DIE DRUCKSCHRIFTEN DES RENAISSANCETYPUS
ein weiterer enghscher Drucker, Thomas Berthelet, aber auch sie war zweifellos
kontinentaler Herkunft.
Der Widerhall der Aldinschen Italika war also offensichtlich außergewöhnlich groß,
und der Sieg der Itahka als einer weiteren Form der Druckschrift war für immer
gesichert. Zwischen den Jahren 1500 und 1600 wurden in Italien ebensoviel Bücher
aus der Itahka wie aus der Antiqua gesetzt, so daß man das 16. Jahrhundert in der
italienischen Typographie als Zeitalter der Italika bezeichnen kann. Fast alle be¬
deutenden Drucker auch im übrigen Europa hatten ihre Itahkaschriften, unter denen
gegen Ende der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein beträchtlicher Teil dem aldin¬
schen Typus angehörte. Doch nach dem Urteil einiger moderner Forscher, vor allem
A. F. Johnsons und S. Morisons (The Chancery Types of Italy and France, The
Fleuron No 3, London 1924), die alle Italikaschriften des 16. Jahrhunderts einer aus¬
führlichen Analyse unterwarfen, war die historische Bedeutung der Aldinschen Italika
nicht so groß, wie man bisher meinte. Im wesenthchen beruht sie hauptsächlich darauf,
daß diese Schrift die unleugbar erste ihrer Art war. Die beiden Autoren äußern die
Ansicht, daß der Einfluß der Aldinschen Italika im Gegensatz zur Aldinschen Antiqua
auf einer augenblicklichen, aber zeithch begrenzten Welle der Bewunderung und
Nachahmung beruhte und daß sie sich an der Formung der weiteren Entwicklung
nicht erheblich beteiligte. Wenn es schon schien, daß die Aldinsche Italika für lange
Zeit den europäischen Buchdruck als einzige Form einer 'Druckkursiv' beherrschte,
so erstand ihr ein Rivale in Form der Italika eines anderen Typus, der zeichnerisch
ungleich interessanter und bedeutender war und die Aldinsche Itahka in den Hinter¬
grund drängte. Und wenn man diese Theorie auch nicht ganz ohne Einschränkungen
akzeptieren kann, so ist doch nicht zu bestreiten, daß diese neue Italika, wenn sie
schon nicht die künftige Entwicklungsrichtung bestimmte, doch wenigstens einen
wesenthchen Anteil daran hatte.
Zur Entstehung dieser zweiten Form der Itahka kam es weder unmittelbar noch
wiederum in Venedig, sondern in Rom nach Ablauf beinahe eines ganzen Viertel¬
jahrhunderts, während sich die Aldinsche Italika, wie wir bereits erfuhren, inzwischen
auch über die Grenzen Italiens hinaus verbreitet hatte. Als Vorlage für die neue
Kursivform im Buchdruck diente jedoch wieder die lettera cancellaresca, die, früher
als in Venedig, von den Schreibmeistern in Rom, ihrer eigentlichen Geburtsstätte, zu
hoher Vollendung gebracht worden war. Und es war gerade der Autor des ersten
Lehrbuches dieser Schrift, Ludovico degli Arrighi da Vicenza, der bezeichnenderweise als
Ludovico Vicentino, scrittore de 'brevi apostolici' unterzeichnet und in Rom min¬
destens zehn Jahre vor dessen Herausgabe im Jahre 1522 tätig war, der auch zum
Autor des Schnittes der ersten nichtaldinschen Italika wurde. Während sein erstes
Buch La Operina... da imparare di scrivere littera Cancellarescha, herausgegeben in
Rom 1522, von Eustachio Celebrino ganz in Holzschnitt ausgeführt wurde, einem
Schriftschneider, der es später mit einem nur auf seinen Namen lautenden Privilegium
erneut herausgab, ist in einer weiteren Vicentinoschen Sammlung II modo di tem¬
perare le Penne, gedruckt in Venedig 1523, eine Seite des Textes in einer Italika seiner
eigenen Zeichnung gesetzt, die von jener Variante der italienischen Kanzlei-Kursiv
abgeleitet ist, die wir als cancellaresca romana kennen. Dieselbe Itahka kommt im
folgenden Jahre 1524 als Textschrift der Gelegenheitsausgabe der lateinischen Fest-
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66. Vergilius, Opera. A. Manutius, 1501.
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