KAPITEL III. DIE DRUCKSCHRIFTEN DER RENAISSANCE
UND DES RENAISSANCETYPUS
MIT DER HUMANISTISCHEN MINUSKEL erreichte die Entwicklung der hand¬
schriftlichen Buch-Lateinschrift ihren Gipfel und im wesentlichen auch ihren Ab¬
schluß. Der Buchdruck wurde trotz aller Hindernisse, die ihm gerade in Italien die
Liebhaber des schönen Buches in den Weg stellten, am Ende des 15. Jahrhunderts
zur hauptsächlichen und künftig einzigen Technik der Buchproduktion, und seine
technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten hatten von dieser Zeit an entschei¬
denden Einfluß auf die Gestaltung der lateinischen Buchschrift. Der Beginn dieser
Entwicklung der Druck-Lateinschrift im engeren Sinne ähnelte in manchem den An¬
fängen der Entwicklung der gotischen Druckschriften. Die Drucker der Inkunabelzeit
waren aber in der Reproduktion der formalen gotischen Handschriftenschriften der
Kodizes um vieles glücklicher; schon in den äußersten Anfängen des Buchdrucks ge¬
lang es ihnen bekanntlich auf Anhieb, die Schrift ihrer Vorlagen außerordentlich
getreu nachzuahmen. Als sie sich dann aber ebenso an die Nachahmung humanisti¬
scher Handschriften machten, hatten sie merkwürdigerweise keine so glückliche Hand,
obwohl sie keine geringere Mühe aufwandten, um mit allem, der graphischen Ge¬
samtausstattung des Druckes und vor allem der Schriftzeichnung, den hohen Standard
der gleichzeitigen humanistischen handschriftlichen Buchproduktion zu erreichen. Be¬
sonders was die Nachahmung der humanistischen Minuskel betrifft, dauerte es ver¬
hältnismäßig lange, bevor über die Stufen der Entwicklung ein graphisch gleichwertiges
Abbild erreicht war; diese Entwicklungsstufen wurden hiervon zahlreichen gemischten
Schriften der gleichen Art repräsentiert, die den Übergang zur humanistischen Mi¬
nuskel bildeten. Ähnlich wie die ersten Humanisten, die sich nicht gleich zu Beginn
des Ballastes der gotischen Tradition zu entledigen vermochten, sahen sich auch die
ersten dieser Drucker, die sich um eine stilgemäße neue Druckschrift bemühten, sol¬
chen Schwierigkeiten gegenüber, und das vielleicht um so mehr, als sie allesamt
Deutsche waren, also Menschen eines Landes, wo die gotische Schreibtradition be¬
sonders fest verwurzelt war. Ebenso wie am Anfang der Entwicklung der humanisti¬
schen Schriften eine stilmäßig gemischte und uns bereits als littera fere humanistica
bekannte Schrift stand, kamen auch zu Beginn der Entwicklung der Druckschriften
des Renaissancetypus zahlreiche Übergangsformen zustande, die nunmehr unter dem
paläotypischen Terminus GOTI CO-ANTIQUA zusammengefaßt werden. Mit die¬
sem Sammelnamen ist also nicht die Schrift eines bestimmten zeichnerischen Typus
gekennzeichnet, sondern eine ganze Gruppe von Schriften, in denen Elemente beider
Stiltypen in sehr verschiedenen Verhältnissen vermischt sind. Es werden hier auch
Schriften eingereiht, deren gotischer Charakter noch sehr deutlich ist, ebenso wie
andere, die in dieser Beziehung häufig berechtigte Zweifel auslösen, wovon wir uns im
folgenden kurzen Überblick über die Schriften dieser so breit bemessenen Gruppe
noch mehrfach überzeugen werden.
Das erste in Gotico-Antiqua gesetzte Buch war anscheinend Peter Schöffers Du-
randus in der ersten Ausgabe aus dem Jahre 1459 (Abb. 44) und keineswegs die Summa
des Thomas von Aquino desselben Druckers, wie seine französischen Zeitgenossen
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