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ztccii lì /Wssótzxxu \rcv 'c^^yyciA¿ 32. Humanistische Kursiv des /5. Jahrhunderts. 72 HUMANISTISCHE KURSIV Schäfte der Buchstaben/und langes s typisch. Ein anderer solcher Buchstabe ist das g, Geburtsort der humanistischen Kursiv war ebenso wie bei der Minuskel zweifellos Wie es wohl schon dem Bemühen entsprang, auch mit der Schrift das Vornehme 73
dessen unterer Minuskelbauch sich entweder öffnet oder zur heutigen kursiven Schlinge
verändert. Im Alphabet der humanistischen Kursiv des 15. Jahrhunderts (Abb. 32)
erscheint aber manchmal noch die gotische Form des Buchstabens d, und der gotische
Einfluß äußert sich lange genug auch in einigen Buchstaben, die dem großen Alphabet
angehören.
Florenz, der Brennpunkt des Humanismus und Sitz einer berühmten humanistischen
Kalligraphieschule. Es kann auch kein Zweifel darüber bestehen, daß der Begründer
dieser Schule, Niccolò Niccoli, und andere gelehrte Humanisten und Repräsentanten
der Kalligraphie der italienischen Frührenaissance wie Poggio, Flavio Biondo, Giulio
Pomponio Leto oder Antonio Sinibaldi u. a. einen starken Einfluß auf die weitere
graphische Gestaltung dieser Kursiv hatten, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts im
wesentlichen fertig war. Zur raschen Entwicklung und Verbreitung der humanisti¬
schen Kursiv trug insbesondere die durch die erhöhte Agenda der römischen Kurie
hervorgerufene Kanzleireform unter dem Papst Eugen IV. (1431-1447) bei, der es für
zweckmäßig hielt, die Abfassung feierlicher Bullen von jener der weniger außerge¬
wöhnlichen Breven zu trennen. Die päpstlichen Urkunden dieser ersten Art wurden
in einer Kursiv des gotischen Typus geschrieben, aus der sich die uns bereits als lettera
di bolle bekannte charakteristische Skriptform entwickelte. Für die zweite Gattung,
die eine größere Schnelligkeit der Expedition erforderte, wurde eine besondere Ab¬
teilung eingerichtet, in der während des Pontifikates des folgenden Papstes Nikolaus
V. (1447-1455) eine viel einfachere humanistische Kursiv eingeführt wurde. Diese
Schreibpraxis wurde in der päpstlichen Kanzlei dann in der Tradition eigener ty¬
pischer Formen jeder dieser beiden Urkundenarten fest stabilisiert.
dieses hohen Amtes auszudrücken, behielt die humanistische Kursiv aus der Feder der
Schreiber der päpstlichen Kanzlei eine gewisse Förmlichkeit, um sich zum charakte¬
ristischen Typ einer Schrift zu entwickeln, die als LETTERA DI BREVI bezeichnet
wurde. Es war dies schon zu Beginn eine sehr reine und eigentümliche Form der la¬
teinischen Kursiv mit leicht geneigter Schriftachse und charakteristischer Zeichnung
des verengten Schriftbildes. Im Lauf des 16. Jahrhunderts erhielt die Schrift der
päpstlichen Breven (Taf. XXIII.) schon jenen definitiven und standardisierten Duktus,
der sich durch außergewöhnliche Gefälligkeit und Lesbarkeit auszeichnet. Für das
Alphabet dieser Kursiv (Abb. 33) ist dann die Formung der verhältnismäßig langen
Oberlängen der Buchstaben b, d, h und / besonders kennzeichnend ; sie werden nach
rechts gebogen und häufig keulenartig verstärkt. Dagegen sind die ebenso endenden
nach unten verlängerten Schäfte der Buchstaben j, p, q, f und langes s nach links
gebogen. Das a ist natürlich in der einbäuchigen Kursivmodifikation vertreten. Eine
doppelte Form hat manchmal das d, das sowohl in seiner humanistischen, als auch in
seiner rundgotischen Form mit deutlicher Schlinge vorkommt, zu der sich auch das
untere Bäuchlein des g verändert hat. In der Zeit vom 16. zum 18. Jahrhundert, als
die lettera di brevi die Schrift der päpstlichen and anderer kirchlicher Kanzleien war,
unterlag die Zeichnung dieser Kursiv natürlich gewissen Zeiteinflüssen, aber im we¬
sentlichen erhielt sie sich ihr typisches Aussehen, auch wenn sie einmal mit einer
stärkeren und dann wieder mit einer geringeren Neigung der Schriftachse oder sogar