DIE BAROCKE UND KLASSIZISTISCHE KURSIV
Analogie der unformalen, in einem Zug geschriebenen Varianten der lettre chancel-
leresque der französischen Kalligraphen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
(Abb. 129a). Als Instrument dient hier natürlich eine scharf zugeschnittene und ver¬
hältnismäßig tief gespaltene Feder, die die zarte, flüssige Zeichnung des sehr runden,
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128. Italian hand. J. Ayr es, um i6g8.
aber charakteristisch schmalen Schriftbildes ermöglicht. Die sehr langen Ober- und
Unterlängen werden mit einer engen kursiven Schlinge entweder durch größeren
Druck der Feder oder nachträgliches Ausfüllen geformt oder unausgefüllt offenge¬
lassen, wie das gewöhnlich bei der bâtarde coulée der Fall ist. An die französischen
Muster erinnert hier auch das Vorkommen der ursprünglich gotischen Form des d
mit dem spiralenförmig zurückgeneigten Bogen und den Schlingen der Unterlängen
bei den Buchstaben / und langes s. Die französische Herkunft dieser Schrift betont
übrigens George Bickham ausdrücklich in seiner älteren Publikation Penmanship in
its utmost beauty and extent aus dem Jahre 1731. Er sagt dort, daß es Lucas Materot
war, 'whose genius led him to the sole practice of the Italian hand, which he executed
after so exceedingly neat and beautiful a manner that he flourished without a rival,
was the admiration of all his contemporary Professors and the Darling of the Ladies'
(dessen Genius ihn zur ausschließlichen Verwendung der italienischen Kursiv ver-
anlaßte, die er so vollendet rein und schön ausführte, daß er weit und breit keinen
Rivalen hatte und Gegenstand der Bewunderung aller zeitgenössischen Fachleute und
Liebling der Frauen war). Die Schrift round hand ist demgegenüber vom Beispiel der
niederländischen Kalligraphie inspiriert, und ihren Prototyp kann man zum Beispiel
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12g. Italian hand, round hand und round text. G. Bickham, 1743.
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