RÖMISCHE INSCHRIFTENSCHRIFTEN
in unserem ältesten lateinischen Beispiel auf die bloße Gabelform der geraden Enden
beschränkte, sind bei anderen Beispielen die Arme der Gabelung nach verschiedenen
Richtungen gebogen, meist in einer Rundung zurück zum Schaft oder dem entspre-
78. Inschrift auf dem Boden einer römischen Vase.
chenden anderen Strich. Damit wird eine oft fast rokokohaft verspielte Wirkung er¬
zielt, z. B. bei einer Inschrift auf dem Boden einer römischen Vase (Abb. 78), wo
dieser Eindruck noch durch die launige Behandlung der Schriftkonstruktion, vor allem
der Buchstaben A, G und T, verstärkt wird.
Die in ornamentaler Schrift dieses oder eines ähnlichen Typus ausgeführten In¬
schriften kommen im publizierten Material der lateinischen Epigraphie verhältnis¬
mäßig selten vor, auch wenn keramische Erzeugnisse in Betracht gezogen werden, und
es scheint, daß sie selbst im monumentalen Bereich nur ganz vereinzelte Ausnahmen
darstellen. Inzwischen verdünnt sich in diesem Bereich vom 3. Jahrhundert an die
durch keinerlei neue Beiträge belebte Tradition immer mehr. Vielleicht die einzige
Ausnahme bildet eine altneue Form mit gespaltenen Serifen, die sog. scriptura Dama-
siana der hier bereits erwähnten Inschriften aus den Katakomben an der Via Appia
in Rom. Diese im Jahre 1852 von J. B. Rossi entdeckten Inschriften, die die Tugenden
der Märtyrer schildern, wurden in den Jahren 366-384 auf Befehl des Papstes Damasus
I. angefertigt, eines fähigen und in der Wahl seiner Mitarbeiter allem Anschein nach
sehr glücklichen Mannes auf dem rechten Platz. Damasus nahm von der alten Tra-
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79. Römische Monumentalschrift, Ornamentalform des 1. Jahrhunderts v. Chr.