KONKLUSION
heranreift. Wird es die Grotesk-Antiqua sein, eine Antiqua ohne Serifen, eine Kreu¬
zung der klassizistischen Antiqua mit der Grotesk, wie zum Beispiel Paul Renner
meint? Seiner Meinung nach ist die Grotesk-Antiqua eigentlich ein Kind unserer Zeit,
sie entspricht dem lebendigen Stilgefühl unserer Tage und ist also jene Form, die uns
nach einem ganzen Jahrhundert des Historismus schließlich zu einem neuen, mo¬
dernen schriftkünstlerischen Stil führt. Wenn es auch scheint, daß die Aussichten der
weiteren Entwicklung unserer Schrift in dieser Richtung recht vielversprechend sind,
vermag ich dennoch der Rennerschen Ansicht inzwischen nicht ohne den Einwand
zuzustimmen, daß keine der mir bisher bekannten Grotesk-Antiquaschriften auch nur
im entferntesten die an eine Schrift gestellten allseitigen Anforderungen erfüllt, be¬
sonders hinsichtlich einer Verwendung als Buchschrift. Man muß also mit einem end¬
gültigen Urteil wahrscheinlich noch die Zeit abwarten, bis auf diese oder jene Weise
eine neue Form entsteht, die so vollendet ist und im Vergleich zu den Schriften der
Vergangenheit solche Vorzüge aufweist, wie sie etwa die moderne Technik der poly¬
graphischen Industrie gegenüber der Drucktechnik des 15. und 16. Jahrhunderts kenn¬
zeichnen, oder endlich sogar gegenüber der Schreibtechnik der Kopisten handschrift¬
licher Kodizes, Eigenschaften mithin, die eine Garantie dafür sind, daß diese Schriftform
sich als adäquates Werkzeug der modernen Zivilisation und Kultur einlebt, als un¬
trennbarer Bestandteil des modernen Lebensstils.
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