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ібі. Französische plastische schmale lichte fette Antiqua. Gillé fils, 1828.
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FETTE ANTIQUA
hier als Beispiele angeführt wurden, konnten zwar nicht alle derartigen Druckschriften
des 19. Jahrhunderts ausgeschöpft werden, aber ihre Zahl war bestimmt nicht sehr
viel größer. Eine etwas reichere Auswahl beschert uns die ornamentale plastische Akzi¬
denz-Antiqua und -Italika, die in der Typographie des 19. Jahrhunderts zweifellos be¬
liebter war. Mit einer dieser Schriften wurden wir bereits durch die plastische, doppelt
schattierte Antiqua-Majuskel des klassizistischen Typus von Pierre Didot l'Aîné be¬
kannt, aber diese kann man noch nicht unter die ausgesprochenen Akzidenzschriften
rechnen. Als solche ist schon die nicht sehr fette, aber deutlich schattierte Schrift
konzipiert, die um 1819 in großen und ganz kleinen Schriftgraden von der Londoner
Schriftgießerei Blake, Garnet & Co. herausgegeben wurde (Abb. 159 E, F); sie war
jedoch wahrscheinlich nicht die erste englische Schrift dieser Art. Für älter werden
zwei Garnituren beispielhaft fetter Antiqua-Versalien von Robert Thome gehalten,
die etwa 181 о datiert und mit anderen Schriften dieser Gießerei von William Thorow¬
good in seinem Musterbuch von 1821 angeführt sind (Abb. 159 A-D, G-I). Erstmalig
wird so in der englischen Typographie auch eine lichte Antiqua in der Grundform
vorgestellt, deren ganze Zeichnung einschließlich der dünnen Züge und Serifen eine
zusammenhängende Umrißkontur aufweist, also nicht wie bisher nur eine Kontur der
fetten Züge. Der überzeugende Eindruck von Plastizität wird hier durch das Hinzu¬
fügen schwerer schwarzer Schatten nicht nur zu den starken, sondern auch zu den
dünnen Zügen und Serifen des flehten Schriftbildes erzielt. Diese Schatten sind in der
ersten Variante der plastischen lichten fetten Antiqua in Thorowgoods Musterbuch
nur so breit, daß sie zum Beispiel die Bäuche des Buchstabens В nicht ganz ausfüllen.
Das geschah aber bereits in der zweiten Thorowgoodschen Variante, die dieser Schrift¬
gießer im Jahre 1825 durch die zugehörige lichte plastische Italika ergänzte (Abb.
159 Mj, M2). Schöne englische lichte Antiqua-Versalien des 19. Jahrhunderts sind im
Schnitt etwa der ersten Thorowgoodschen Variante, nur weniger breit, bis heute unter
der Bezeichnung Thorne Shaded von der Schriftgießerei Stephenson Blake & Co.
in Sheffield lieferbar (Abb. 160). Schriften dieser Art waren im ganzen 19. Jahrhun¬
dert in der europäischen und amerikanischen Typographie geläufig, und auch der
Leitmeritzer С W. Medau besitzt sie in einer umfangreichen Skala von Schriftgraden,
die er in seinem Musterbuch aus der Zeit vor 1850 nachweist. In diesem Musterbuch
finden wir auch besonders breite Schriften dieser Art vor (Abb. 159 N-O), die in der
französischen Typographie dieser Zeit sehr häufig sind. Ebenso behebt oder vielleicht
noch beliebter war in Frankreich das völlige Gegenteil dieser breiten Schrift, eine
schmale flehte fette plastische Antiqua, die in Medaus Musterbuch nicht weniger
häufig vertreten ist. Besonders schöne derartige Antiqua-Versalien erzeugte bereits
1828 der Pariser Schriftgießer Giflé (Abb. 161), eine besonders wegen der Vollkom¬
menheit ihrer zeitgemäßen Zeichnung, wegen der Ausführung ihres Schnittes und
auch deshalb bemerkenswerte Schrift, weil sie immer noch in Abgüssen aus den Origi-
nalmatrizen zugänglich ist, die sich heute im Besitz der Firma Deberny & Peignot
in Paris befinden.
Einen außergewöhnlich plastischen Eindruck machten verschiedene Perspektiv¬
schriften, deren Beispiele aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und aus der Ka¬
tegorie der fetten Antiqua uns wiederum unsere fürwahr unbezahlbare Quelle, das
Musterbuch des Leitmeritzer Schriftgießers Medau beschert. Wir finden darin eine
schöne plastische schmale fette Antiqua mit horizontal geführtem und schraffiert mo-
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