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20§. Egyptienne-Toscanienne mit kreisförmigen Serifen. К. W. Medau, vor 1850.
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206. Egyptienne- Toscanienne mit kreisförmigen Serifen, ig. Jahrhundert.
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20J. Egyptienne-Toscanienne mit horizontal gespalten Serifen, ig. Jahrh.
208. Pseudobarocke Egyptienne-Toscanienne. J. Man, um 1853.
20g. Pseudobarocke Egyptienne-Toscanienne. J. Wood, 1862.
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TOSCANIENNE
203 A, 204). und vor 1862 produzierte James Wood eine breite, lichte, doppelt schat¬
tierte Schrift derselben Art (Abb. 203 B). Ein unzweifelhaft der Egyptienne entspre¬
chendes Aussehen wiesen auch die Toscanienneschriften mit leicht gebogenen Serifen-
abspaltungen auf, wie etwa die stark ornamentale, breite und flächige Caslonsche
Schrift aus der Zeit um 1849 (Abb. 203 H, I), oder die noch dekorativere schmale
plastische Toscanienne desselben Typus und etwa derselben Periode (Abb. 203 E-G),
wie sie in französischen und deutschen Musterbüchern der Schriftgießereien vorkam.
Einen völlig eindeutigen Egyptiennecharakter hatten alle Toscanienneschriften mit
kreisförmigen Serifen, die anscheinend besonders in Frankreich beliebt waren und
deren Beispiele in den einzelnen Schriften unserer weiteren Proben angeführt sind
(Abb. 206). Die Buchstaben A-D vertreten hier drei verschiedene und verschieden
behandelte französische Schriften, bei denen die runde Spaltung unterschiedlich ge¬
formt ist und das bisher nicht besonders hervorgekehrte Bemühen zeigt, sich möglichst
dem Egyptienne-Prototyp zu nähern. Dieses Bemühen wird bei den weiteren, eben¬
falls in der französischen Typographie des 19. Jahrhunderts geläufigen Toscanienne¬
schriften deutlich, bei denen die Kreise der Serifen zu dicht an die Schäfte geklebten
Ovalen werden (Abb. 206 E-H). Solche Schriften kamen vor der Mitte des 19. Jahr¬
hunderts in stark plastischen Varianten vor, wie es etwa das F aus der Schrift der
französischen und deutschen Schriftgießer zeigt, einer Schrift, wie sie in England auch
Figgins im Jahre 1847 besaß. Solche Ovale traten aber auch in besonders typischen
flächigen Toscanienneschriften auf, bei denen die gesamte Kontur umstochen ist, wie
es uns die Buchstaben G und H einer Schrift zeigen, die Figgins bereits 1845 und etwa
zur gleichen Zeit auch Medau in Leitmeritz besaß, desgleichen französische und ame¬
rikanische Schriftgießer. In Medaus Musterbuch ist außerdem ein besonders schönes
Beispiel einer ausladenden plastischen, doppelt schattierten Toscanienne zu finden,
die eine Analogie der ringförmigen Serifen in den ovalen Anhängseln an der linken
Seite der Schäfte auf halber Buchstabenhöhe aufweist (Abb. 205). Verschiedene Mo¬
difikationen von Egyptienne-Toscanienneschriften mit ringförmigen Serifen finden wir
auch unter den jüngeren plastischen und flächigen Schriften dieses Typus, aber Bei¬
spiele ebenso gut geglückter könnten wir kaum noch entdecken.
Den deutlichsten Egyptiennecharakter tragen schließlich jene Toscanienneschriften,
bei denen die symptomatische Form der rechteckigen Serifen im wesentlichen erhalten
blieb. Diese Egyptienneserifen sind dann bei den meisten dieser Schriften auch hori¬
zontal gespalten, wie etwa bei den engen plastischen lichten oder auf verschiedene
Weise schraffierten Toscanienneschriften Vincent Figgins' aus den Jahren 1846-1847
(Abb. 207 А, С, E), und bei den ebenso behandelten Schriften aus der Medauschen
Werkstatt oder deutschen Gießereien (Abb. 207 B, F). Es ist interessant, daß die
englische Firma Wood & Steele erst im Jahre 1853 eine solche voll gefärbte Tosca¬
nienne herausgab (Abb. 207 I). Ein wenig später, um 1856, gab auch die Caslonsche
Schriftgießerei eine Schrift dieses Typus heraus. Sie war breit, reicher dekoriert und
unterschied sich hauptsächlich durch die horizontal nicht gespaltenen Serifen, die aber
die ursprüngliche, vertikal abgeschnittene Form aufwiesen (Abb. 207 D). Die Tosca-
niennespaltung ist hier aber mehr als beispielhaft.
Die reicher dekorierten und ornamentierten Egyptienne-Toscanienneschriften sind
merkwürdigerweise wenig zahlreich, und darunter gibt es in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts nur wenige Schriften, die man als pseudobarock charakterisieren
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