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24. Archaische Lateinschrift, y.-6. Jahrhundert v. Chr.
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25. Übersicht der Entwicklung der römischen Ziffern.
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DIE VORGESCHICHTE DER LATEINSCHRIFT
vor allem um zwei gegeneinander argumentierende Theorien, deren erste und ältere
die Entstehung der Lateinschrift unmittelbar aus dem westgriechischen Alphabet vor¬
aussetzt, während die andere die Notwendigkeit einer etruskischen oder auch etruskisch-
faliskischen Vermittlung nachzuweisen bemüht ist. Vom Gesichtspunkt unseres Stu¬
diums aus und unter dem Eindruck der rein formalen Analyse beider Alphabete
scheint eine direkte Entwicklung der Lateinschrift aus der westlichen Modifikation
der archaischen griechischen Schrift einleuchtend zu sein, denn, wie wir bald erkennen
werden, die archaischen Formen beider Schriften stehen einander in graphischer Hin¬
sicht so nahe, daß das ganze Problem wie die überflüssige Komplikation'einer höchst
einfachen Sache aussieht. Zugunsten dieser einfachsten Erklärung der Entstehung der
Lateinschrift spricht schließlich auch die Tatsache, daß die Zeichen B, O, Qund X,
die in der Lateinschrift von allem Anfang an enthalten sind, in der etruskischen Schrift
überhaupt nicht Vorkommen. Bei höchstwahrscheinlich gleichen Möglichkeiten des
Kontakts mit dem griechischen Element und somit bei gleichen Möglichkeiten einer
Kenntnis des griechischen Alphabets scheint auch klar zu sein, daß kein Grund vorlag,
weshalb die Latiner in dieser Hinsicht auf eine etruskische oder gar etruskisch-falis-
kische Vermittlung gewartet hätten. Dem gegenüber müssen wir die Berechtigung des
Einwands anerkennen, daß das Kulturniveau der Mehrzahl der Italiker einschließlich
der Latiner zu jener Zeit viel zu niedrig war, als daß diese imstande gewesen wären,
augenblicklich aus dem griechischen Beitrag zu schöpfen, was bei den auf unver¬
hältnismäßig höherer Stufe stehenden Etruskern bereits durchaus möglich war. Dieser
Umstand würde allerdings zu Gunsten der zweiten Theorie sprechen, die u. a. von
der Voraussetzung ausgeht, daß es wahrscheinlich eine gewisse Zeit gedauert hat,
bevor die übrigen Italiker, die ganz oder zum Großteil von den Etruskern nicht nur
kulturell, sondern auch politisch abhängig waren, von diesen jene Vorteile der Schrift¬
kenntnis übernahmen, die das bereits beträchtlich vervollkommnete etruskische Al¬
phabet bot. Im Falle der Römer, deren stolzen Stadtstaat irgendwann im 7. Jahr¬
hundert höchstwahrscheinlich eine etruskische Dynastie gegründet hat, scheint die
Vermutung, daß in dieser Periode des römischen Königreichs auch die Schrift von den
Etruskern übernommen wurde, nicht unwahrscheinlich zu sein, obwohl ein bloßer
morphologischer Vergleich beider Alphabete dies nicht gerade nachzuweisen vermag.
Nichtsdestoweniger gewinnt diese zweite, autoritativ befürwortete Theorie (M. Bréal)
anscheinend immer breitere Geltung, obwohl wir in der Fachliteratur immer wieder
den Verfechtern einer direkten Entwicklung der Lateinschrift aus dem westgriechi¬
schen Alphabet begegnen.
Die in groben Umrissen in diesem ersten Kapitel zusammengefaßte Vorgeschichte
der Lateinschrift ist somit in ihrem ganzen Bereich noch nicht so klar wie man es
manchmal vorgibt. Nicht nur in den frühesten Anfängen, sondern auch im Übergang
zur eigentlichen Geschichte kommen ständig dunkle Abschnitte vor, die verschiedene
spezialisierte Wissenschaftsfächer aus verschiedenen Blickrichtungen und Erkenntnis¬
quellen zu beleuchten bemüht sind. In nicht geringeres Dunkel getaucht sind leider
auch viele Abschnitte der eigentlichen Geschichte der Lateinschrift, die wir im fol¬
genden Kapitel behandeln.
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