DIE KLASSIZISTISCHEN ORNAMENTALSCHRIFTEN
schönen An tiqua-Versahen sind sowohl flach dekorierte als auch schattierte und schraf¬
fierte Schriften vertreten (Abb. 149a,b), und schließlich auch eine solche, die wegen
eines neuen ornamentalen Prinzips, dem wir bisher in der Geschichte der Druckschrift
nicht begegnet sind, außergewöhnhche Aufmerksamkeit verdient (Abb. 149c). Es ist
dies das Streben nach einem absoluten Eindruck von Dreidimensionalität des Schrift¬
zeichens, der in diesem Fall durch eine konsequent lichte Schriftzeichnung und darüber
hinaus durch einen doppelten, schwarz und horizontal schraffierten Schatten erreicht
wird. Solche plastische Schriften sind jedoch schon für ein neues Gebiet der Typo¬
graphie charakteristisch, das in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Eng¬
land zustandekam und so zahlreiche neue Schriftformen mit sich brachte, daß wir ihm
ein besonderes Kapitel am Anfang des nächsten Teiles dieses Buches widmen müssen.
Inzwischen sei hier als schöner Abschluß dieses Kapitels ein weiteres von der Firma
Enschedé heferbares Didotsches Alphabet von Antiqua-Majuskeln angeführt, dessen
große Maße nicht nur die Entfaltung des charakteristischen Empire-Ornaments
ermöglichten, das negativ in die Flächen der fetten Züge des Schriftbildes einge¬
zeichnet ist, sondern auch die Verwirklichung der nicht minder charakteristischen
eigentlichen Grundzeichnung zuließen, die mit ihren edlen, wahrhaft monumentalen
Proportionen und der kontrastreichen Modellierung ein außergewöhnlich schönes Bei¬
spiel aus der Glanzzeit des schriftkünstlerischen Klassizismus darstellt (Abb. 150).
»
284
Hlfflîll
14g. Ornamentale klassizistische Antiqua-Majuskel. Pierre Didot l'Aîné,
nach 180g.
285