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гду. Columna. Max Caflisch, ig48; Bauersche Gießerei.
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2g8. Hammer-Unziale. V. Hammer; Gebr. Klingspor, ідгз.
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гдд. Tschechische Unziale. 0. Menhart, ig44; Gießerei
der Staatsdruckerei in Prag.
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MODERNE AKZIDENZSCHRIFTEN
Typefounders Association) und Hadriano Stone Cut von 1934 (Lanston Monotype).
Ähnliche Schriften besitzen auch einige europäische Schriftgießereien, z. B. die Firma
Stephenson Blake das Versalienalphabet Ganton aus dem Jahre 1927, eine sehr getreue
Replik der klassischen scriptura quadrata mit Ausnahme des Buchstabens U, der hier
in seiner Minuskelform vertreten ist. Schön und für die klassischen römischen In¬
schriften besonders charakteristisch sind die im Umriß von Jan van Krimpen ge¬
zeichneten Open Kapitalen der Haarlemer Schriftgießerei Joh. Enschedé en Zonen aus
dem Jahre 1928. Von den spätrömischen Inschriften mit verborgenen Serifen zu seicht
gekehlten Schäften ließ sich B. Wolpe bei der Zeichnung der Versalien Albertus für
die englische Fabrik Monotype in den Jahren 1932-1940 inspirieren und fügte ihnen
noch ein gleich konzipiertes kleines Alphabet hinzu. Aus dem Studium der klassischen
Form der römischen Monumentalschrift ging das Majuskelalphabet Michelangelo Her¬
mann Zapfs in der Ausgabe der Firma Stempel von 1950 hervor, nichtsdestoweniger
hat die Ausführung seiner Zeichnung einen im ganzen deutlichen Schreibcharakter.
Durch Kombination zeichnerischer Elemente der epigraphischen Majuskel und der
Quadratmajuskel der Buchkodizes des frühen Mittelalters entstand die Schrift Sistina,
ein weiteres Ensemble von Versalien Hermann Zapfs in der Ausgabe derselben Schrift¬
gießerei von 1952. Aus dem Jahre 1948 stammt die ebenso lichte Konturschrift Co¬
lumna, eine besonders beispielhafte Paraphrase der klassischen Monumentalmajuskel
mit kleinen Serifen, die Max Caflisch ursprünghch für die ausschheßhche Verwendung
eines schweizerischen Verlages schuf; später wurde sie jedoch auch von der Bauer-
schen Gießerei herausgegeben (Abb. 297). Etwas früher entstand das Majuskel¬
ensemble Felix Titling der Firma Monotype (Abb. 300), mit dem in der modernen
Akzidenztypographie Renaissancevarianten der altrömischen Muster in der etwas mo¬
dernisierten Kopie der Schrift Fehce Felicianos von 1463 vertreten sind.
Das moderne Akzidenz-Schriftschaffen schöpfte unter dem Einfluß des Historismus
der Johnstonschen Kalligraphieschule aus der Buchschriftkunst vom Altertum bis zur
Renaissance, und darum bilden auch die modernen Akzidenzrepliken und -paraphrasen der
alten handschriftlichen Buchschriften eine recht zahlreiche Gruppe, obwohl die Muster aus
dem Altertum und frühen Mittelalter in dieser Beziehung meist übersehen wurden.
Eine Ausnahme sind hier nur die verschiedenen Versionen der Unziale, die aber
größtenteils recht frei konzipiert und modernisiert wurden, wie z. B. die Hammer-Un-
ziale, eine sonst sehr interessante Zeichnung Victor Hammers, die die Schriftgießerei
Klingspor in Offenbach am Main im Jahre 1923 herausgab (Abb. 298). Diese sehr
häufig auftretende Schrift wurde in letzter Zeit aus der tschechischen Akzidenztypo¬
graphie durch eine analoge Unziale tschechischen Ursprungs verdrängt, eine Schrift
O. Menharts (Abb. 299), auf den wir bei der Übersicht über die tschechische moderne
Schriftkunst noch zurückkommen werden. Eine weit getreuere Replik einer Unziale
mit schräger Schattenachse schuf S. H. De Roos mit seiner Schrift Libra, die 1937 von
der Firma Lettergieterij Amsterdam herausgegeben wurde. Eine freiere Paraphrase
der Unziale ist sodann die Schrift Solemnis der Schriftgießerei Berthold aus dem Jahre
1954, die G. G. Lange für diese mit individuellem kalligraphischem Duktus vorbe¬
reitete. Sehr viele Akzidenz-Kopien und -Paraphrasen wurden aber auch nach ver¬
schiedenen Schriften aus der gotischen Periode hergestellt, aber diese hegen schon
jenseits unseres Interessengebiets, und nur sehr selten treffen wir sie heute in der
modernen Typographie an, abgesehen vielleicht von Modifikationen der älteren
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