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345. Smjitf И^исЫал'. К. Svolinsky; engl. Monotype, ідзз.
MODERNE TSCHECHISCHE SCHRIFTKUNST
des e verbunden wäre. Der Tusar-Antiqua wurde die Ehre zuteil, die erste tschechische
Schrift für Setzmaschinen in der technischen Ausführung der Fabrik Monotype zu
sein. Die kritisierten Besonderheiten der Zeichnung seiner Antiqua beseitigte Tusar
im Jahre 1936 selbst, indem er traditionell geformte Varianten zu seinen ursprüngli¬
chen, kursivgestalteten Lettern entwarf, wodurch er die Verwendungsmöglichkeiten
seiner Schrift im laufenden Satz erhöhte. Inzwischen schuf Tusar jedoch im Jahre 1930
eine weitere Schrift für die erwähnte Prager Industriedruckerei, eine Neorenaissance-
Akzidenz-Antiqua mit so schwach angedeuteten Serifen, daß sie auch als Grotesk-
Antiqua bezeichnet werden könnte.
Die dritte Schrift anläßlich der Pariser Weltausstellung von 1925 fertigte ebenfalls
die Industriedruckerei für den Druck von K. H. Machas romantischer Dichtung Máj in
einem außergewöhnlich großen Format an. Autor der Schriftzeichnung war ein junger
Schüler der Kunstgewerbeschule namens Karel Svolinsky, dem jedoch in Bezug auf
die Realisierung von Entwürfen für typographische Schriften mehr Glück beschieden
war als seinen Lehrern. Die Svolinsky-Antiqua, in einem einzigen Schriftgrad hergestellt
und zum Druck eines einzigen Werkes bestimmt, um danach wieder eingeschmolzen
zu werden, ist nicht nur aus diesem Grund bemerkenswert, sondern auch als Zeugnis
für den jugendlichen Mut, der nur wenig auf die traditionelle Konvention Rücksicht
nahm (Abb. 344). Darum ist auch in der Schrift Svohnskys von der Schriftkunst und
dem Historismus Morris' und Johnstons keine Spur mehr übrig, seine Schriftzeich¬
nung will neu und möglichst unabhängig sein. Das ist allerdings ein sehr schwieriges
Vorhaben, und darum verwundert es nicht, daß die Svolinsky-Antiqua dennoch in
vielem an Vorlagen aus der älteren und jüngeren Geschichte der Lateinschrift erin¬
nert; so muß man zum Beispiel am Gesamtaussehen der fetten, sehr kontrastreichen
Schriftzeichnung die Verwandtschaft mit der fetten klassizistischen Antiqua oder der
Schriftkunst des späten Roms aussetzen. Allerdings bewegt sich Svolinsky in Einzel¬
heiten der Schriftzeichnung sehr frei. Wo er das nicht für nötig hält, läßt er von den
Serifen überhaupt ab, oder er läßt nur kurze einseitige Serifen übrig. Während man
hinsichthch der Zeichnung einzelner Lettern nicht immer mit Svolinsky übereinstimmen
mag, kann man andererseits seiner Schrift eine bemerkenswerte graphische Wirkung
im Satzspiegel jenes großen Schriftgrades des Unikatabgusses nicht absprechen. Darum
muß man bedauern, daß sich Svolinsky nach dieser Probe nicht intensiver dem er¬
wähnten Wirkungsbereich widmete. Sein einziges schriftkünstlerisches Werk aus der
folgenden Periode ist eine Schreibdruckschrift aus dem Jahre 1933 (Abb. 345), eine
senkrechte, nüchtern dekorative Schrift für die Fabrik Monotype in London, die sie
unter der Bezeichnung Wenceslas herausgab.
Alle ersten modernen tschechischen Druckschriften aus der Zeit um 1925 wurden
nach einem noch recht primitiven technischen Verfahren hergestellt, und erst nach¬
dem die Gießerei der Staatsdruckerei in Prag eine Graviermaschine erworben hatte,
war eine schnellere Entwicklung der tschechischen typographischen Schriftkunst zu
erwarten. Der erste, der diese technische Verbesserung der Staatsdruckerei benutzte,
war deren eigener Direktor Karel Dyrynk (1876-1949), der seine erste Schrift zwar
schon zuvor im Entwurf vollendet hatte, aber ihrer übermäßigen Dekorativität wegen
keine Möghchkeit einer schriftgießerischen Ausführung sah. Die zweite Schrift Dy-
rynks, die er bereits für realisierungswürdig hielt, war 1927 im Entwurf beendet und
wurde dann unter der Bezeichnung Malostranská antikva (Kleinseitner Antiqua) von
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