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261. Aragonesa redonda, і6. Jahrhundert.
ARAGONESA REDONDA
einer Schrift dieser Art lediglich in kalligraphischen, im Holzschnitt reproduzierten
Beispielen. Mit dieser Skript sind vermutlich alle wichtigsten Beispiele von Kursiven
des gotischen Typus in Italien erschöpft. Sie sind übrigens fast allzu zahlreich für
dieses Land, von wo sich seit dem 15. Jahrhundert Kursivschriften über ganz Europa
ausbreiteten, die bereits einem neuen Stiltypus angehörten.
Der italienische Einfluß reichte jedoch auch dort über die Grenzen des Landes
hinaus, wo es sich um manche der eben erwähnten italienischen gotischen Kursiv¬
formen handelte. Am stärksten machte sich dieser Einfluß in der Schreibkunst Spa¬
niens geltend, wo die italienische Rotunda zur Nationalschrift geworden war. Die
Rundheit der Rotunda kennzeichnet manchmal bis zu einem gewissen Grade auch
di & frühe spanische gotische Kursiv der Urkunden, die sich jedoch sonst vom Durchschnitt
der frühen gotischen Kursiven, wie wir sie bisher kennengelernt haben, kaum unter¬
scheidet. Obwohl die Rotunda die gesamte spanische Buchproduktion einschließlich
der Literatur in der nationalen Sprache beherrschte, kam in Spanien doch hier und
dort eine gotische kursive Buchschrift vor. Eine solche Ausnahme ist z. B. die spanische
Bastarda in der Handschrift des Kantionale des Johann Alphons de Baena aus dem
15. Jahrhundert (Tafel LXXXVIII), eine Schrift, die ebenfalls der Rotunda sehr
nahe stand. Sie unterscheidet sich von dieser eigentlich nur durch die kursive ein-
bäuchige Zeichnung des a, die unter die Fußlinie verlängerten Schäfte des/und des
langen s und den schrägen Strichansatz der Unzialform des d. Der formale Duktus
dieser Bastarda übertrifft in der texturartigen Spaltung der Schaftscheitel beim b, h, l
sogar die Rotunda, während der Fuß bei sämtlichen Schäften wie in der Rotunda
gerade abgeschnitten ist.
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts verzweigte sich auch die spanische gotische
Kursiv zu mehreren charakteristischen Modifikationen der Zeichnung. Die Hand¬
bücher der spanischen Kalligraphen erleichtern uns weitgehend ihre Ermittlung, vor
allem jene hier bereits erwähnter Sammlungen, die Juan de Yciar 1548 und 1550 und
Francisco Lucas 1570 herausgaben. Diesen und anderen spanischen Autoren des 16.
und 17. Jahrhunderts zufolge ist es klar, daß die Rotunda auch das urkundliche
Schreibwesen Spaniens beeinflußte, zumindest was den Gesamtcharakter des Duktus
betrifft. Dieses Eindrucks können wir uns z. B. auch bei Yciars senkrechter und runder
Skript ARAGONESA REDONDA (Abb. 261) nicht erwehren, obwohl wir in der
Zusammensetzung seines Alphabets insgesamt Formen begegnen, die für jede gotische
Kursiv typisch sind. Bemerkenswert und für das spanische Schriftschaffen besonders
charakteristisch ist hier jedoch die Form des d, dessen Ganzes in die Grenzen der
mittleren Minuskelhöhe hineingezwängt wird. Außerdem findet sich hier eine neue
Form des p, die gewissen gotischen Formen des x ähnelt. In Yciars Handbuch, Ausgabe
von 1550, ist die aragonesa redonda auch mit einer schmäleren und leicht geneigten
Variante vertreten, die bereits stark von der humanistischen Kursiv beeinflußt ist,
was man u. a. daraus schließen kann, daß hier neben der gotischen auch die Renais¬
sanceform des d vorkommt. Zusammen mit dieser Variante bringt Yciar noch eine
weitere Modifikation, die aragonesa tirada, eine schon ganz geläufige und nicht sehr gut
lesbare Kursiv, in deren gebundenem Duktus mit zahlreichen Schleifen dessenunge¬
achtet ständig charakteristische Merkmale einer Schrift vom Typus der aragonesa
redonda zur Geltung kommen.
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