DIE DRUCKSCHRIFTEN DES RENAISSANCETYPUS
Sermo fratris Hieronymi und den lateinischen Text der Übersetzung von Alexander
Barclays Ship of Fools. Es scheint aber, daß das keine Schrift von Pynsons eigenem
Schnitt ist, denn aus der sehr engen Verwandtschaft oder noch besser Identität mit
der Antiqua, deren sich Antonius Venetus 1502 in Paris bediente, kann man auf ihre
französische Herkunft schließen. Davon zeugt auch die offensichtlich aus dem Schrift¬
kasten des gotischen Typus entliehene Letter w in dem Pynsonschen Druck von 1519,
eine Letter, die in der Garnitur der importierten Schrift nicht vertreten war, weil
sie für den Satz des Lateinischen und Französischen nicht in Betracht kam (Abb. 61).
Diese beiden und eine sehr ähnliche Schrift, mit der 1523 in Westminster ein weiterer
englischer Drucker namens Wynkyn de Worde, ein geborener Elsässer aus Wörth,
druckte, sind den zeitgenössischen französischen Antiquaschriften des venezianischen
Typus, zum Beispiel der Antiqua von Josse Badius in Paris nahe verwandt. Besser
ist der kleinere Grad der Wordeschen Antiqua, die er seit 1520 verwendete und die an
die Schrift des Champfleury und anderer Bücher Torys erinnert. In den Jahren 1521
und 1522 druckte John Siberch oder Johannes Laer de Siborch in Cambridge einige
wenige Bücher mit einer weiteren, auffallend kondensierten Antiqua. Die Antiqua
gewinnt seit dieser Zeit schnell das Übergewicht auch als Schrift für Bücher in der
Nationalsprache. Der leichte Sieg der Antiqua über die gotische black-letter in Eng¬
land war ein Widerschein des Sieges der Antiqua in Frankreich, denn die englischen
Drucker, die sich ihrer Inferiorität im Verhältnis zu den Druckern des Kontinents,
insbesondere den Franzosen bewußt waren, schlössen sich in allem eng an ihre Lehrer
an. Im übrigen gab es hier tatsächlich kein solches typographisches Niveau, das die
Anstrengung zu seiner Erhaltung gerechtfertigt hätte.
Anders verhielt sich das bei den Deutschen, die ihr Primat auf dem Gebiet des
Buchdrucks freihch nicht vergaßen und eine zumindest natürliche Neigung zur Ab¬
wehr fremden Neuerertums hatten, wenigstens soweit sie in ihrer eigenen Sprache
druckten. Deshalb sind auch zum Beispiel bis zum Jahre 1480 nur zehn Antiqua¬
schriften in deutschen Druckereien verzeichnet. Diese Zahl begann nach 1490 rasch
zu steigen, insbesondere durch das Verdienst der Baseler Drucker, denn Basel war das
Tor, durch das der italienische Humanismus den Boden Deutschlands betrat. Johann
Amerbach, der führende Basler Drucker des 15. Jahrhunderts, erlernte sein Hand¬
werk in Venedig und besaß mehrere Antiquaschriften des venezianischen Typus. Auch
Johann von Paderborn hatte in Venedig gelernt; er war in den Jahren 1474-1496 in
Löwen tätig und der einzige Drucker in den Niederlanden, der bereits im 15. Jahr¬
hundert mit einer Antiqua druckte.
Es ist verwunderlich, daß in deutschen Erstdrucken so wenige Schriften dieser Gat¬
tung vorkommen, obwohl gerade die Deutschen Sweynheim und Pannartz und die
Brüder da Spira als Autoren der ersten Antiquaschriften diesen Ruf verdienten. Wenn
wir die bescheidene Anzahl der deutschen Antiquaschriften um jene drei Antiqua¬
grade vermindern, die Erhard Ratdolt bei seiner Rückkehr ins heimatliche Augsburg
aus Venedig mitbrachte, bleibt nicht viel übrig, was über den Durchschnitt hinausragt.
Recht gut ist die Antiqua, mit der August Zainer in Augsburg 1471 ein Kalenderblatt
für das Jahr 1472 und später eine ganze Reihe von Büchern druckte, eine Schrift von
verhältnismäßig sauberem Schnitt, aber satzmäßig recht unausgeglichen und mit un¬
schöner Zeichnung des Versals A, mit breit überzogener oberer Serife und gebroche¬
nem Querbalken. Die interessanteste deutsche Druckversion der humanistischen Mi-
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nuit.in. Kegú.íii. ГМат regale opus eil (apere 8C diiu
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Kur fus & alios principes legi mus fápiencie ftudiu di
lexiflè. Nero ení quáq? crudelis eflèt : elegit tame Se
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trayanus plus laudabat (àpicncia plutarci ф fita fort u
nam uel potenoam.Ceteru de Iulio celare fegimus çp
ftudioflîmus extltit •* curfûTç (ôlis inveftigäs dies per
boras ôC momenta diuifìt.bfextum inuenit:£C muí *
tos alios libros (cripfit.'ut F*tet í libro de vita ceíáns
50. Iac. Magni Sophologium. A. Rusch, 1474.
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