TOSCANIENNE
magere Toscanienne (В, С). Die amerikanischen Schriftgießer produzierten sodann
eine etwas stärkere, aber plastische Toscanienne (I, K), die nichtsdestoweniger ebenso
zu den Skelett-Toscanienneschriften gehört, wie ihre nur wenig abweichende Analogie,
die um 1867 A. Wood in England besaß (L, M).
Von der Grundform anderer Akzidenzschriften ziemlich unabhängig ist in einigen
ihrer Varianten die spitze Toscanienne, eine Schrift mit scharfen und geraden Dornen
der Serifenabspaltungen. In sehr späten flachen Versionen, wie beispielsweise in der
Schrift der Firma Reed & Fox aus der Zeit um 1874 (Abb. 212 E, F), kann sie zwar
mit dem Kontrast zwischen den schwachen und fetten Zügen entfernt an die fette
klassizistische Antiqua erinnern, oder - durch die im Gegensatz dazu kontrastarme
Zeichnung - an die Egyptienne, wie zum Beispiel die spitze plastische Toscanienne
der Firma Miller & Richard etwa aus dem Jahre 1865 (C, D); gerade bei ihren
ältesten Beispielen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sucht man jedoch ähn¬
liche verwandtschaftliche Beziehungen vergeblich. Von dieser Art ist schon um 1841
die sehr plastische und dekorierte Toscanienne der englischen Firma Stephenson
Blake & Co (L, M) und die viel einfachere lichte deutsche Schrift aus annähernd
gleicher Zeit, bei der die scharfe Spaltung besonders beispielhaft ist (I, K). Bei man¬
chen derartigen Toscanienneschriften, wie bei der ornamentierten Variante der Firma
Miller & Richard um i860 (G, H), ist diese Spaltung sehr tief, und auch die Spitzen
der Abspaltungen sind hier in Übereinstimmung mit dem Charakter des Dekors ge¬
bogen. Andererseits aber können wir zu diesen Toscanienneschriften auch jene fran¬
zösische plastische und dekorierte Schrift (N, O) rechnen, bei der die Toscanienne-
Spaltung nur durch eine seichte konkave Höhlung angedeutet ist, die sich aber sonst
durch das deutlich Spitze nicht nur der Schriftkonstruktion, sondern auch der orna¬
mentalen Ergänzungen auszeichnet.
Auf einem der spitzen Toscanienne völlig entgegengesetzten Prinzip basiert die be¬
schnittene Toscanienne, bei der gerade diese Spitzen der Toscaniennespaltung horizontal
und manchmal auch vertikal beschnitten sind. Ihrer Herkunft nach ist sie eine fran¬
zösische Form, und ebenfalls in Frankreich entstand bereits um 1838 ihre dekorative
plastische Variante (Abb. 213 L, M). Diese schöne plastische Schrift, die heute im
Originalschnitt wiederum von der Pariser Firma Fonderie Typographique Française
geliefert wird, erzeugte in England seit 1845 auch Vincent Figgins in einer genauen
Kopie, die er in seinem Musterbuch als Parisian bezeichnet, welcher Name seit dieser
Zeit in der englischen Typographie manchmal auch für andere Schriften dieser Art
verwendet wird. Eine etwas einfachere und flächigere beschnittene Toscanienne dieser
Art besaß aber Wilson in England schon 1843 (C, D, E). Zu dieser auch in deutschen
und amerikanischen Musterbüchern vertretenen Schrift kommt 1854 mit Casions Tos¬
canienne eine sehr nahe flächige Variante (A, B). Eine etwas stärker abweichende,
abgeschnittene Toscanienne mit Anzeichen von Dreidimensionalität gab um 1861 die
Firma Miller & Richard heraus (F, H, I). In Frankreich hatte diese reizvolle und
eigentümliche Schrift Analogien auch in einfachen undekorierten Varianten, die aber
eben damit sehr viel von ihrer graphischen Wirkung einbüßten.
Die ornamentierten Imitationsformen unter den Toscanienneschriften vertritt die
Rollband-Toscanienne, die im 19. Jahrhundert in einigen Varianten englischer, deutscher
und amerikanischer Schriftgießer auftrat. Die reizvollste dieser Schriften, die vor¬
geben, aus Papier oder einem ähnlichen Material ausgeschnitten und am Kopf und
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