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ABCDEFGHIJKLMN
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2j8. Centaur Roman - Arrighi Italic. B. Rogers & F. Warde,
іді4~ід2д; am. Monotype, ідзі.
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MODERNE BUCHSCHRIFTEN
waren. Eine der berühmtesten dieser modernen amerikanischen Buchschriften, die
Centaur von Bruce Rogers, ist hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit umstritten und wird
manchmal den Repliken der Antiqua Nicolas Jensons zugeordnet (Abb. 278). Sie ist
zwar nur eine neue Version von Rogers Jenson-Kopie Montaigne aus dem Jahre 1902,
wurde aber 1914 so gründlich überarbeitet, daß sie aufhörte, eine Kopie zu sein. Sie
ist im Schnitt Robert Wiebkings nicht nur viel Achter und schärfer als die Antiqua
des Eusebius aus dem Jahre 1470, sondern entfernt sich auch in den Proportionen und
der Zeichnung der einzelnen Buchstaben, vor allem der nichtvenezianischen Form
des Versals M ohne ins Innere des Schriftbildes überzogene obere Serifen, weitgehend
vom Charakter der Schriften des 15. Jahrhunderts. Diesen Charakter verlor die Schrift
Centaur - so benannt nach ihrer ersten Verwendung für den Privatdruck einer Über¬
setzung des gleichnamigen Werkes von Maurice Guerin - noch mehr, als sie in den
Jahren 1928-1929 für die Setzmaschine Monotype zugerichtet wurde. Bei dieser Ge¬
legenheit ergänzte man sie durch die Italika Arrighi, deren kleines Alphabet Frederic
Warde 1925 nach der Italika Ludovico Vicentinos aus der ersten Hälfte des 16. Jahr¬
hunderts zeichnete. Freier konzipiert sind in diesem Falle die Versalien, die - wenn
es sich um eine wirkliche Kopie der Vicentinoschen Italika handeln würde - senkrecht
stehen müßten.
Ganz anders orientierte sich Oswald Cooper bei der Zeichnung seiner in Europa
recht verbreiteten Schrift, die unter dem Namen Cooper Old Style in den Jahren 1919-
1924 von der Schriftgießerei Barnhart Brothers & Spindler in einer großen Serie von
Modifikationen herausgegeben wurde. Diese Schrift setzte die Tradition der beliebten
älteren Ohio fort, kam ebenso wie diese Schrift im alten Stil mehr im Akzidenzdruck
als in der Buchtypographie zur Geltung und veraltete nicht minder schnell. Unter
den jüngeren amerikanischen Buchschriften, die mehr Aufsehen erregten und dauernd
Wurzel faßten, verdient wenigstens die Schrift Electra Erwähnung, die der bekannte
Schriftkünstler William Addison Dwiggins im Jahre 1935 für Linotype zeichnete. Dem
Stil nach ist diese anmutige Schrift allerdings nur eine Antiqua im alten Stil. Am be¬
merkenswertesten ist wohl ihre Italika, die eine zeichnerisch völlig überreinstimmende,
nur geneigte Variante der Antiqua darstellt. Von anderen Vorbildern ließ sich W. A.
Dwiggins bei seiner Schrift Caledonia in der Ausgabe der amerikanischen und engli¬
schen Firma Linotype aus dem Jahre 1938 inspirieren. Diese Schrift gehört mit ihrer
nüchternen, nach einer vertikalen Achse modellierten Zeichnung, den flachen und
ziemlich starken, größtenteils ungekehlten Serifen und insbesondere mit dem klassi¬
zistischen Schnitt der Italika zu den neoklassizistischen Schriften, ist jedoch in dieser
Einteilung sicherlich eine der besten ihrer Art. Eine weitere Schrift von W. A. Dwig¬
gins für die Fabrik Linotype, die Eldorado aus dem Jahre 1951, ist aber wieder eine
Antiqua im Stil der Neorenaissance, ausgeprägt nach einer schrägen Schattenachse
modelliert, mit sehr stumpfen Serifen und einer stark der Renaissance verpflichteten
Italika, die manchmal sogar Schreibcharakter aufweist. Besondere Erwähnung ver¬
dient die in der Typographie der Welt sehr hoch geschätzte Schrift Fairfield, die im
Jahre 1939 der Tschechoamerikaner Rudolf Ruzicka für die Linotype-Gesellschaft
zeichnete (Abb. 279). Rûzicka (geb. 1883) schuf mit seiner Fairfield eine wirklich
schöne, ausdrucksvolle und eigenartige Schrift, die aber zweifellos ebenfalls von alten
Mustern abhängig ist. Besonders in der Italika betonte er unserer Beobachtung nach -
ganz entgegen den heute vorherrschenden Tendenzen - den Schreibcharakter und das
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