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46. Gotico-Antiqua des iß. Jahrhunderts. L. Hohenwang, 1475-1478.
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47. Gotico-Antiqua des 15. Jahrhunderts. H. Kaestlin, і4уд-іу8§.
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4#. Gotico-Antiqua des /5. Jahrhunderts. L'atelier du Soleil d'Or,
147З, 1476-1477-
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GOTICO-ANTIQUA
meinten, die deshalb den Schriften dieses Schnitts den Namen lettre de somme verliehen.
Schöffer besorgte sich bald andere Gotico-Antiqua-Schriften, und nach ihm verwen¬
deten sie auch weitere deutsche Drucker des 15. Jahrhunderts in Köln, Nürnberg,
Augsburg, Basel und Straßburg neben der Textur als weniger formale Schrift zum
Satz sowohl lateinischer als auch deutscher Texte ohne Unterschied. Im Schnitt dieser
Schriften gibt es natürlich eine große Zahl von Abweichungen, und häufig unter¬
scheidet er sich kaum vom Schnitt der gleichzeitigen Druckrepliken der karolingischen
Minuskel. In typischen Beispielen, wie etwa der Gotico-Antiqua, die der Augsburger
Drucker Hermann Kaestlin in den Jahren 1479-1485 verwendete (Abb. 47), ist sie
eine runde Schrift mit kurzen Schäften ohne obere Serifen und manchmal sogar mit
Andeutung einer Gabelung. Alle Schäfte enden am Fußende stumpf. Ebenso wie in
ihrer Handschriftform ist auch in den Gotico-Antiqua-Druckschriften der Buchstabe
a oben offen und das g kommt häufiger in der doppelbäuchigen Form vor. Immer
noch hält sich das runde r, aber neben der Unzialzeichnung des d kommt im gleichen
Satz auch die Form der neokarolingischen Minuskel vor. Auch für die Druckschrift
der Gotico-Antiqua sind zahlreiche Ligaturen der Buchstaben b, c, d, h, p mit e und 0
kennzeichnend. An die gotische Schrift erinnert häufig auch die geschlossene Zeich¬
nung des Buchstabens s, die kursive Form des v und die gotische Zeichnung des z in
der Art der arabischen Ziffer 3. Die Gotico-Antiqua-Schriften pflegten von Versal¬
alphabeten eines unterschiedlichen M-Typus des Haeblerschen Typenrepertoriums
begleitet zu sein, von beispielhaft gotischen bis zu solchen der reinen Renaissance.
Im Vergleich zur zeitgenössischen Textur der deutschen Drucker des 15. Jahrhun¬
derts stellt die Gotico-Antiqua sicher einen bestimmten Fortschritt dar, besonders
hinsichtlich mancher typographischer Werte. Die Oberlängen der Buchstaben b,
f, h, k, l und des langen s vergrößern den Weiß-Anteil der Seiten, so daß der Satz als
ganzes Achter wird. Die Zeichnung der Gotico-Antiqua ist besser differenziert, und
damit erhöht sich auch die Lesbarkeit. Das war wahrscheinlich der Grund für ihre
außergewöhnliche rasche Verbreitung. Schon im Jahre 1460 erscheint in Mainz das
in Gotico-Antiqua gesetzte Catholicon (Abb. 45), dessen schöner Druck früher Gu¬
tenberg zugeschrieben wurde. Im selben Jahre drucken Fust und Schöffer in Mainz
das Werk des hl. Augustinus De Vita Christiana mit einer noch weniger gotischen
Gotico-Antiqua. Aus ihrer Werkstatt kommt zwei Jahre später die 48zeilige lateinische
Bibel, gedruckt in einer verbesserten Gotico-Antiqua neuen Schnitts, in der hier und
da auch die neokarolingische Form des Buchstabens d vorkommt, der im Schaftkopf
mit einer sehr deutlichen stumpfen Serife versehen ist. Zuvor druckte aber schon im
Jahre 1460 Johann Mentelin, der erste Drucker in Straßburg, eine lateinische Bibel
mit einer sehr engen Gotico-Antiqua, die durch eine unausgeglichene Zeichnung und
die einbäuchige Form des Buchstabens a Bastardatendenzen aufweist. Im Jahre 1466
Heß er in derselben Schrift auch die erste deutsche Bibel folgen. Eine Gotico-Antiqua
mit Rotundatendenzen - der Buchstabe a mit großem oberem geschlossenen Bauch -
hatte Günther Zainer in Augsburg. Andere Versionen besaßen Johann Zainer in Ulm,
Johann Sensenschmied, G. Hussner in Straßburg, B. Ruppel in Basel, Heinrich Quen-
tell und Ulrich Zell in Köln, Ludwig Hohenwang in Augsburg, dessen breit gezeich¬
netes kleines Alphabet der Gotico-Antiqua von kurios komponierten Renaissance-
Versalien mit bizarrer Zeichnung der Buchstaben A, G, H (Abb. 46) begleitet wird,
und viele andere mehr.
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