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62. Römische Monumentalschrift, klassische Form aus der feit Trajans.
SCRIPTURA MONUMENTAL IS
essant ist hier, wie sich die Serifen ganz im Gegensatz zu den Regeln verbiegen und
verlängern. Ebenso interessant ist die Zeichnung des Buchstabens G ohne Schaft, die
Ligatur IR in der fünften Zeile und die Blattform der worttrennenden Zeichen.
Den höchsten Gipfel der Vollendung erreicht das römische Schriftschaffen nach
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63. Inschrift zum Andenken Trajans aus dem Jahre 103. Aquileia.
64. Inschrift vom Trajansforum aus dem Jahre 113. Rom.
der Ansicht fast aller Autoritäten erst in der Regierungszeit Kaiser Trajans, d. h. in
den Jahren 98-117, obwohl wir uns schwer vorstellen können, daß die schon im au-
gustäischen Zeitalter so vollendete scriptura quadrata noch irgendeiner Vervollkomm¬
nung fähig war. Denn wenn das allgemeine Urteil auch in Vielem der Schriftkunst
der Zeit der ersten Caesaren Unrecht tut, indem es sie unverdienterweise, wie wir uns
überzeugen konnten, übersieht, muß zugegeben werden, daß sie im ersten Jahrzehnt
des 2. Jahrhunderts tatsächlich eine Stufe erreichte, der die weitere Entwicklung nichts
Positives mehr hinzuzufügen hatte. Das gilt von ihren beiden parallelen Modifika¬
tionen mit stumpfen und spitzen Scheiteln. Die distinguiert strenge Zeichnung der
ersten dieser beiden Varianten ist in jeder Hinsicht feinfühlig ausgewogen und ohne
jeden Zweifel überhaupt nicht mehr zu übertreffen. Davon zeugen die Beispiele schö¬
ner Inschriften, die hier für diese Zeit sprechen können, zum Beispiel jene auf einem
steinernen Architrav aus Aquileia aus dem Jahre 105 (Abb. 63) oder jene auf dem
Marmorsockel vom Trajansforum in Rom aus dem Jahre 113 (Abb. 64). Die scriptura
quadrata mit stumpfen Scheiteln aus der Zeit des Trajan wird jedoch allgemein über¬
sehen, denn das Hauptaugenmerk konzentriert sich in der Regel auf ein einziges Bei¬
spiel der zweiten Form der klassischen Monumentalschrift dieser Periode. Das ist ver¬
mutlich auf Unkenntnis oder Voreingenommenheit zurückzuführen und daher un-
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