ROUND HAND
in der Sammlung Groóte en kleene voorbeelden van Latynse Italiensche gestalleteren
finden, die Ambrosius Perhngh 1660 in Amsterdam herausgab. Diese niederländische
Form ist allerdings selbst nur eine Variante der französischen bâtarde coulée, und ihr
englischer Sprößling round hand zeichnet sich nach Bickham vor allem durch die
breitere und sehr runde Zeichnung mit stärkerer kursiver Neigung und größerem
Kontrast der dünnen und dicken Striche aus (Abb. 129b). Die Schlingen der Züge
werden für kein notwendiges Übel eines flüssig schnellen Schreibens mehr gehalten,
sondern durch breites Auszirkeln betont, obwohl gleichzeitig eine Modifikation in der
Form kurzer, gerade abgeschnittener Schäfte zugelassen wird. Im ganzen unterscheidet
sich dann die Zeichnung dieser enghschen Kursiv und ihre fast identische Modifikation
round text, die Bickham in seinem Sammelwerk sowohl mit einem eigenen Alphabet
(Abb. 129c), als auch in einer besonders musterhaften Probe Wilhngton Clarks vor¬
führt, nur noch wenig von der modernen kursiven Lateinschrift.
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hatte aber die Kursiv des gotischen Typus
secretary hand in England noch das völlige Übergewicht, und erst in den ersten Jahr¬
zehnten des 18. Jahrhunderts vollzog sich der endgültige Übergang zur kursiven La¬
teinschrift des Typus round hand, die, ausgenommen die besonders konservativen
juristischen Kreise, seit dieser Zeit zur allgemeinen Schrift an den enghschen Schulen
und Schreiberstuben wurde. Zur Illustration dieser Veränderung sei noch einmal
George Bickham zitiert, der im Vorwort zu einem anderen Buch, British Youth's
Instruction aus dem Jahre 1740, die Sache so schildert: 'Our forefathers practicised
a small running secretary hand ; and it was as great rarity to meet with a person who
had not been so taught as it is now to meet with one that is. To talk then of round
hand and persuade the practice of it, was the same thing, as it would be now to
introduce a new character unknown to the generality of mankind. But at lenght...
it is universally received and practicized by all degrees of men, in all employments,
the law only excepted' (Unsere Vorväter verwendeten die kleine geläufige Schrift
secretary hand; und es war eine ebenso große Seltenheit, jemanden zu treffen, der sie
nicht gelernt hätte, wie heute jemandem zu begegnen, der sie beherrscht. Von der
Schrift round hand zu sprechen und ihre Verwendung durchzusetzen war dasselbe,
als wenn jetzt eine neue Schrift eingeführt würde, die dem Großteil der Menschen
unbekannt ist. Schheßhch... wurde sie aber allgemein akzeptiert und von allen Schich¬
ten verwendet, in allen Berufen, nur mit Ausnahme des Rechts). Die Stilwandlung
der üblichen enghschen Schreibschrift unterstützte der Aufschwung des enghschen
Handels mit seiner wachsenden Auslandskorrespondenz, ebenso wie die unermüdli¬
chen Anstrengungen der Schreiblehrer, die die round hand in zahlreichen Publika¬
tionen propagierten. Von dieser Art war zum Beispiel das 1714 von Charles Snell
herausgegebene Handbuch The Standard Rules of the Round and Round Text
Hands, das Clarksche Handbuch Writing Improv'd or Penmanship etc. aus dem
gleichen Jahre, das von Robert More 1710 publizierte Compendious Essay on the
First Invention of Writing, sodann The Modish Roman-hand, die Solomon Cook
1730 herausgab, The Parallel or Comparative Penmanship exemplified in four of the
greatest foreign masters, L. Materot, L. Barbedor, J. V. Velde, Amb. Perhngh, das
im Jahre 1750 Joseph Champion zusammenstellte und herausgab, und andere Hand¬
bücher ähnlicher Art, wie sie Shelley 1709, Ralph Snow 1713, John Clark 1714, J. Bland
1739, Zachary Chambers 1750 und Richard Clark 1758 herausgaben.
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