ABCDEFGHIJKLMN
OPQRSTUVWXYZ12
34567abcdefghijklmno
pqrstuvwxyz$i 234567
AB CDEFGHIIKLMNOPQRSTU
VWX YZ abcdefghijklm nopqrstuvwxyz
268. Caslon Old Face. Am. Linotype.
ABCDEFGHIJKLM
NOPQRSTUWXY
Z&abcdefghijklmn
opqrstuwyxz 123456
ABCDEFGHIJ KLMNOPQRST U VWX
YZ& abcdefghij klmnopqrstuvwyii 234563890
26g. Fournier. Engl. Monotype, ідг^.
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MODERNE BUCHSCHRIFTEN
ähnlichen Ursprungs ist z. B. die sehr beliebte Replik Plantin, die schon 1913 von der
englischen Gesellschaft Monotype herausgegeben wurde und sich heute im Besitz der
meisten Druckereien befindet (Abb. 267). Sie ist eine für viele Zwecke tatsächlich
außerordenthch geeignete Schrift, man kann sie aber kaum als schön bezeichnen,
wenn man sich ihre schwere und dunkle, völlig unfranzösische Zeichnung vergegen¬
wärtigt. Obwohl dies häufig geschieht, ist es bestimmt nicht angebracht, ihr als Vor¬
lage eine Antiqua des französischen Typus des 16. Jahrhunderts - die Schrift Gara¬
monds, Granjons und Guillaume Le Bés -zuzuschreiben. Es genügt, nur auf die stumpfe
Zeichnung des unschön symetrisch gespreizten Antiqua-Versals M hinzuweisen, auf
die sehr stumpfen Serifen und das ziemhch große Schriftbild der Minuskeln, um jeder¬
mann über den Irrtum dieser Typisierung aufzuklären. Um vieles französischer ist
merkwürdigerweise die Antiqua Romanee, die Jan van Krimpen 1928 als Ergänzung
jener Original-Italika Christoffel van Dycks zeichnete, die sich bis heute im Fundus
der holländischen Schriftgießerei Enschedé erhalten hat. Im übrigen wurden bekannt¬
lich alle Stempel dieses berühmten holländischen Stempelschneiders des 17. Jahrhun¬
derts mit dem Aufkommen einer neuen Stilform der Schrift vernichtet. Darum gab
der enghsche Zweig der Firma Monotype für die Liebhaber seines schriftschöpferi¬
schen Werkes 1935 in der Zeichnung Jan van Krimpens eine sehr schöne Rephk mit
der Bezeichnung Van Dyck Roman heraus, die aber meines Wissens außerhalb Eng¬
lands selten vertreten ist. Dafür begegnen wir in den Musterbüchern der Druckereien
sehr häufig der Schrift Janson, die die Schriftgießerei D. Stempel angeblich aus den
Originalmatrizen Antonius Jansons abgießt, eines niederländischen Stempelschnei¬
ders, der etwa in den Jahren 1660-1787 in der Erhardtschen Schriftgießerei in Leipzig
tätig war (Abb. 84). Wie hier bereits an entsprechender Stelle festgestellt wurde, hat
es sich gezeigt, daß die Angabe der Schriftgießerei irreführend ist, denn Autor dieser
Schrift war ohne jeden Zweifel Nikolaus Kiss (Kisch), ein ungarischer Schriftschnei¬
der, der im 17. Jahrhundert in Holland wirkte. Seine Schrift trägt alle Merkmale
einer beispielhaften holländischen Schrift des Spätrenaissancetypus und füllt als solche
sicher ehrenvoll die Lücke in dem vom Historismus gekennzeichneten Schriftenfundus
der zeitgenössischen Drucker. Sie ist natürlich auch in Matrizen für den Maschinen¬
satz zugänglich, einerseits in einer Replik der Firma Linotype aus dem Jahre 1932,
andererseits in einer solchen der Fabrik Monotype aus dem Jahre 1940. Die Replik
einer derartigen Schrift, die tatsächlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts von der Ehr-
hardtschen Schriftgießerei in Leipzig hergestellt wurde, gab die englische Firma Mo¬
notype im Jahre 1938 unter dem Namen Ehrhardt heraus; sie ist der Schrift Van Dyck
derselben Fabrik und der Schrift Janson der Firma D. Stempel zeichnerisch sehr
ähnhch.
Unter den Spätrenaissanceschriften des niederländisch-englischen Typus ist heute
die Antiqua und Italika William Casions am häufigsten, mit deren Wiedererweckung
in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Neorenaissance-Erneuerungsbewegung und der
typographische Historismus der modernen Zeit eingeleitet wurde. Diese Schrift ist
sowohl im Originalschnitt der Schrift Caslon Old Face zugänglich, die von der bis heute
bestehenden englischen Schriftgießerei Caslon und der amerikanischen Gesellschaft
Continental geliefert wird, als auch in zahlreichen Rephken, unter denen wahrschein¬
lich die Caslon 4yi der Firma American Typefounders aus dem Jahre 1859 die älteste
ist. Auch andere Fabriken haben sehr genaue Kopien auf Lager, wie die Ludlow True-
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