DIE LATEINSCHRIFT DER GEGENWART
Kursive, wodurch sich die alten Schriften dieser Art auszeichneten. Das alles vermag
aber die vielseitigen Qualitäten der Fairfield als Buchschrift nicht zu verringern, und
ähnliches gilt auch für ihre Variante Fairfield Medium aus dem Jahre 1945. Sehr be¬
merkenswert ist ebenfalls Rûzickas jüngere Primer in der Ausgabe der Fabrik Linotype
aus dem Jahre 1951. Ähnlich wie Dwiggins Caledonia kann auch diese Schrift unter
die neoklassizistischen eingereiht werden, sie hat ebensolche flache Serifen, die grö߬
tenteils ohne Kehlung sind, in der Italika zeigt sie jedoch einige nichtklassizistische
und eher Schreibmerkmale des Duktus. Im Satz kommt Rûzickas meisterhafte Zeich¬
nungin einer beachtlichen Ausgewogenheit der Proportionen der Antiqua und Italika
und in einer guten Lesbarkeit auch der kleinsten Schriftgrade zum Ausdruck.
Unter den modernen englischen Buchschriften ist mit Recht die schöne Antiqua
Perpetua der Monotype-Gesellschaft die berühmteste; sie wird allgemein als beispiel¬
haftes Muster des modernen Schriftschaffens der Welt hervorgehoben (Abb. 282). Sie
ist ein Meisterwerk des Bildhauers, Graphikers und Schriftkünstlers Eric Gill, der
daran von 1925 bis 1930 arbeitete, da das ganze Ensemble endlich mit den entspre¬
chenden Ergänzungen der notwendigen zeichnerischen Modifikationen ausgestattet
war. In diesen ganzen fünf Jahren Experimentierens brachte Eric Gill mit der Antiqua
Perpetua schließlich in der Tat eine unzweifelhaft schöne und individuelle Schrift
hervor, in der sich nicht nur seine Erfahrungen als Bildhauer monumentaler Inschriften
äußerten, sondern auch jene aus seinem vorangegangenen parallelen typographischen
Schriftschaffen. Darüber hinaus gelangte er auf diese Weise zu einer Schrift von her¬
vorragender Satzqualität, doch bleibt ständig die Frage offen, ob es ihm gleichzeitig
gelang, auch zu einem wahrhaft modernen schriftkünstlerischen Ausdruck vorzustoßen.
Auf die so gestellte Frage gibt es leider nur eine negative Antwort, falls man als Mo¬
dernität nicht die bloße, in diesem Fall bestimmt meisterhafte Synthese des Besten
ansehen will, was die Geschichte der Lateinschrift in graphischer Beziehung bisher
erbrachte. Das machte sich schon in der Konstruktion der Gillschen Versalien geltend,
die die Ordnung der klassischen römischen Monumentalmajuskel (zum Beispiel beim
E und F) mit jener der mittelalterlichen Kalligraphie (beim U) und der Antiqua des
aldinschen Typus (wie in der Zeichnung des M) auf eine glückliche Weise kombinieren.
Das kleine Alphabet ist sodann eine feinziseherte, in vielen Fällen vereinfachte Modi¬
fikation der Renaissance-Antiqua. Was die Serifen betrifft, hält sie Gill in der Buch¬
schrift für unvermeidlich; beide Alphabete der Perpetua sind mit scharf geschnittenen
geraden Serifen versehen, die einerseits an die klassischen Muster der Inschriften,
andererseits an die barocken Antiquaschriften des Übergangstypus erinnern. Obwohl
die Perpetua auch mit der Farbverteilung an diese Antiquaschriften gemahnt, über¬
wiegt nichtsdestoweniger in der Gesamtheit der Renaissancecharakter, der von der
schrägen Schattenachse unterstützt wird, und aus diesem Grund kann man schließlich
die Perpetua ab Antiqua im alten Stil der Renaissance, also als Neorenaissance-
Antiqua bezeichnen. Die Antiqua Perpetua wird von einer Italika begleitet, die oft
selbständig unter dem Namen Felicity angeführt wird, einer merkwürdigerweise sehr
unkursiven Schrift, die jenen geneigten Schriften ähnelt, wie sie Gill häufig für In¬
schriften in Stein verwendete. Ihre Serifen wirken scharf ziseliert, als wären sie mit
dem Meißel des Bildhauers gehauen, und die Zeichnung der meisten Buchstaben
unterscheidet sich von denselben Buchstaben der Antiqua lediglich durch ihre Neigung.
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ABCDEFGHIJJKLMNOPQRSTUV
WXYZ&12345678abcdeffggbijjklmno
ppqqrstuvwxyyzfiflffffiffli2345678:;i-'?!
ABCDEFGHIJJKLMNOPQRSTUV
WXYZ&i 2345678 ahcdeffgghijjklmno
ppqqrstuvwxyyz
гуд. Fairfield. R. Rùzicka; am. Linotype, ідзд.
ABCDEFGHJKLMNOP
QRSTUVWXYZ abcde
fghijklmnopqrstuvwxyz
280. Solus type. E. Gill; engl. Monotype ідгд.
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZab
cdefghijklmnopqrstuvwxyz 1234567890
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ abc
defghijklmnopqrstuvwxyz
281. Aries type. E. GUI, ідзг. Stourton Press.
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