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265. Caractères Garamont. Deberny & Peignot, ідіЗ~ідзд-
MODERNE BUCHSCHRIFTEN
werden, wenn in ihrem Schriftmaterial nicht auch eine französische Renaissance-
Antiqua in Gestalt irgendeiner Garamondschen Replik entsprechend vertreten wäre.
Das neuzeitliche Interesse an schönen Druckschriften der französischen Renaissance
datiert seit 1898, als -wie wir wissen - anläßlich der Weltausstellung in Paris die staat¬
liche französische Druckerei Imprimerie Nationale im Jahre 1900 erneut das vermeint¬
lich Garamondsche Ensemble der Antiqua und Italika abgoß, das unter der Bezeich¬
nung caractères de V Université in ihren Lagern abgelegt war und erst neuerdings als jene
Schrift indentifiziert wurde, die Jean Jannon, ein Drucker und Schriftgießer in Sedan,
erst 1621 in seinem Musterbuch anbot. Diese Verwirrung in der Geschichte der Gara¬
mondschen Antiqua hatte eine nicht geringere in der Produktion der Schriftgießereien
in aller Welt zur Folge, die später unter Garamonds Namen massenhaft Schriften
herausgaben, die größtenteils Repliken der Schrift J. Jannons waren. Es gibt nur
wenig Ausnahmen, bei denen man als Vorlage eine französische Antiqua und Itahka
des 16. Jahrhunderts feststellen kann, und eine solche Ausnahme ist merkwürdiger¬
weise bereits die erste Garamond-Replik überhaupt, die im Jahre 1913 von dem nicht
sehr hervorragenden Pariser Schriftgießer M. Ollière herausgegebene Schrift Gara¬
mont. Erstmalig trat damit eine sehr getreue Kopie der französischen Renaissance-
Antiqua aus der Zeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit stark ausgeprägten
Merkmalen des frühen typographischen Schriftschaffens auf. Nach Jannons 'carac¬
tères de l'Université' zeichneten Morris F. Benton und Thomas M. Cleland in den
Jahren 1914-1918 eine weitere Garamond-Replik, die Garamond der Gesellschaft Ame¬
rican Typefounders. Wenn diese Kopie auch nicht in allem die ausgeprägte und
lebendige Zeichnung des Originals erreicht, weist sie nichtsdestoweniger doch seine
Qualitäten auf, zumindest was den Rhytmus der Komposition und andere Satzeigen¬
schaften betrifft. Im Jahre 1923 stellte diese Fabrik auch eine fette Variante ihrer Ga¬
ramond her, die Garamond Bold, die sie dann noch durch die lichte ornamentale Variante
Garamond Open ergänzte. In Europa gab die holländische Schriftgießerei Lettergieterij
Amsterdam 1917 ihre Garamont heraus (Abb. 262), ebenfalls eine sehr schöne Replik
der Jannonschen Antiqua und Italika. Kopien derselben Vorlage sind auch die Ga¬
ramond-Repliken der Schwesterfirmen Monotype in den Vereinigten Staaten und in
England. 1921 zeichnete der hervorragende Schriftkünstler Frederic W. Goudy die
amerikanische Version und gab ihr den Namen Garamont; er hatte mit diesem Werk
außergewöhnlichen Erfolg (Abb. 263). So sagt etwa Bruce Rogers von dieser Gara¬
mont, daß er sie für die erfolgreichste Reproduktion einer frühen Druckschrift hält,
die uns jemals ein moderner Zeichner bescherte. Mit dieser höchst autoritativen Be¬
wertung der amerikanischen Monotype-Kopie wird häufig zu Unrecht die Garamond
der englischen Firma Monotype aus dem Jahre 1923 in den Schatten gedrängt (Abb.
264), der ich persönlich wegen ihrer hervorragenden und sehr lebendigen Zeichnung
vor allem in der Italika und wegen der typisch französischen Behandlung aller Serifen
den Vorzug gebe. Die erste moderne Kopie einer wirklich Garamondschen Antiqua,
wie sie uns im Probenblatt des Frankfurter Schriftgießers Egenolff aus dem Jahre 1592
erhalten blieb, ist eine Replik des englischen Zweigs der Gesellschaft Linotype aus dem
Jahre 1924, die ihre Hersteller mit dem Namen Granjon bezeichneten, um damit den
Gipfel der Verwirrung zu erreichen. Vielleicht geschah dies aus kommerziellen Grün¬
den, weil es auf dem Weltmarkt des Schriftgusses wirklich zu viele Garamonds gibt
oder vielmehr weil der Autor dieser Rephk, Georg W. Jones, sich in der Zeichnung
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