IJELHTOr QHS
ТПШ1Ш5
67890abcdef
gbij кішво pqr
itlTXfl
186. Französische schmale Italienne des ig. Jahrhunderts.
ЗЗ6
ITALIENNE
übrigen Europa und in Amerika einen fruchtbaren Boden. Noch in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts besaßen die französischen Schriftgießer und Medau in Leitmeritz
eine ornamentale Abwandlung in der plastischen positiven Italienne mit lichtem
Schatten, die amerikanischen und deutschen Schriftgießer besitzen sodann die gleiche
Italienne in umgekehrter Ausführung, mit lichtem Bild und schwarzem Schatten, und
die französischen Schriftgießer auch ihre schmale Variante, sowohl in der Grundform,
als auch in der plastischen lichten dunkelschattierten Form (Abb. 183).
Trotz ihres Augenblickserfolgs und ihrer schnellen Verbreitung überlebte diese ku¬
riose Schrift die Mitte des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich nicht lange, denn um diese
Zeit wird sie allmählich durch die jüngere Form der Italienne aus der Akzidenztypogra¬
phie verdrängt. Diese hat etwa den Schnitt, in dem sie die englische Firma Miller
& Richard sehr spät, um 1865, herstellte und in ihrem Musterbuch unter dem Na¬
men French Antique anbot. Wie bereits aus dieser Bezeichnung hervorgeht, wurde diese
reformierte Italienne schon früher in Frankreich eingeführt, und zwar sogar in einem
vollständigen Ensemble des großen und kleinen Alphabets. Ihre Versalien haben
immer noch recht breite Proportionen, aber sonst ist sie schon von den groben gra¬
phischen Mängeln der älteren Form gereinigt. In den französischen breiten Italienne-
schriften dieses Typus vergrößerte sich aber der Kontrast zwischen den schweren Se¬
rifen und der eigentlichen Schriftzeichnung immer mehr, bis man zu jener Standard¬
form kam, auf die wir in provinziellen Druckereien manchmal auch heute noch stoßen
(Abb. 184). Noch stärker als die breiten vermochten aber die engen Italienneschriften
Wurzel zu fassen, und in ihnen erreicht die Entwicklung dieser Schrift die vollkom¬
mensten und graphisch zweifellos bemerkenswertesten Formen. Man kann bestimmt
nicht leugnen, daß eine solche enge Italienne, wie sie etwa die englische Firma Ste¬
phenson Blake & Co. im ursprünglichen Schnitt des 19. Jahrhunderts erneut gießt
(Abb. 185), wirklich eine schöne und außergewöhnlich wirkungsvolle Schrift ist. In
der französischen Akzidenztypographie traten aber im 19. Jahrhundert viel engere
Italienneschriften auf (Abb. 186) ; auch an ihnen ist in graphischer Hinsicht nichts
auszusetzen, wenn sie richtig und maßvoll bei geeigneten Gelegenheiten verwendet
werden. Zum Druck von Plakaten wurden bis vor kurzem noch engere Itahenne¬
schriften großer Grade verwendet. Auch so übertrieben enge Schriften haben ohne
Zweifel ihren Reiz, was man bestimmt nicht von vielen der Schriften sagen kann,
durch die heute die enge Italienne des 19. Jahrhunderts in den Setzereien vieler
Druckereibetriebe ersetzt wurde.
Auch unter den Italienneschriften kommt eine Modifikation mit gekehlten Serifen
vor, nämlich die sogenannte englische Italienne. Wenn wir zum Vergleich nur die Proben
der Schriften des 19. Jahrhunderts heranziehen, die bis heute hier und da erhalten
blieben, stellen wir fest, daß auch in diesem Falle entweder sehr magere und kontrast¬
reiche oder stärkere, verhältnismäßig breite Schriften geläufig waren (Abb. 188), an¬
dererseits aber auch sehr enge und fette zum Druck außerordentlich wirksamer Pla¬
kate (Abb. 187). Besonders diese mit ungewöhnlich hohen Serifen ausgestattete Form
der englischen Italienne ist graphisch sehr interessant, und ihre Wirkung kann auch
heute in den entsprechenden Grenzen ihrer Verwendung nicht unterschätzt werden.
An ornamentalen Varianten ist die Itahenne verhältnismäßig arm. Außer denen,
die bereits bei der Analyse ihrer älteren Formen genannt wurden, gibt es nur einige
bemerkenswerte ornamentale Modifikationen der jüngeren Form der Italienne. Vor
337