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263. Bastaerdt letter, іб.-ij. Jahrhundert.
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NIEDERLÄNDISCHE BASTARDA
behielt diese Skript im Grunde den ursprünglichen Charakter der Schriftzeichnung
mit allen hier bereits erwähnten Merkmalen bei, ohne den Einfluß der sonst so eigen¬
artigen spanischen Schreibkunst deutlich werden zu lassen.
In den Niederlanden war die Entwicklung der gotischen Kursiv anfänglich ähnlich
wie überall in Westeuropa, weshalb dit frühe niederländische gotische Kursiv bis zum Aus¬
gang des 14. Jahrhunderts durch keinerlei besonders charakteristische lokale Merk¬
male gekennzeichnet ist. Erst im 15. Jahrhundert beginnen die niederländischen Kur¬
sivschriften einen gewissen Lokalcharakter anzunehmen, und zwar mehr in den Buch¬
handschriften als in den Urkunden. Obwohl die Textur in den Niederlanden, wie wir
bereits wissen, für Bücher auch in der Volkssprache verwendet wurde, legte man. sich
für diese Literatur sehr früh auf eine Lokalmodifikation der burgundischen Bastarda
fest, neben der jedoch im 15. Jahrhundert eine Kursivschrift heimischen Ursprungs
demselben Zweck diente. Diese niederländische Bastarda hatte gewöhnlich eine einfa¬
che, unverzierte, aber sehr fette senkrechte Zeichnung und ein verhältnismäßig breites
Schriftbild. Die Konstruktion der einzelnen Buchstaben zeigt hier im ganzen keine
Abweichungen, vielleicht außer dem eckigen Bauch des g, dessen fette Vertikalen den
horizontalen Abschluß des Bauches auf der Linie der mittleren Minuskelhöhe über¬
ragen. Doch auch dieser Form begegnen wir in anderen nationalen gotischen Kursiv¬
schriften.
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das niederländische Schreibwesen nicht nur
unter dem Einfluß der Nachbarländer, vor allem Frankreichs, sondern auch - und
dies vor allem - unter jenem der spanischen Machthaber. Dies war ebenso in den
nördlichen protestantischen Provinzen nach dem Beginn ihres Freiheitskampfes im
Jahre 1581 und nach dem westfälischen Frieden, in dem Spanien endlich ihre Unab¬
hängigkeit anerkannte, der Fall. Darum begegnen wir verschiedenen Formen der
Redondilla und anderer spanischer Schriften oft auch das ganze 17. Jahrhundert hin¬
durch in der Produktion der niederländischen Kalligraphieschule, die seit der Mitte
des 16. Jahrhunderts nach und nach die führende Stellung in Europa eingenommen
hatte. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts stieg die Bedeutung und Zahl der nieder¬
ländischen Kalligraphen augenfällig, und damit auch die Zahl ihrer Mustersamm¬
lungen und Handbücher, die man andernorts eifrig nachahmte. Wenn wir uns bei
ihrer Aufzählung nur auf die am häufigsten genannten Meister und ihre Veröffent¬
lichungen beschränken, so sei wenigstens auf Gerardus Mercator und seine Sammlung
Literarum latinarum etc., herausgegeben 1540 in Antwerpen, auf die Antwerpener
Ausgabe von Perets Eximiae Peritiae Alphabetum aus dem Jahre 1571, C. Boissens
und seine beiden in Amsterdam erschienenen Sammlungen Promptuarium aus dem
Jahre 1594 und Exemplaren van Gheschriften von 1616, Roelands Magazin der Penn-
Const, ebenfalls 1616 in Vlissingen herausgegeben, Maria Strick, die einzige Frau
unter den Kalligraphen bis in die Neuzeit und ihre Sammlung Schat van Gheschriften,
erschienen 1618 in Rotterdam, Carpentiere Alphabetum, herausgegeben 1620 in Haar¬
lem, Jean de la Chambre und sein ebenda herausgegebenes Sammelwerk Exemplaer-
Boeck aus dem Jahre 1649 und vor allen anderen auf den hier bereits erwähnten Jan
van den Velde, den berühmtesten aller niederländischen Kalligraphen, hingewiesen.
Sein Werk, das selbst deutlich von französischen Vorbildern inspiriert ist, übte einen
durchdringenden Einfluß auf das Schreibwesen des ganzen zeitgenössischen Europas
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