RÖMISCHE INSCHRIFTENSCHRIFTEN
(Lex Pagana) genannt, der im Jahre 94 Chr. in Kampanien entstand (Tafel IXa).
In dieser nicht besonders sorgfältig ausgeführten Inschrift mit ihren immer noch über¬
lebenden Reminiszenzen der archaischen Lateinschrift (zum Beispiel dem schrägen
Querstrich des Buchstabens L in der neunten und zehnten Zeile und noch öfter den
schrägen Schäften des Buchstabens N) sind die Serifen nicht immer konsequent in den
verstärkten Balken verborgen und auch der zu ihrer Richtung senkrechte Abschluß
schräger Striche wird manchmal durch einen horizontalen und bei Rundbuchstaben
durch einen vertikalen Abschluß ersetzt. Die konkave Form verschwindet offenbar
seit dem Beginn unserer Zeitrechnung aus dem Bereich des monumentalen Schrift¬
schaffens in Stein, um sich in den übrigen Inschriften und in Materialien, deren tech¬
nische Bearbeitung den Serifen eigentlich keine Existenzberechtigung verleiht, noch
sehr lange zu halten. Auf diese Weise können wir noch im 2. Jahrhundert n. Chr.
beispielsweise in der Inschrift einer geprägten Marke auf einem römischen Ziegel etwa
aus dem Jahre 138 n. Chr. (Abb. 36) oft ein nahezu musterhaftes Beispiel dieser Schrift¬
form feststellen, insbesondere was die verborgenen Serifen betrifft, wenngleich diese
bei Schrägstrichen bereits sämtlich in der Horizontale der Grenzlinien des Majuskel¬
systems enden. Im eben erwähnten Fall sind diese Grenzen allerdings durch zwei
konzentrische Kreise gegeben.
Die Mängel der Lex-Pagana-Inschrift aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., um derent¬
willen wir sie nicht mehr vorbehaltlos zu den Musterbeispielen der konkaven Über¬
gangsform zählen können, sind anderseits Hauptmerkmale eines weiteren Schrifttyps,
zu dem die Entwicklung der monumentalen Lateinschrift zweifellos schon lange vorher
gedieh. Schon in der Schrift einiger der erwähnten Grabinschriften aus Praeneste
36. Inschrift auf einem römischen Ziegel, um 138 n. Chr.
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37. Römische Monumentalschrift, Übergangsform mit entwickelten Serifen, 2. Jahrh. v. Chr.