PUBLII VI.RGILII
MARONIS
BUCOLICA,
GEÓRGICA,
E Г
AENEI S.
В I R M IXG H A M IAE:
Typis JOHANNIS BASKERVILLE.
MDCCLVII.
107. John Baskerville, 1757.
ENGLISCHE BAROCKE ANTIQUA UND ITALIKA
gung ungewöhnliche Sorgfalt. Er erfand und verwendete erstmalig in großem Maße
geglättetes Papier, dessen Erzeugung er persönlich überwachte, und er zog seine
fertigen Drucke außerdem durch erwärmte Walzen, um so die Qualität des Druckes
noch zu erhöhen. In die graphische Gestaltung führte er beim Satz des Textes den
Durchschuß und die stark gesperrten Versalien im Satz der Titel und Überschriften
ein. Trotz all der Sorgfalt und der zu seiner Zeit außergewöhnlich hohen graphischen
und technischen Druckqualität hatte Baskerville als Drucker angeblich keine mate¬
riellen Erfolge, da er sich im Jahre 1762 in einem Brief beschwert, er sei 'im Herzen
dieses Druckereiunternehmens müde und bedauere, sich überhaupt darin versucht zu
haben'. Dabei war gerade seine Typographie noch weit erfolgreicher als seine Schrift,
an der die zeitgenössischen Drucker aussetzten, daß sie einen zu delikaten Schnitt
besitze und sich daher bei der Manipulation leicht beschädige, während sich die Leser
beschwerten, daß sie den Blick zu sehr blende. Das niedrige technische Niveau des
eigentlichen Buchdrucks dieser Zeit konnte allerdings bei weitem nicht das leisten, was
notwendig war, um Baskervilles Schrift in ihrer ganzen Schönheit wirken zu lassen.
Als schheßlich diese technischen Bedingungen erfüllt waren, stand den englischen
Druckern die Original-Baskerville-Schrift schon lange nicht mehr zur Verfügung.
John Baskerville druckte noch einige typographisch musterhafte Bücher, unter denen
besonders seine Foliobibel Gelegenheit bot, die Qualität seiner Schriften, die er in¬
zwischen zu einer ganzen Serie ergänzt hatte, voll zur Geltung zu bringen. Nach
Baskervilles Tod im Jahre 1775 hatte das Material seiner Werkstatt ein interessantes
Schicksal. Seine Witwe versuchte es günstig zu verkaufen, aber die enghschen Interes¬
senten waren sehr zurückhaltend. Dagegen erregte die Möghchkeit, die Baskerville¬
schen Stempel zu erwerben, im Ausland ein viel größeres und konkreteres Interesse,
wovon zum Beispiel ein Brief des bekannten deutschen Schriftstellers Georg Christoph
Lichtenberg, den er am 13. Oktober 1775 aus London einem Interessenten, nämhch
dem Verleger Dieterich schickte, Zeugnis ablegt. (G. Ch. Lichtenberg, Bibliogenia,
Weimar 1942). Er ist ein wirklich fesselndes Dokument mit sehr wertvollen Angaben
zur Geschichte der Baskervilleschen Hinterlassenschaft, und darum kann ich nicht
umhin, daraus die entsprechende Passage zu zitieren. Lichtenberg schreibt hier: 'Ich
bin, größtenteils Dir zu Gefallen, nach Birmingham gereist, welches über 24 deutsche
Meilen von hier ist, um Herrn Baskerville zu sprechen, der, wie ich dort erfuhr, schon
vor einem halben Jahr und drüber begraben worden ist. Ich machte meine Aufwartung
seiner Witwe, einer vortrefflichen Frau, die die Schriftgießerei fortsetzt, allein die
Druckerei fast völlig aufgegeben hat. Sie wohnt in einem vortrefflichen Hause vor der
Stadt, wobei sie zugleich ihre Fabriken, Küchen-Gärten und Lustgärten mit den herr¬
lichsten Spaziergängen zwischen Bäumen und Lorbeerhecken hat. Die Zimmer sind
mit dem größten Geschmack möbliert, und in allem sieht man Reichtum, mit der
vernünftigen Mäßigung gezeigt, womit ihn Leute von Geschmack zeigen, die ihn
nicht geerbt, sondern durch eignen Fleiß erworben haben. Sie hat mir sechs Exemplare
von ihren Schriftproben gegeben und mir die Preise vom Pfund dazugesagt... Wenn
ich oder sonst in Deutschland jemand Schriften kaufen will, so will sie sie allemal, so
viel es auch wäre, postfrei nach London schicken, welches in diesem teuren Lande
keine Kleinigkeit ist... Ich habe die Punzen und Matrizen zu allen den schönen Buch¬
staben gesehen, die wir so oft bewundert haben. Allein aus der Art, wie sie das Papier
glättet, macht sie ein Geheimnis... Ein anderes Geheimnis, worauf sie ebenso stolz
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