ABCDEFG
HILMNOP
QjQuR S TV Y
XW^Œabcd
efghijlmnopqr
sftuvxyzaáaeáft
céèfFfiflioôôoefi
1ПЪ&%$
уб. Französische Renaissance-Antiqua. С. Garamond, iJ44-
148
ANTIQUA DES FRANZÖSISCHEN RENAISSANCETYPUS
tiqua war eine Schrift großen Grades (Gros-Romain), die 1544 im Eusebius und an¬
deren Drucken Robert Estiennes (Abb. 75) in einem Schnitt erschien, der sich übrigens
schon früher ankündigte, zum Beispiel im Satz des Werkes Ioannis Ruellii De Natura
Stirpium, herausgegeben bei Simon de Colines im Jahre 1536. Das ist auch die Schrift
einiger Bücher, auf deren Titelblättern seit 1545 immer häufiger Garamonds Name
als der des Herausgebers entweder allein oder in Verbindung mit den Namen Pierre
Gaultier und Jean Barbé erschien. Es ist darum nicht minder unzweifelhaft, daß es
der schon etwa fünfundsechzigjährige Garamond war, der das zum Satz dieser Bücher
und der Bücher seiner Mitdrucker notwendige Schriftmaterial lieferte, ebenso wie er
es anderen Pariser Druckern und auch solchen außerhalb von Paris und jenseits der
Grenzen Frankreichs lieferte.
Vom formalen Aspekt her unterscheiden sich die Gros-Romain und weitere Grade
dieser revidierten, ausgereiften Antiqua Garamonds von der aldinschen des Poliphilus
zwar nur durch einige keineswegs umwälzende Details der Schriftzeichnung, aber
diese verleihen ihr nichtsdestoweniger einen deutlich französischen Charakter. Es ist
vor allem das lebendige und menschlich warme Bild der Seite des noch helleren Satzes,
wodurch sich diese dekorative und doch höchst lesbare französische Antiqua aus¬
zeichnet, denn der Rhythmus der reizvollen Kurven und Geraden des Bildes der ein¬
zelnen Buchstaben trägt entschieden zur notwendigen Differenzierung ihres Schrift¬
bildes bei. Beide Alphabete (Abb. 76) sind mit nicht sehr kontrastreichen und eher
hellen Strichen gezeichnet, die nach der geneigten Schattenachse leicht verstärkt
werden. Während die Serifen der Versalien mit ziemlich scharfer Kehlung kühn aus
dem Bild gerückt sind und zu einer ausgeprägten Einbiegung der Horizontalen zu¬
sammengedrückt werden, sind die Serifen der Kleinbuchstaben verhältnismäßig stumpf
und mit seichter Kehlung versehen. Unter den Versahen ist das A mit dem abge¬
schnittenen Scheitel und dem ziemlich hoch angesetzten Querbalken beachtenswert,
ebenso wie das G mit dem kurzen, oben von beiderseitigen Serifen abgeschlossenen
Schaft. Typisch ist auch die sehr schöne Zeichnung des M, dessen äußere Züge ganz
leicht und ungleich geneigt sind, während die beiden inneren einen ziemlich breiten
Winkel bilden, wie das auch bei den ähnlich verlaufenden Zügen der Buchstaben N
und V der Fall ist. Der Bauch des P ist unten nicht geschlossen, das Füßchen des R
ist gerade, breit gespreizt und von einer kurzen, einseitigen äußeren Serife begrenzt.
Besonders charakteristisch ist das T mit aufwärtsgezogenen Serifen des Querbalkens.
Die Kleinbuchstaben zeichnen sich durch ein im Verhältnis zu den Ober- und Unter¬
längen kleines Schriftbild aus. Typisch ist die besonders reizvolle Zeichnung des a, aus
dessen Miniaturbauch der stark vorwärtsgeneigte Bogen des Grundzuges hervorragt.
Ebenso reizvoll ist das nicht minder typische e, bei dem sich die Schlinge zu einem
notwendigen Minimum verkleinert und das Schwergewicht des Schattens in den un¬
teren Teil des Bogens im Schriftbild verlagert hat. Einen schönen, oben kolbenartig
abschließ enden Bogen tragen die Buchstaben/und langes s. An dem charakteristischen
kleinen Kopfring des g hängt der meisterhaft gearbeitete Bogen der geschlossenen
Schlinge. Aus dem Schaft des Buchstabens r wächst ein besonders kurzer kolbenför¬
miger Schenkel. Das runde s ist nach dem Beispiel der aldinschen Antiqua stark nach
rechts geneigt.
Das sind in groben Zügen die Hauptmerkmale der Garamondschen Antiqua, von
denen wir uns einige bereits bei ihrer Vorgängerin, der Schrift des Poliphilus von Aldus
149