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bcdefghijklmnopqrstuvwxyz
ABCDEFGHIJ KLMNOPQRST
UVWXYZ 1234567890 abcdefg
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abcdef ghijklmnopqrstuvwxyz
246. Cheltenham. B. G. Goodhue; am. Linotype 1896.
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UVXYZ abcdefghijklnopqrstuvwxyz
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW
JCYZ abcdefgnijklmnopqrstuvwxyz 1234567890
247. Ohio. ATF, vor igoy.
NEORENAISSANCE-ANTIQUA UND ITALIKA
Cheltenham zu ihrer Zeit in den fetten Varianten (Abb. 246). Aus solch einer fetten,
an die schweren rechteckigen Serifen der Egyptienne erinnernden Cheltenham wurden
damals nicht nur Akzidenzdrucke, sondern auch bibliophile Werke gesetzt. Im ge¬
wöhnlichen Satz gab man allerdings weniger fetten Varianten der Cheltenham den
Vorzug, die hin und wieder unter der Bezeichnung Cheltonian in Ausgaben für die
Setzmaschinen der Firma Intertype vorkommen. Aus dieser frühen Periode der so
orientierten amerikanischen Typographie kann man als recht bedeutungsvoll noch die
Schrift Ohio aus der Zeit um 1907 nennen, die seit 1912 auch von der Dresdener Firma
Schriftguß AG geliefert wird und der wir manchmal noch heute begegnen (Abb. 247).
Sie ist eine sehr frei konzipierte Kompilation zeichnerischer Elemente verschiedener
Schriften von Renaissanceschnitt, die sich durch die Biegung der oberen Serife des
Versals A, sowie kurze untere und sehr lange obere Minuskelschäfte auszeichnet. Die
kommerziellen Interessen der wachsenden amerikanischen Schriftgußindustrie zwan¬
gen zur Herstellung immer neuer und neuer Schriften, so daß ihre Produktion sich
bis zum ersten Weltkrieg sehr bunt gestaltete, was auch für die Buchschriften gilt. Der
Versuch, sich eine Übersicht über die weiteren, in Europa größtenteils wenig bekann¬
ten Schriften zu verschaffen, wäre für unsere Zwecke sicher überflüssig. Es genügt
wohl die bloße Feststellung, daß diese Produktion eine große Spannweite hatte, die
vom verhältnismäßig nüchternen Schnitt der bisher hier aufgeführten Schriften bis
zu der kurios archaisierenden, gleichsam grob in Holz geschnitzten Schrift Arlington
■ aus der Zeit vor 1907 reicht.
Das französische Schriftgußwesen blieb von den typographischen Neorenaissance-
tendenzen im ganzen unberührt, und deshalb war ihr Beitrag zur allgemeinen schrift¬
künstlerischen Wende recht gering. Man kann darum in Frankreich seit der Zeit
L. Perrins und T. Beaudoires bis zum ersten Weltkrieg keine Neorenaissanceschrift
von größerer Bedeutung verzeichnen, vielleicht mit Ausnahme der Schrift Cochin, die
die Pariser Schriftgießerei Deberny & Peignot 1912 in der Zeichnung G. Peignots
herausgab. Diese Schrift erinnert in vielem stark an die amerikanische Ohio, besonders
im handschriftlichen Duktus der Italika, wo sogar das d in der gotischen kursiven
Form vertreten ist. In der Antiqua hat sie ein besonders großes und breites Bild und
eine nicht sehr gelungene Zeichnung mehrerer Buchstaben, vor allem des Versals M
und der Minuskeln^ g xm&y. Trotz dieser Mängel war diese Schrift sehr erfolgreich,
wenn man danach urteilen will, daß sie in England seit 1925 von der Firma Stephenson
Blake gegossen und für den Maschinensatz seit 1927 auch von der Firma Monotype
herausgegeben wird. Noch freier und der amerikanischen Schrift Ohio in der Zeich¬
nung noch näher steht eine Variante der Schrift Cochin, die von der Schriftgußfirma
Deberny & Peignot unter der Bezeichnung Nicolas Cochin im Jahre 1913 herausge¬
geben wurde (Abb. 248). Es ist verwunderlich, daß gerade diese zeichnerisch so un¬
ausgeglichene Antiqua und Italika mit den übertrieben langen Schäften der Buch¬
staben b, d,f,h,k und / und mit den breiten scharfen Serifen der Versahen so allseitige
Beliebtheit in der Welt erringen konnte, daß sie in Lizenz auch außerhalb Frankreichs
erschien, gleich darauf bei der amerikanischen Gesellschaft ATF und seit 1922 unter
der Bezeichnung Sonderdruck-Antiqua auch bei der Frankfurter Schriftgießerei Ludwig
& Mayer. Unter dem Namen Gravure liefert sie auch die holländische Schriftgießerei
Lettergieterij Amsterdam. Trotz diesem Welterfolg ist diese Schrift nichts anderes als
eine recht kuriose Kompilation verschiedener Stilelemente, die mit dem französischen
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