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100. Französische barocke Antiqua und Italika des Übergangstypus.
L. Luce, etwa 1У40.
FRANZÖSISCHE BAROCKE ANTIQUA UND ITALIKA
ohnedies schon genügend verehrten Ludwig XIV. bestimmt war, mit derselben Schrift
und in derselben Druckerei, die nur den neuen Namen Imprimerie Nationale Exe¬
cutive erhalten hatte, die revolutionäre Proklamation vom 20. Januar 1793 über die
Anordnung der Hinrichtung Ludwigs XVI. gedruckt wurde. Seit Napoleon machten
sich in dieser offiziellen Druckerei Schriften eines neuen Stiltypus geltend, und die
Antiqua Romain du Roi ereilte jenes Schicksal, das sie selbst ihren Vorläufern be¬
reitet hatte. Interessant ist jedoch, daß in allen Schriften, die nach 1800 nacheinander
die Kollektion Romain du Roi in der Imprimerie Impériale - oder erneut Royale,
oder schließlich wiederum Nationale - ablösten, der aus der optischen Mitte des
Schaftes beim Buchstaben / nach links laufende kurze Strich erhalten blieb. Durch
diese anscheinend privilegierte Ausnahme in der Schriftzeichnung zeichnen sich so¬
wohl die klassizistischen Types millimétriques des Firmin Didot aus dem Jahre 1812
aus, als auch die fette Romain de Jacquemin von 1818, die Types de Charles X. aus
dem Jahre 1825, die Marcellin Legrand schnitt, eine weitere klassizistische Antiqua
und Itahka desselben Schriftschneiders aus dem Jahre 1847 oder schließlich die Ca¬
ractères Jaugeon, eine im Geist der Neorenaissance konzipierte Replik der alten Ro¬
main du Roi, die für die Imprimerie Nationale im Jahre 1904 von Jules Hénaffe
geschaffen wurde. Zur Entstehung dieser Schrift kommt es aber erst nach der Wieder¬
belebung ihres Prototyps, um die sich nach fast hundertjähriger Vergessenheit der
unternehmungslustige Arthur Christian, Direktor der Imprimerie in den Jahren 1895-
1906, verdient machte. Auf seine Initiative hin wurden die ursprünglichen Stempel und
Matrizen der Romain du Roi aus den Lagern abgelegten Materials wieder ans Licht
gebracht und neue Abgüsse hergestellt, die erstmalig anläßlich der Pariser Weltaus¬
stellung im Jahre 1900 für den Satz verwendet wurden. Seit dieser Zeit kommt die
Romain du Roi bis in unsere Tage von Zeit zu Zeit in außergewöhnlichen Drucken
der Imprimerie Nationale vor.
Die Schrift Romain du Roi hatte gleich nach ihrem Erscheinen großen Erfolg und
damit auch einen bedeutenden Einfluß auf die französische Schriftkunst. Sie war zwar
der königlichen Druckerei vorbehalten und ihre Nachahmung wurde streng geahndet,
aber das konnte die privaten Schriftgießer nicht davon abhalten, daß bald verschie¬
dene Versionen von Grandjeans Schrift in Erscheinung traten. Antiquaschriften dieses
Übergangstypus besaßen zum Beispiel Pierre Cot um 1707, Jacques de Sanlecque der
Jüngere um 1782 und zur gleichen Zeit auch Pierre François Didot le Jeune, der
wegen dieses Vergehens gerichtlich verfolgt wurde. Der bedeutendste Fortsetzer des
Werkes Philipp Grandjeans war in Frankreich aber Pierre Simon Fournier le Jeune ( 1712-
1768), das berühmteste Mitglied einer Familie von Schriftgießern und Druckern dieses
Namens. Sein Vater Jean Claude Fournier leitete dreißig Jahre lang die Schrift¬
gießerei des verstorbenen Guillaume Le Bé. Sein älterer Bruder Jean Pierre Fournier
l'Aîné, ebenfalls Schriftschneider und -gießer, erwarb die Gießerei von Le Bé und
wahrte ihren Ruf bis zu seinem Tod im Jahre 1783. Pierre Simon Fournier, selbst ein
geschulter Zeichner, eröffnete 1736 eine eigene Schriftgießerei und begann Schriften
eigenen Schnittes und aller möglichen Arten herauszugeben. Im Gegensatz zu seinen
Vorgängern und zeitgenössischen Konkurrenten bot er den Druckern nicht nur ein
oder zwei Schriftgrade an, sondern eine ganze Familie Antiqua und Itahka des glei¬
chen Schnittes. Hinsichtlich der Antiqua konnte er mit mehreren Schnittarten dienen,
die er näher als Petit oeil, Oeil serré, Oeil poétique, Gros oeil und Goût hollandais
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