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73- Römische Monumentalschrift, Verfallsform aus der feit Konstantins.
SCRIPTURA MONUMENTAL IS
Aufgaben monumentalen Charakters betraut wurden. Denn wie wäre sonst erklärlich,
daß noch so spät wie zu Beginn des 7. Jahrhunderts, einer Zeit, da das lateinische Mo¬
numentalalphabet durch grundlegende und zeitlich bedingte Deformationen zahl¬
reicher Buchstaben starke Einbußen erlitten hatte, noch Inschriften entstehen konnten,
die in einer so reinen scriptura quadrata gemeißelt sind wie es bei einer Inschrift auf
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74. Inschrift auf dem Konstantinsbogen aus dem Jahre 313. Rom.
der Basis der Säule des byzantinischen Kaisers Phocus auf dem römischen Forum
aus dem Jahre 608 (Hübner, Exempla 729) der Fall ist. Die römische Monumental¬
schrift blieb also auch weiterhin lebendig und kommt in mehr oder weniger reiner
Form immer wieder in Lateinschriften nicht nur während des ganzen Frühmittel¬
alters, sondern auch in der Gotik bis zu den Anfängen der Renaissance vor, die diese
Schrift somit nicht neu, wie man allgemein annimmt, entdeckt, sondern nur gereinigt
und in der klassischen Ordnung der Konstruktion ihrer Schriftzeichnung übernom¬
men hat.
Die entwickelte scriptura monumentalis läßt nicht immer den ausgewogenen Pro¬
portionsrhythmus der schmalen und breiten Buchstaben des Alphabets der scriptura
quadrata erkennen. Statt dessen wurde sie sehr oft, wie wir häufig feststellen konnten,
aus Raumersparnisgründen mehr oder weniger verengt. Diese schmale Form der römi¬
schen Monumentalschrift war jedoch anscheinend als Schrift einer ganzen Inschrift ziem¬
lich selten, vor allem in der besten Zeit. Die Gesamtverengung des Schriftbildes betraf
in der Regel alle Buchstaben, ausgenommen natürlich das I, am meisten aber die
breiten Zeichen. Die Quadrate der Buchstaben H, M, N, T, V, X wurden zu mehr oder
weniger schmalen Rechtecken, die kreisrunden Formen des C, D, G, O, Qzu Ellipsen
oder deren Segmenten (Tafel XVIIa). Die typisch elliptische Form des О ordnet auch
die Schrift eines weiteren wichtigen altrömischen Denkmals auf dem Gebiet der heuti¬
gen Tschechoslowakei der Gruppe der schmalen Form der lateinischen Monumental¬
schrift zu. Es handelt sich um die Inschrift auf einem Marmorgrabmal mit dem Relief
des Jupiter Dolichenus und den Attributen eines römischen Heerführers ungefähr aus
dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, das sich heute im Museum der südslowa¬
kischen Stadt Komárno befindet. Mit Ausnahme des Buchstabens M in der ersten
Zeile ist die Monumentalschrift hier überall deutlich, wenngleich immer noch ver¬
hältnismäßig maßvoll verengt. Als Beispiel einer konsequent schmalen Form der rö-
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