BAROCKE ANTIQUA UND ITALIKA
hen haben das sehr breite A mit dem scharfen Scheitel, die Buchstaben С und S mit
den vertikalen Serifen an beiden Enden des Bogens oder der Schleife, der stark vor¬
gezogene untere Querbalken des E, der breite, unter die Grundlinie reichende Bogen
des J und die einen ganzen Kreis beschreibenden Buchstaben О und Q, die für die
Antiqua Shelleys und Baskervilles typische Zeichnung. In Baskervilles Antiqua (Abb.
106) erscheint aber neu das breite Bild des M mit den senkrechten äußeren Zügen
und die Form des Qj-Schweifs. Das R hat nur in einigen Schriftgraden einen gebo¬
genen Schrägfuß, und schließlich bleibt das W am Scheitel der inneren, nicht ge¬
kreuzten Züge ohne Serife. Im kleinen Alphabet der Baskervilleschen Antiqua zeigen
das g, dessen untere Schlinge nicht geschlossen ist, und die sehr enge Zeichnung des
s, das wie bei den Versalien mit vertikalen Serifen versehen ist, eine charakteristische
Gestalt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die Minuskelziffern, deren Zeich¬
nung für Baskerville nicht minder typisch ist.
Baskervilles Itahka erwarb sich nicht so viel Ruhm wie seine Antiqua. Es wurde ihr
farblose Drahtigkeit vorgeworfen und eine im Verhältnis zu ihrer Antiqua allzu enge
Zeichnung, obwohl einer Schrift, deren Aufgabe es war, hervorzuhebende Stellen im
Text zu betonen, ein bestimmtes Maß an Verschiedenheit doch nicht zum Nachteil
gereicht. Andererseits zeichnet sich Baskervilles Italika durch eine einheithche Neigung
aus, aber weder hier noch in irgend einer anderen englischen Itahka des 18. Jahr¬
hunderts führt die Entwicklung zu einer konsequenten 'Antiquisierung' der Serifen.
Unter den Kleinbuchstaben der Baskervilleschen Italika muß man die Antiquaform
des Buchstabens g beachten, die von Grandjean übernommene Form des h mit dem
parallelen zweiten Zug, ebenso wie die typische Zeichnung des s. Während der über¬
wiegende Großteil der Versahen nur eine geneigte Zeichnung der Versahen der An¬
tiqua darstellt, konnte Baskerville bei den Lettern A, J, K, M, jV, T, T und Z den
Kalligraphen nicht verleugnen und behielt für sie ein wenig inkonsequent die Schreib¬
form bei, die im Satz manchmal wirklich nicht günstig wirkt. Das ist aber auch alles,
was man an Baskervilles Antiqua und Italika aussetzen könnte, denn im ganzen ge¬
sehen ist sie nicht nur eine schöne, sondern auch eine für jeden Bedarf ohne Unter¬
schied außerordentlich zweckmäßige Schrift. Wenn sich die Frage nach der Auswahl
einer einzigen Schrift für eine neue, noch nicht so reich fundierte Druckerei ergäbe,
die neben dem Druck von Poesie und schöner Prosa auch den Satz von Zeitschriften,
wissenschaftlichen Werken und Geschäftsdrucksachen akzeptieren müßte, so wäre die
glücklichste Lösung die Baskervillesche Schrift in einer ihrer besseren modernen Ko¬
pien, die für den Hand- und Maschinensatz in genügender Menge zur Verfügung
stehen.
Erst im Jahre 1754 war Baskerville mit dem Zustand seiner Schrift soweit zufrieden,
daß er zur Veröffentlichung ihrer Probe in Form eines Prospektes überging, mit dem
er zugleich seine Tätigkeit als Drucker und Verleger einleiten wollte. Zur Herausgabe
seines ersten Buches, Publii Virgilii Maronis Bucohca, Geórgica et Aeneis, typis Jo-
hannis Baskerville kam es aber erst im Jahre 1757, doch war dies ein großes Ereignis
nicht nur durch seinen Beitrag einer neuen Schrift, sondern noch viel mehr durch den
völhg neuen typographischen Stil (Abb. 107). Baskerville wurde so beinahe über Nacht
der berühmteste Drucker seiner Zeit. Er hatte sich ja technisch dafür außergewöhnlich
gründlich vorbereitet. Er verbesserte sowohl die Schriftgußtechnik als auch die Druk-
kerpresse und widmete der Zubereitung der Druckerschwärze und der Papiererzeu-
204
ABCDEFGHIJK
LMNOPQRSTU
VWXYZabcdefg
hijklmnopqrsftu
vwxyzseftfffiœihfi
il ÍTít &. 1234567890
AABCDEFGHIJ
KLMMNOPQ^RST
UVWXrZabcdefg
hi j kl m no p qr s f tu
WW xy l (E ti fl fi JJfl
&і2345б?8до
іоб. Englische barocke Antiqua und Italika des Übergangstypus.
J. Baskerville, 1754.
205