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iyi. Breite sog. englische Egyptienne des ig. Jahrhunderts.
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EGYPTIENNE
hunderte kann une fette Egyptienne etwa des Schnittes gelten, in dem sie auch heute
noch in der ursprünglichen Form von der Pariser Firma Fonderie Typographique
Française geliefert wird (Abb. 167). Sie ist eine sehr fette Schrift und dabei nicht ein¬
mal sehr breit, weshalb sie auch auf große Entfernung noch gut lesbar und damit
allseitig nutzbar bleibt. Wir begegnen ihr in den Musterbüchern aller europäischen
und amerikanischen Schriftgießereien des ganzen 19. Jahrhunderts, und auch in Me¬
daus Musterbuch ist sie in einer großen Zahl von Schriftgraden vertreten. Besonders
beliebt war diese Egyptienne für den Druck von Plakaten, und darum kam sie häufig
in 40 Cicero und manchmal in noch größeren Schriftgraden vor. Die kraftvolle gra¬
phische Wirkung dieser massiven Schrift schien aber noch nicht auszureichen, und
darum wurde bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die breite fette Egyptienne
geschaffen. In England kam im Jahre 1832 Vincent Figgins mit der ersten breiten
Egyptienne heraus, und um 1841 besaßen sie auch die amerikanischen Schriftgießer.
Sehr bald hatten sie auch ihre mitteleuropäischen Kollegen; wir können das aus den
zahlreichen Proben dieser Schrift im Musterbuch G. W. Medaus aus der Zeit vor der
Mitte des 19. Jahrhunderts entnehmen. Seine breiten fetten Egyptienneschriften sind
überdies nach der Breite des Schriftbildes abgestuft, die in einigen Fällen tatsächlich
maximal ist (Abb. 174). Je breiter und fetter die Egyptienne wurde, desto geringer
wurde im gleichen Verhältnis ihre Lesbarkeit. Darum beruht der Wert besonders
breiter und fetter Schriften mehr auf ihrer dekorativen Wirkung, und diesbezüglich
kam diese Egyptienne wirklich sehr gut zur Geltung. Das zeichnerische Gegenteil der
breiten fetten Egyptienne war - ähnlich wie bei der fetten Antiqua - ihre verengte
Form, die schmale fette Egyptienne, die irgendwann gegen 1838 von der Firma Stephen¬
son Blake in England eingeführt wurde. Die Verengung der Proportionen der Egyp¬
tienne konnte aber nur auf Kosten ihrer Fette gesteigert werden, und deshalb sind die
sehr schmalen Schriften dieser Art gewöhnlich nur wenig fett (Abb. 168). Durch eine
solche Abnahme der Fette, die gerade für alle frühen Egyptienneschriften charakte¬
ristisch war, zeichnete sich dann viel radikaler die magere Egyptienne aus, eine weitere
und ebenfalls sehr beliebte Modifikation der Schriften dieser Art. Obwohl sie erst in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders häufig ist, kann ihre Entstehung
sicher vor der Mitte dieses Jahrhunderts angesetzt werden, denn wir finden sie bereits
in Medaus Musterbuch, ohne daß sie dort als letzte Neuheit gekennzeichnet wäre.
Auch die magere Egyptienne wurde in breiten und engen Varianten hergestellt (Abb.
169, 170), die sich weiterhin nach dem Grad der Magerkeit des Schriftbildes unter¬
scheiden lassen. Die extreme Grenze nimmt in dieser Beziehung die Skelett-Egyptienne
ein, die in den Setzereien auch als Draht-Egyptienne bezeichnet wird; diese Bezeichnung
charakterisiert sehr treffend die schlanke haardünne Zeichnung aller Züge ihres Schrift¬
bildes. Den sehr beschränkten Verwendungsmöglichkeiten der Draht-Egyptienne haben
wir es wohl zu verdanken, daß wir diesen zerbrechlichen und im technischen Betrieb
leicht zu beschädigenden Schriften in den Druckereien im Originalschnitt des 19.
Jahrhunderts auch heute noch hier und da begegnen.
Im 19. Jahrhundert wurden in verschiedenen Proportionen und verschiedener Fette
des Schriftbildes auch Egyptienneschriften mit gekehlten Serifen hergestellt, also die
sogenannten Clarendon- oder englischen Egyptienneschriften. Am geläufigsten war
diese Schrift zu jener Zeit in einem verhältnismäßig breiten und nicht sehr fetten
Schnitt mit recht deutlichem Strichstärkewechsel etwa in der Form, wie sie Henry
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