a^L«^oßCB«ß ^форср^8^ <ѳ&<ы?о sW'>1 ßc-qS’S’cfg, erjtr6 о р|?9|тглгсггт^ r||^ríru\> г8о. Böhmische Rundbastarda, 14.-15. Jahrhundert. <Ѵ 482 i BÖHMISCHE BASTARDA tradition gegenüberstand, und umso mehr mußte dies bei der böhmischen Bastarda, Eine andere mit der böhmischen Bastarda verbundene ungelöste Frage bleibt die 483
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der Schrift der Buchhandschriften in der nationalen Sprache, der Fall gewesen sein.
Einen französischen Einfluß auf die böhmische Kalligraphie der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts kann man allerdings nicht ganz ausschließen. Denn er war nicht
nur durch Vermittlung der königlichen Kanzlei, sondern wahrscheinlich auch der
Schreib-'Schule’ der Prager Universität wirksam, die bekanntlich 1348 nach fran¬
zösischem Muster gegründet worden war (Hajnal). Doch dieser französische Einfluß,
zumindest soweit seine Verbreitung von der königlichen Schreibstube ausstrahlte, war
keineswegs in so starkem Maß wirksam, wie oft vorausgesetzt wurde. Das hat die
paläographische Untersuchung einer Reihe lateinischer Urkunden Karls IV. aus dem
Jahre 1348 erneut bestätigt, einer Zeit also, die für die Entstehung der böhmischen
Bastarda entscheidende Bedeutung hat, wobei man bisher allgemein annahm, daß
diese Urkunden in der böhmischen königlichen Kanzlei insgesamt von Sortes, einem
Beamten französischer Herkunft, niedergeschrieben wurden. In seiner Studie über die
Genesis der böhmischen Bastarda (1955) hat Pavel Spunar jedoch sehr überzeugend
nachgewiesen, daß Sortes höchstens eine einzige aus der ganzen Serie dieser Urkunden
geschrieben haben konnte, während alle übrigen auf zwei weitere verschiedene, aber
heimische Schreiber zurückzuführen sind. Nach P. Spunar stellt gerade die Schrift
dieser von heimischen Schreibern geschriebenen Urkunden Karls, eine böhmische
diplomatische Halbkursiv aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, schon die erste Form
der böhmischen Bastarda, eine Protobastarda vor. Demzufolge ließe sich also die Ent¬
stehung der böhmischen Bastarda durch eine autochthone Entwicklung erklären, eine
von ausschließlich heimischen Quellen genährte und ohne Mithilfe fremder Einflüsse
zustandegekommene Entwicklung. Wenn P. Spunar auch auf die Wahrscheinlichkeit
einer analogen Entwicklung bei anderen nationalen Bastarden hinweist, findet er in
dieser Hinsicht beispielsweise bei I. Hajnal keine Zustimmung. Hajnal betont demge¬
genüber die spontane Entwicklung zu den Bastardschriften im gesamten Bereich der
Lateinschrift dieser Zeit und weist dabei erneut auf die übernationale und nicht zu
unterschätzende Einwirkung der Universitäts-4 Schreibschulen’ hin. Damit widerlegt
er jedoch keineswegs den evidenten spezifisch tschechischen Nationalcharakter der
böhmischen Bastarda, den wir also als völlig unzweifelhaft ansehen können, insbe¬
sondere in ihren hochentwickelten Formen.
Klassifizierung ihrer verschiedenen Varianten, zu denen sich ihre Entwicklung im
weiteren Verlauf verzweigte. Schon in der ersten Ausgabe dieses Buches habe ich diese
Lücke auszufüllen versucht, indem ich meine eigene Klassifizierung nach rein graphi¬
schen Gesichtspunkten zusammenstellte, die sich bisher zufriedenstellend bewährt
haben und auch bei der böhmischen Bastarda vorteilhaft angewandt werden können.
Darum glaube ich an dieser Klassifizierung nichts ändern zu müssen, denn die neuere
Einteilung der Bastarden in kalligraphische und nichtkalligraphische (Spunar) oder
in die Gruppen bastarda und bastarda currens (Lieftienck) muß als viel zu breit und un¬
bestimmt angesehen werden. Das Kalligraphische oder Kursive einer Schrift bezeichnet
doch nur die Qualität der Schreibausführung, und nach dieser qualitativen Beur¬
teilung kann in verschiedenen Fällen jede Schrift kursiv oder kalligraphisch sein.
Natürlich kommt diese oder jene Schriftform infolge ihrer graphischen Eigenschaften
mehr dieser oder jener Schreibausführung entgegen, aber bei ihrer Beurteilung wird