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57. Römische Monumentalschrift, klassische Form aus der Zeit der Flavier.
SCRIPTURA MO NU MENTALIS
beruft, läßt die Schrift keineswegs darauf schließen, daß sie vor der Kaiserzeit ent¬
standen sein könnte, in der ähnliche archaisierende Tendenzen übrigens keine Aus¬
nahme waren. Deshalb wird die Inschrift bestenfalls in die Zeit des Augustus zu da¬
tieren sein (Wölfflin). Was also die Schrift und ihre Ausführung betrifft, kann dieses
Fragment durchaus als schönes Beispiel der graphischen Gestaltung eines umfangreichen
58. Inschrift auf dem Titusbogen aus dem Jahre 81. Rom.
59- Inschrift zum Andenken an den Kaiser Nerva aus dem Jahre gy. Rom. Detail.
Textes gelten, ein Beispiel, das zu den besten dieser Art aus der Zeit der höchsten
Entfaltung gehört.
Aus der Zeit Neros, den Jahren 54-68, bringt E. Hübner ein anderes Alphabet der
entwickelten Form mit stumpfen Scheiteln (Abb. 56). Vom vorgenannten unter¬
scheidet es sich nur durch die größere Breite des Schriftbildes und einige kleine Ab¬
weichungen der Schriftzeichnung, wie den schräg zugeschnittenen Scheitel des Buch¬
stabens A, die über das Schriftbild hinaus verlängerten Serifen u. ä. Als Beispiel einer
Schrift etwa dieses Typus in der schriftschöpferischen Praxis sei die schöne Inschrift
auf einer Marmortafel aus Pompeji etwa aus dem Jahre 64 erwähnt (Abb. 55), die
sich ursprünglich in den Thermen des M. Licinius Crassi Frugi befand. Obwohl der¬
artige Inschriften an sich bemerkenswert sind, stehen sie nicht über dem schon in der
ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts erreichten Niveau. Dasselbe muß von jenem Alpha¬
bet mit stumpfen Scheiteln aus der Zeit der Flavier, d. h. den Jahren 69-96 gelten,
das Hübner als ‘aetatis Flaviae elegans’ bezeichnet (Abb. 57). Viel edler scheint uns
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