KURSIVSCHRIFTEN DES GOTISCHEN TYPUS
Grammaticale von A. Guarnì, das 1576 bei Bynneman gedruckt wurde. Aus der Zeit
danach ist eine große Zahl verschiedenartiger Amtsformulare und Lizenzen erhalten,
die sämtlich mit der secretary type gedruckt sind und es bis zum Ende des 17. Jahr¬
hunderts bleiben. Im Laufe dieses Zeitabschnitts stabilisierte sich die genannte Skript
in ungefähr drei Versionen und Graden, die sich nur geringfügig voneinander unter¬
scheiden. Alle haben jene Merkmale gemeinsam, die wir bereits bei ihrem hand¬
schriftlichen Vorbild kennengelernt haben. Wie dort sind gewisse Buchstaben auch
hier durch ihre für eine Druckschrift besonders ungewöhnliche Zeichnung bemerkens¬
wert. Das bezieht sich z. B. auf den Buchstaben e, der in beiden Fällen mittels zweier
Bogenlinien konstruiert wird ; diese erinnern in der ersten Version mit einer Zeichnung,
die eigentlich ein Spiegelbild der Zahl 3 darstellt, noch an die Grundkonstruktion.
In den weiteren Varianten neigt sich der obere Bogen, um schließlich auf dem unteren
eine Art Bekrönung zu bilden. Insbesondere in der zweiten Variante der zweiten,
größeren Version, wo der obere Bogen im Verhältnis zum unteren übermäßig ver¬
größert ist, büßt die Zeichnung des Buchstabens alles ein, was an seine ursprüngliche
Konstruktion erinnern könnte. Das d ist mit seiner energischen starken Zeichnung
demselben Buchstaben der Civilité-Skript verwandt. Die g-Letter hat auch in ihrer
Druckimitation die Zeichnung unseresjy, das mit einem horizontalen Querstrich durch¬
gestrichen ist; so entsteht die charakteristische Bekrönung des oben flachen Bauches.
Das Schluß-j unterscheidet sich in seiner Zeichnung nicht allzusehr vom b. Die Lettern
h, x,y, z enden unten mit nach rechts gebogenen Krümmungen. Zeichnerisch kompli¬
zierte und somit nur schwer lesbare Versalien ergänzen das Gesamtbild dieser nicht
besonders schönen, aber graphisch sicher bemerkenswerten Schrift. Zu seiner Zeit
diente diese Druckskript jedoch auch als Vorlage für den Schreibunterricht, wie es
mehrere Lehrbücher für englische Schulen niedriger Stufe beweisen, z. B. das oft
nachgedruckte Buch The English Schoolmaster von Edmund Coote, das noch in seiner
Ausgabe von 1673 als Musterbeispiele für den Schreibunterricht ein in der Skript
secretary type gesetztes Alphabet und Textbeispiel bringt (Johnson).
In seinem Werk Die gotischen Schriftarten bezeichnet Ernest Crous auch einige
englische Buchschriften des gotischen Kursivtypus als secretary-Schriften. A. F. John¬
son empfiehlt jedoch in seinem Buch Type designs ganz zu Recht, diese Bezeichnung
für die Kanzleimodifikationen der geläufigen elisabethanischen Kursiv beizubehalten,
die wir hier eben kennengelernt haben. Dessenungeachtet ist die ENGLISCHE BA¬
STARDA einiger Buchhandschriften in der Tat nur eine formalere Version gleich¬
zeitiger Kanzleischriften von der Art der chancery und secretary hand, deren Merk¬
male sich hier in verschiedenem Grad geltend machen. Die Geschichte der englischen
kursiven Buchschriften des gotischen Typus ist verhältnismäßig kurz und nicht allzu
bedeutsam. Sie kommen nur in einigen wenigen Handschriften des 15. Jahrhunderts
vor, deren bekannteste die Romanze vom schönen Unbekannten (Libious Discoinuous)
ist, ein 1457 englisch geschriebenes und heute in der Biblioteca Nazionale in Neapel
verwahrtes Werk (Abb. 273)- Es handelt sich um eine sehr geläufig geschriebene
Handschrift, deren Schrift in ihrem Alphabet zahlreiche uns aus den Kursiven der
chancery und secretary hand bekannte Merkmale enthält (Abb. 274). Das a kommt
hier noch in seiner doppelbäuchigen Form vor, das r reicht noch tief unter die Fußlinie
hinab, und das t zeigt ebenfalls noch die untere Schleife in Gestalt eines Bauches.
Einige Buchstaben sind hier mit zahlreichen Varianten vertreten, die nicht immer
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ENGLISCHE BASTARDA
genügend differenziert werden, was sich besonders auf die oft nicht genug deuthch
unterscheidbare Buchstabenverbindung d-e bezieht. _
Der schnelle Sieg der Buchschriften der italienischen Renaissance im englischen
Buchdruck hinderte die englische Bastarda daran, auch in einer Druckform zur Gel¬
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Historyes of Troy, wurde zwar um 1475 von William Caxton bei Collard Mansion in
Brügge mit einer Bastarda gedruckt, aber das war natürlich eine Schrift von nieder¬
ländischem Schnitt und niederländischer Herkunft. Mit ihr wurde im gleichen Jahr
auch Caxtons zweites Buch The Game and Playe of the Cheese gedruckt. Caxtons
zweite Bastarda, die zum Druck seines ersten in England erschienenen Buches diente,
des Werkes The Dictes or Sayengis of the Philosophers, Westminster 1477, ist schein¬
bar mehr englisch, weil darin hier und da die typische zweibäuchige a-Form vor¬
kommt, aber in Wirklichkeit überwiegt dort der Einfluß der französischen lettre bâ¬
tarde. Denselben Einfluß kann man auch in den übrigen Bastarden Caxtons feststellen,