ABCDEFGHIJKLMNOPQ
RSTUVWXYZabcdefghijk
lmnopqrstuvwxyz;& 12345678
2y4. Village No. г. F. W. Goudy; Village Letter Foundery, 1932.
ABCDEFGHIJKLMNOPQ
RSTUVWXYZabcdefghijk
lmnopqrstuvwxyz 0^12345678
ABCDEFGHIJKLMHOP21
RSTUVWXrZabcdefghij\
lmnopqrstuvwxyz (£^12345678
275. Kennerley Old Style. F. W. Goudy; Village Letter Foundery, igu-1918.
ABCDEFGHIJKLMNOPQ,
RSTUVWXYZabcdefghijkl
mnopqrstuvwxyz&i 2345678
ABCDEFGHIJKLMNOPQ
RSTUVWXYZ abcdcfghijicl
mnoj>qrstuvwxyz& 12345690
губ. Deepdene. F. W. Goudy; Village Letter Foundery, ідгу-ідгв.
446
MODERNE BUCHSCHRIFTEN
Schriften kennengelernt, und später werden wir noch seine Akzidenzschriften an¬
führen; mit einer von diesen leitete Goudy allerdings 1896 seine schriftkünstlerische
Tätigkeit ein. Die erste seiner Buchschriften ist De Vinne Roman aus dem Jahre 1898,
die nicht sehr bedeutende Modifikation einer Antiqua des klassizistischen Typus. In
den Bann der Neorenaissancebewegung geriet Goudy bereits mit seiner nächsten Buch¬
schrift Pabst Roman von 1902, einer Antiqua im alten Stil von der Art der jüngeren
amerikanischen Schrift Ohio und der französischen Schrift Nicolas Cochin. Zu dieser
Antiqua zeichnete er dann für die American Typefounders im Jahre 1903 die zuge¬
hörige Italika. In diesem Jahr 1903 schuf Goudy für die eigene Druck- und Schriftgu߬
werkstatt Village Letter Foundery die Antiqua Village, eine meines Erachtens sehr
bedeutsame Schrift, da sich darin erstmalig in vollem Maße die schriftkünstlerische
Individualität Goudys äußerte, nämlich seine Vorliebe für die frühen Schriften des
Renaissancetypus, deren zeichnerische Ordnung er besser verstand als irgendein an¬
derer seiner Zeitgenossen. Besonderen Gefallen fand er an der Zeichnung des kleinen
Alphabets der Antiqua venezianischen Schnittes, deren e mit dem schrägen Querstrich
er dann beharrlich auch in seinen weiteren Antiquaschriften verwendete. Insgesamt
ist sie eine glückliche Kompilation von Renaissanceelementen, und damit ist sie auch
eine typische Neorenaissance-Antiqua im alten Stil. Auch Goudy selbst schätzte dieses
sein Jugendwerk zweifellos hoch ein, und darum kehrte er wohl auch nach Jahren zu
ihm zurück und führte es als revidierte Version Village Nr. 2 (Abb. 274) 1932 wieder an.
In den folgenden Jahren schuf Goudy eine ganze Reihe von Schriften verschiedener
Bestimmung und verschiedenen Niveaus, unter denen wenigstens das Ensemble Mono¬
type Nr. 38-E erwähnt sei, eine sehr ansprechende Antiqua im alten venezianischen
Stil aus dem Jahre 1908, die auch unter dem Namen Goudy Light bekannt ist. Von der
Renaissance-Antiqua des venezianischen Typus ist im kleinen Alphabet auch eine
weitere bedeutende Schrift Goudys inspiriert, die Kennerley Old Style von 1911 (Abb.
275). Mit ihrem großen Alphabet ist diese Antiqua eine Variation auf die alten
Schriften des französischen Renaissancetypus. Von niederländisch-englischen Schriften
der Spätrenaissance ist schließlich die zugehörige Italika inspiriert, mit der Goudy
diese Schrift für die Village Letter Foundery erst im Jahre 1918 ergänzte. Auch in
Europa begegnen wir ihr manchmal, aber meist unter der Bezeichnung Kentonian als
Ausgabe der Firma Intertype. Die berühmteste und verbreitetste Schrift Goudys ist
aber eine schöne Buchschrift für den Handsatz, Goudy Old Style, die 1915 für die Ame¬
rican Typefounders gezeichnet und auch von den Fabriken Monotype und Intertype
herausgegeben wurde; seit 1930 wurde sie in einigen der sechs Varianten, mit denen
M. F. Benton diese Schrift in den Jahren 1916-1918 ergänzte, von der ehemaligen
Schriftgießerei (Slévárna písem) in Prag unter der Bezeichnung Veneziana (Abb. 277)
abgegossen und geliefert. Schon aus der ursprünglichen Bezeichnung ist ersichtlich,
daß sich Goudy bei seiner Arbeit wissentlich an alte Vorlagen hielt - aber keineswegs
solche venezianischen Schnittes, wie das die tschechische Bezeichnung dieser Schrift
vortäuscht - und daß er durchaus die Absicht hatte, eine Schrift im alten Stil zu
schaffen. Das tatsächliche Ergebnis ist eine typisch moderne Neorenaissanceschrift des
aldinschen Typus, die jedoch in hohem Maße persönlich und für den Schriftstil
Goudys besonders charakteristisch ist. Wegen ihrer angenehmen, ausgeprägten und
gut lesbaren Zeichnung und ihrer außergewöhnlichen Satzqualitäten hat sie ihren
Ruhm und ihre allgemeine Beliebtheit sicherlich verdient, aber sie ist natürlich wieder
447