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354. Manuscript. O. Menhart, ід4з; Prager Schriftgießerei.
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MODERNE TSCHECHISCHE SCHRIFTKUNST
In der Reihenfolge, in der die Schriften Menharts der polygraphischen Industrie
zur Verfügung gestellt wurden, ist seine Manuscript die nächste Schrift, deren Zeich¬
nung 1944 beendet und von der Prager Schriftgießerei im Jahre 1945 herausgegeben
wurde (Abb. 354). Wie es schon die Bezeichnung ausdrückt, ist diese Menhartsche
'Antiqua' mehr eine Schreibdruckschrift, die bloße Reproduktion einer Schreib¬
schrift, als dem Sinn und der Form nach eine Druckschrift, die die Produktion von
Buchschriften seit der Zeit der Wiegendrucke annahm. Obwohl es sich hier um eine
Schrift von formalem Typus handelt, ist ihr unverhüllt kursiver Handschriftcharakter
das entscheidende Merkmal. Die Buchstaben sind mit freien, absichtlich unregelmä¬
ßigen Zügen der Feder geschrieben, wobei die Unregelmäßigkeit durch die schräge
Kontur der sich keilförmig verjüngenden Schäfte noch mehr betont wird. Ebenso
typisch ist der Handschriftcharakter der Serifen, die bei den Buchstaben F, P, T weit
nach rechts gezogen sind, und der demgegenüber nach links gezogenen Serife des
J. Der Versal U hat Minuskelform mit einseitigen Serifen. Den Versal und die kleine
Letter z charakterisierten auch in dieser Schrift die Menhartsche Krümmung des
unteren Querbalkens. Das kleine Alphabet mit dem im Verhältnis zu den quadrati¬
schen Versalien schmalen Schriftbild kann man sodann dem Stil nach als freie mo¬
derne Paraphrase der humanistischen Minuskel bezeichnen, aber eher von einem un¬
formalen rustikalen als kalligraphischen Typus. Zur Schreibkunst dieser Periode bekennt
sich die Manuscript nicht nur mit einigen Einzelheiten der Schriftzeichnung, z. B.
den beiderseitigen oberen Serifen des M und dem mäßig geneigten Querstrich des e,
sondern auch mit der geringen Höhe der Versalien, die nur ungefähr in die Hälfte
des Raumes zwischen der mittleren Schrifthöhe und der Höhe der Oberlängen reichen.
Im Satz zeichnet sich diese Schrift, der Menhart im Jahre 1946 noch eine kursive
Ergänzung hinzufügte, durch nicht alltägliche individuelle kalligraphische Qualitäten
aus, aber ihre Verwendungsmöglichkeiten sind dennoch recht beschränkt, wie es bei
einer von vornherein für besondere Gelegenheiten konzipierten Schrift auch gar nicht
anders sein kann.
Während die Manuscript bis vor kurzem die letzte Menhartsche Schrift auf dem
tschechoslowakischen Schriftgußmarkt war, schuf Menhart einige weitere Schriften,
von denen mehrere nicht für die heimische Typographie bestimmt waren oder darin
noch nicht zur Geltung kamen. Darum seien von diesen Schriften nur die Hollar ge¬
nannt, die Menhart 1939 für den privaten Drucker Jaroslav Picka ausarbeitete, weiter
die Tschechische Unziale (Ceská unciála), deren Zeichnung im Jahre 1944 und deren
Schnitt 1948 für den Verleger Bohumil Janda in Prag fertiggestellt wurden und die
später in der Gießerei der Prager Staatsdruckerei herauskam (Abb. 299), und insbe¬
sondere die Antiqua Victory, die er mit einer halbfetten Variante und einer Italika in
den Jahren 1942-1943 ausarbeitete und die 1947 von der amerikanischen Intertype
Co. für Zeilengußmaschinen zubereitet wurde. Erst in jüngster Zeit ist der heimische
Buchdruck durch eine Neuheit in Form der Antiqua Figurai bereichert worden, die
1940 nach Menhartschen Entwürfen von der Staatsdruckerei in Prag hergestellt wurde
(Abb. 355). Obwohl das Schreibprinzip natürhch auch bei dieser Antiqua nicht verlas¬
sen wurde, nähert sich ihre Zeichnung doch in vielem dem traditionellen Standard der
Buchdruckschriften. In den quadratisch proportionierten Versalien fesseln als Novum
bei Menhart vor allem die flachen haardünnen ungekehlten Serifen, die auch im
kleinen Alphabet Verwendung finden. Beim Buchstaben Z verzichtete der Autor auf
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