RÖMISCHE INSCHRIFTENSCHRIFTEN
hingegen ein Alphabet mit spitzen Scheiteln zu sein, das Hübner nur als ‘aetatis
Flaviae monumentale5 bezeichnet (Abb. 61 ) und das uns durch seine stets breiten Ivlaße
fesselt, besonders bei den Buchstaben А, M und den vollen Kreislinien des О und ÇK
Ein besonders schönes Beispiel römischer Schriftkunst aus der Zeit der Flavier ist die
rA FS
rS) PS
60. Inschrift zum Andenken an den Kaiser Nerva aus dem Jahre gy. Salonae. Detail.
Inschrift auf dem Titusbogen in Rom aus dem Jahre 81 (Abb. 58), die schon deshalb
interessant ist, weil sie außer einer einzigen geläufigen Abkürzung F (filio) den ganzen
ungekürzten Text wiedergibt, allerdings in einer künstlerisch ungewöhnlich suveränen
graphischen Gestaltung. Als eine in dieser Hinsicht besonders raffinierte Einzelheit
müssen u. a. vor allem die ganz kleinen Zeilenabstände gelten. Sie tragen ganz er¬
heblich zur dekorativen Wirkung der vollendet genutzten Fläche bei.
In der kurzen Regierungzeit Nervas (96-98) trat keinerlei ausgeprägte Wandlung
in der Entwicklung ein und die scrip tura quadrata kommt weiterhin in jener Hochform
vor, deren Stufe sie bis dahin erreicht hatte. Einen Hinweis verdient jedoch eine ihrer
Varianten mit stumpfen Scheiteln aus der Inschrift auf einem steinernen Sockel aus
dem Jahre 97 im Vatikanmuseum (Abb. 59). Mit der sehr strengen, kargen Schrift¬
zeichnung dieser Inschrift kontrastiert die außerordentlich lebhafte einer Gedächtnis¬
inschrift aus demselben Jahre, die sich in Salonae bei Split befindet (Abb. 60). Inter-
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ABCDE
FGHILM
NOPQR
STVX
61. Römische Monumentalschrift, klassische Form aus der Zeit der Flavier.