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34g. Grégr-Romana. К. Dyrynk; Schriftgießerei A. Grégr. ідз<з.
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MODERNE TSCHECHISCHE SCHRIFTKUNST
Romana auch dekorativ wirkt, ist sie dafür bestimmt keine unauffällige Schrift und
daher im üblichen Buchsatz nur schwierig zu verwenden. Nichtsdestoweniger waren
diese drei Schriften Dyrynks unzweifelhaft Beiträge zur entstehenden modernen tsche¬
chischen Schriftkunst, und Karel Dyrynk erhöhte damit nicht unbeträchtlich seine
ohnedies schon großen Verdienste als Pionier einer guten tschechischen Typographie,
die er unermüdlich sowohl durch seine umfangreiche und beispielhaft praktische Tä¬
tigkeit, als auch durch seine zahlreichen Fachpublikationen propagierte. Als Ergänzung
zum schriftkünstlerischen Prohl Karel Dyrynks seien noch seine zwei Zeitungstitel¬
schriften für die Grégrsche Gießerei erwähnt, die Biblische Schrift (Biblické písmo)
von 1933 im alten venezianischen Stil für den Amateurdrucker Jaroslav Picka, die
ebensowenig auf den Markt kam wie die Копйрек-Italika von 1946 und die hethitischen
Hieroglyphen, die Dyrynk in einer Anzahl von mehr als sechshundert Zeichen 1933 als
Entwürfe für den Druck wissenschaftlicher Literatur in der Staatsdruckerei vorbereitete.
Das SchriftschafFen aller jener, die an dieser Stelle bisher im Zusammenhang mit
den Bemühungen um eine tschechische moderne Schrift genannt wurden, lag nur am
Rand des Hauptbereichs ihrer Tätigkeit, die es ihnen nicht gestattete, sich voll der
Schriftkunst zu widmen. Der erste, der sein gesamtes Interesse und seinen ganzen
schöpferischen Ehrgeiz ausschließhch der Schrift zuwandte, ist Oldf ich Menhart ( 1897-
1962), der sich von der Arbeit am Setzkasten durch seine arbeitsreiche Ausdauer bis
zur Stellung einer international anerkannten schriftkünstlerischen Kapazität empor¬
arbeitete. Obwohl er immer zugleich den Reihen der Verfechter der Morrisschen
Wiedergeburt der Typographie und der Rückkehr zu den kalligraphischen Wurzeln
der typographischen Schriftkunst angehörte, fiel ihm bei seinem Bemühen um eine
tschechische moderne Schrift der Durchbruch merkwürdig schwer, und es ist be¬
zeichnend, daß seine erste Schrift nicht in der Heimat, sondern jenseits ihrer Grenzen
erschien. Die Menhart-Antiqua (Menhartova antikva) - wie sein schriftkünstlerisches
Debüt von 1930 heißt -, deren technische Ausführung die Bauersche Gießerei in Frank¬
furt 1932 vollendete, ist somit die erste tschechische Druckschrift, die sich in der
schweren internationalen Konkurrenz ihren Platz sichern konnte, und diese Tatsache
ist zweifellos von nicht geringer Bedeutung (Abb. 350). Hinsichthch des tschechischen
Charakters seiner Antiqua verrät uns Menhart jedoch, daß er - abgesehen von der
Anerkennung dieses nationalen Wesens durch ausländische Fachleute - bei sich selbst
nicht sicher war, ob diese und seine nächsten Schriften wirklich ein Ausdruck tsche¬
chischen Geistes und tschechischer Form in der Buchschrift waren. In Übereinstim¬
mung mit diesen eigenen Zweifeln Menharts meine ich, ohne damit irgendwie den
Wert und die Bedeutung des Erfolgs seines Werkes unterschätzen zu wollen, daß der
Hauptgrund dafür nicht so sehr die nationale Besonderheit des Schnittes der Menhart-
Antiqua ist, sondern vielmehr gerade die formale Zugehörigkeit zur internationalen
schriftkünstlerischen Schule, die Übereinstimmung des graphischen Aufbaus ihrer
Schriftzeichnung mit den immer noch überwiegenden Tendenzen der internationalen
Schriftkunst, vor allem mit der kalligraphischen Orientierung der ausklagenden, in
historische Vorlagen verhebten europäischen Schrifterneuerungsbewegung. Ein weite¬
rer und begreiflicherweise viel bedeutenderer Faktor dieses ersten Menhartschen Erfol¬
ges war die wirklich virtuose zeichnerische Vollkommenheit seiner Schrift, mit der
er von Anfang an dem Vergleich mit der Schriftkunst der führenden Meister der Welt
standzuhalten vermochte. Während diese jedoch in ihren Schriften neueren Datums
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