Designs,
daß man die Priorität Granjons nachweisen kann, obwohl über sein Leben nicht ge¬
rade allzu viele Nachrichten vorliegen. Die erste Erwähnung Granjons, des Sohnes
des Pariser Druckers Jean Granjon, stammt schon aus dem Jahre 1545, als er die Werk¬
statt 'aux Grands Jones' mietete. Es ist ebenfalls bekannt, daß er alljährlich Lyon
besuchte, wo er sich 1557 niederließ und die Tochter Bernard Salomons, eines Illustra¬
tors im Dienste des Druckers Jean de Tournes, heiratete. Bis zu diesem Zeitpunkt
stand er jedoch in Geschäftsbeziehungen zu Lyoner Druckern, wie ein Dokument aus
dem Jahre 1547 bestätigt, worin ein gewisser Gaspard de Molina bei Granjon die
gleichen Schriften bestellt, die dieser zuvor an Sébastian Gryphius und Jean de Tournes
lieferte. Aus dem Vergleich der bestellten Schriftgrade und Schriften der beiden Lyo¬
ner Drucker wird deutlich, daß es sich wenigstens in einem Fall zweifelsfrei um jene
Italika handelt, aus der Jean de Tournes den Recueil des Oeuvres von Bonaventura
des Periers aus dem Jahre 1544 und in den folgenden Jahren andere Bücher setzte
(Abb. 78) und die sich 1545 auch in den Büchern des Sébastian Gryphius findet. Als
dieselbe Italika wurde desgleichen die Schrift identifiziert, mit der bereits 1543
L. Grandin in Paris Demosthenes' Oratio contra Philippi epistolam druckte und die
sich gleichzeitig im Besitz anderer Pariser Drucker befand, zum Beispiel Denis Janots
und Michel Vascosans. Eine sehr ähnliche Italika verwendete 1549 auch Granjon
selbst als Drucker in Verbindung mit Michel Fezendat.
Italika des Jean de Tournes, die bereits zuvor im Jahre 1543 in Paris auftauchte, ein
Werk Robert Granjons ist, da man kaum annehmen kann, daß sich die Pariser
Drucker zu dieser Zeit ihre Schriften etwa in Lyon besorgten. Besagte Italika hatte
wie alle folgenden Italikaschriften dieses Typus geneigte Versalien und eine kalligra¬
phische Form des Versals A von gleicher Zeichnung wie die Baseler Italika. Kursiv
geneigte Versalien einschließlich einer fast gleichen Form des Buchstabens A hat auch
die Italika Garamonds, wie dies L'histoire de Thucydide beweist, die er 1545 mit
seinen Gesellschaftern Gaultier und Barbé druckte. Da auch zwischen den kleinen
Alphabeten beider Schriftschneider kein wesentlicher zeichnerischer Unterschied be¬
steht, kann man nur schwer glauben, daß Garamond, der fünfundsechzigj ährige
Meister, zu einer Zeit, als gerade die erste authentische Nachricht über Granjon auf¬
taucht, seinen Schüler kopiert hätte. Nichtsdestoweniger spricht aber der Zeitraum