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З1- Römische Monumentalschrift, frühe Form des 4.-3. Jahrhunderts v. Chr.
SCRIPTURA MONUMENTAL IS
die Dedicationes Pisaurenses gelten, eine ganze Reihe kurzer Votivinschriften aus dem
4. Jahrhundert v. Chr., die aus Funden im altrömischen Pisaurum, dem heutigen
Pesaro, stammen. Diese Inschriften wurden jedoch weder gleichzeitig noch mit der¬
selben Sorgfalt und Fertigkeit der Steinmetzarbeit gemeißelt, weshalb sie sich in der
Schrift und deren Ausführung oft beträchtlich voneinander unterscheiden. Manche
haben einen noch ausgesprochen archaischen Charakter, während andere die an eine
Majuskelschrift gestellten Anforderungen bereits voll erfüllen und eine innerhalb der
beiden Linien des graphischen Grundsystems höhenmäßig ausgeglichene Schrift zeigen
(Tafel II). Meist handelt es sich auch bei diesen Beispielen offenbar noch um ein
mehr unbewußt empfundenes als um ein absichtlich konzipiertes und konsequent
eingehaltenes graphisches Prinzip, aber auch das muß als bedeutsame Errungenschaft
gelten. Was diese Frühform einer lateinischen Inschriftenschrift, die wir als Frühform
der römischen Monumentalschrift (Abb. 31) klassifizieren können, jedoch noch immer
kennzeichnet, ist die bislang unstabile Schriftkonstruktion der einzelnen Buchstaben,
zum Beispiel des A mit fallendem Querstrich parallel zum rechten oder öfter zum
linken Schaft oder manchmal auch mit horizontalem Mittelstrich, des Buchstabens L
mit spitzem Winkel zwischen den beiden Strichen, des N mit schrägen Schäften, des
P mit eckiger Zeichnung des offenen Bauchs u. ä. Diese Formen treten im lateinischen
Inschriftenmaterial in einigen Fällen ungefähr bis zum zweiten punischen Krieg und
in anderen sogar in noch jüngerer Zeit auf. Wie ersichtlich haben die archaischen
Formen mancher Buchstaben die eigentliche archaische Periode um eine beträchtliche
Zeitspanne überlebt, vor allem bei Inschriften nichtprofessioneller Herkunft. Nichts¬
destoweniger unterscheidet sich das Alphabet der Frühform der Monumentalschrift
von der primären archaischen Lateinschrift durch die bereits stabilisierte Konstruk¬
tion wenigstens einiger Buchstaben, deren Zeichnung ich deshalb zur Einordnung in
unsere Klassifizierung für entscheidend halte. Vor allem handelt es sich um den Buch¬
staben E mit unverlängertem Schaft und horizontalen, etwa gleich langen Querbalken,
also in einer in der weiteren Entwicklung dieses Buchstabens konstant bleibenden
Form. Ähnlich wird der Buchstabe F gestaltet, dessen Mittelstrich jedoch merklich
verkürzt wurde. Der Buchstabe M stabilisiert sich in der Konstruktion von vier in der
Regel breitbeinig auseinandergestellten Strichen, einer Form, in der es schon auf dem
Täfelchen aus dem See von Fucino in Erscheinung tritt. Dasselbe gilt vom Buchstaben
R, dessen Schrägfuß zum ständigen Unterscheidungmerkmal wird, weil der Bauch
des Buchstabens P manchmal die Tendenz hat, sich zu schließen.
Zur Illustration dieser Entwicklungsstufe der römischen Monumentalschrift könnte
ergänzend eine ganze Reihe von Beispielen aus der Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr.
fast bis zum Ende der römischen Republik hinzugefügt werden. Eine so lange Lebens¬
zeit der Frühform der monumentalen Lateinschrift zeugt allerdings von keiner sonder¬
lichen Schriftbegabung der alten Römer, vor allem beim Vergleich mit dem hohen
Stand der gleichzeitigen und älteren griechischen Inschriften. Ein ausgeprägterer Fort¬
schritt des römischen Schriftschaffens tritt deshalb auch erst mit der hellenistischen
Welle nach dem zweiten punischen Krieg in Erscheinung, als allgemein griechische
Vorbilder nachgeahmt wurden, und wahrscheinlich vor allem seit der Ankunft er¬
fahrener griechischer Steinmetze. Bis dahin haben die lateinischen Inschriften in ihrer
Mehrzahl einen stark primitiven, nichtprofessionellen Charakter, und graphisch ge¬
glücktere Inschriften sind verhältnismäßig seltene Ausnahmen. Als solche können aller-
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