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308. Fraktur. H. Schönsperger 1513.
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WITTENBERG ISCHE BASTARDA
weshalb sie auch von den Nürnberger Buchdruckern Koberger und insbesondere
Höltzel für den Druck tschechischer Bücher verwendet wurde. Der letztgenannte
druckte mit dieser Schrift im Jahre 1517 das tschechische Herbarium des Jan Cerny.
Obwohl in den böhmischen Ländern der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die
jüngere Bastarda der deutschen Renaissance in den Vordergrund rückte, blieb die
Schwabacher in der tschechischen Typographie bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch
und in Volksdrucken sogar bis ins 19. Jahrhundert, in dem sich auch in den böhmi¬
schen Ländern der Umschwung zu Schriften eines anderen Stiltypus vollzog.
Eine weitere Schrift dieser Gruppe deutscher Buchbastarden, die WITTENBER-
GISCHE BASTARDA, unterscheidet sich mehr von der Schwabacher als die vor¬
genannte oberrheinische Bastarda. Wie schon aus ihrer Bezeichnung hervorgeht, war
diese weitere Bastarda vor allem in Wittenberg und Umgebung in Gebrauch, obwohl
sie eigentlich in Leipzig entstand, wo sie erstmalig im Jahre 1508 in der Offizin des
Melchior Lotter (Abb. 306) auftauchte. Nach Wittenberg gelangte sie mit Lotter,
als dieser sein Tätigkeitsfeld in diese Stadt verlegte, und alsbald wurde seine Bastarda
typisch für den wittenbergischen Buchdruck dieser Zeit. Es scheint auch, daß sie sich
nicht allzu weit über die nahe Umgebung der Städte Wittenberg und Leipzig hinaus
verbreitete, denn man hat ihr Vorkommen bisher nur noch in Dresden, Erfurt und
Magdeburg feststellen können. Zum Unterschied von den oberrheinischen Schriften
zeigt die Wittenbergische Bastarda einen unverhältnismäßig ruhigeren Satz. Das ist
auf das noch größere und rundere Schriftbild zurückzuführen und wird durch die
außerordentlich kurzen Ober- und Unterlängen der Buchstaben b, h,f, k, l, p, q und
langes s erzielt. Und eben dieses große Schriftbild und die Kürze der Ober- und
Unterlängen sind die Hauptmerkmale der Wittenbergischen Schrift, die auf der Seite
ihres Satzes eine fast größere mittlere Minuskelhöhe erreicht als ihre Zeilenabstände
betragen. Daher kommt hier auch der Rhythmus der schwarzen Zeilen und der weißen
Zeilenabstände kaum noch zur Geltung. Im übrigen, von diesen Merkmalen - der
Breite und Größe des Schriftbildes - abgesehen, unterscheidet sich die Zeichnung des
kleinen Alphabets der Wittenbergischen Bastarda (Abb. 307) nicht sonderlich von
der Schwabacher und den oberrheinischen Schriften. Die Versalien hingegen sind mit
Rücksicht auf den außerordentlich kleinen Zeilenabstand im Verhältnis zu den Klein¬
buchstaben außerordentlich klein, was sich zweifellos zugunsten dieser Schrift aus¬
wirkt. Das Versalienalphabet ist mit Haeblers M 48 bestimmt und weicht bei einigen
Lettern tatsächlich stark von den Versalien der übrigen Bastarden ab, schon beim A,
dessen Zeichnung an ein kleines a des Renaissancetypus erinnert, und weiter bei den
Buchstaben C, G, P und S. Eine interessante Zeichnung hat das der Schwabacher im
übrigen verwandte Z, das sich aus zwei unserer heutigen aufeinandergestellten Mi¬
nuskeln dieses Buchstabens zusammensetzt. In der Größe zeigen die Schriften dieser
Gruppe nur geringe Abweichungen vom Durchschnitt, der etwa 95 mm auf 20 Zeilen
beträgt.
Die letzte der deutschen Druckbastarden, aber die wichtigste für das Fortleben der
Schriften des gotischen Typus, war die FRAKTUR. Dieser Name war bereits vor
der Ära des Buchdrucks für ihre handschriftlichen Vorbilder geläufig, verschiedene
Formen der gebrochenen Kursivschrift. Später wurde die lateinische Bezeichnung
zuweilen durch ‘gebrochene’ oder deutsche Schrift ersetzt, was in diesem Fall weit-
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