KURSIVSCHRIFTEN DES GOTISCHEN TYPUS
rechts gebogenem Schaftrüssel, und vor allem das Z, das in der Zeichnung mit dem¬
selben Buchstaben der Trojanischen Chronik nahezu indentisch ist.
Mit einer typographisch sehr guten, aber von fremden Vorbildern, vor allem der
Rotunda, bereits stark beeinflußten Bastarda (M 11 des Buchverzeichnisses) ist eine
illustrierte tschechische Bibel aus dem Jahre 1489 gedruckt, ein Werk des Kutten¬
berger Druckers Martin von Tisnov (Abb. 290). Es handelt sich wieder um eine Schrift
mit verhältnismäßig großem Bild in Bezug auf die Maße des Schriftkegels, und sie ist
im Satz merkwürdigerweise schon sehr ausgeglichen und daher auch gut lesbar. Der
Einfluß der Rotunda im großen und kleinen Alphabet dieser böhmischen Bastarda
(Abb. 290b) macht sich außerordentlich günstig geltend. Während die Schrift des Psal¬
ters des Jonata von Vysoké Mÿto aus der Rotunda lediglich einige Versalien schöpft
und das kleine Alphabet besonders scharf ist, verlieh Martin von Tisnov gerade dem
kleinen Alphabet seiner Schrift die Rundheit der Rotunda. Das lassen beide Versionen
seiner Bastarda erkennen; sie unterscheiden sich im kleinen Alphabet nur durch die
Zeichnung des k, von den geringfügigen Abweichungen der Buchstaben g, у ganz
abgesehen. Durch kleinere Differenzen der Zeichnung unterscheiden sich auch die
Versalien C, D, E, F, G, P, R, S, Y. Im großen Alphabet ist der Einfluß der Rotunda
allerdings hier und dort ebenfalls sichtbar, aber das charakteristische Z hat hier die¬
selbe kuriose Form wie in der Schrift der Trojanischen Chronik. Manche Lettern
erinnern sodann schwach an die zeitgenössischen deutschen Schriften, was mit Hin¬
blick auf die Handelsverbindungen dieses Druckers mit seinem Nürnberger Kollegen
Koberger, der übrigens für diese Bibel auch die Holzschnitte des Illustrationsmaterials
lieferte, verständlich ist.
Schließlich sei hier noch als interessantes Beispiel einer böhmischen Bastarda die¬
jenige der tschechischen Bibel aus Venedig von 1506 genannt. Diese Bibel wurde von
Peter Liechtenstein in Venedig gedruckt (Abb. 292), und seine Offizin, die auch die
tschechischen Korrektoren Jan Jindrissky aus Zatec (Saaz) und Tomás Molk aus
Hradec Králové (Königgrätz) beschäftigte, war offenbar bestrebt, den tschechischen
Auftraggebern sowohl in der Gesamtgestaltung als auch mit dem Schnitt der Schrift,
die in vieler Hinsicht an die böhmische Bastarda der Kampschen Druckerei in Prag
erinnerte - siehe z. B. die Versalien A, P, S und Y -, entgegenzukommen. Auch bei
den Kleinbuchstaben ist die Verwandtschaft beider Bastarden offensichtlich. An ältere
Vorbilder erinnert dasjy mit nach rechts gebogenem Schaft. Der in der Bibel von
Venedig verwendete kleinere Grad ist schmäler und in den isolierten Zeilen des Satzes
ausgeglichener. Der Satz hat Schwabacher-Charakter, obwohl die Schrift, bis auf
einige Abweichungen, die verkleinerte Version der größeren Stufe ist.
Nach 1500 druckt noch Konrad Baumgarten in Olmütz mit einer Bastarda, aus
der und aus seiner Textur er im Jahre 1502 die Abhandlung Insistoris, Sanctae Ro-
manae ecclesiae fidei defensionis etc. setzte. Doch es handelt sich nicht mehr um eine
böhmische Bastarde, sondern um eine Schrift fremden Ursprungs, eine westdeutsche
Modifikation der französischen lettre bâtarde. Von dieser ist in der Bastarde Baum¬
gartens jedoch nur wenig übriggeblieben, im kleinen und umso weniger im großen
Alphabet, das Baumgarten durch die Umzeichnung einer ganzen Reihe von Buch¬
staben abänderte. Die Geschichte der böhmischen Druckbastarda war demnach nur
kurz. Verschiedentlich wird sie noch in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
für den Satz verwendet, aber in dieser Zeit hat die Bastarda heimischen Schnitts in
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