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252. Lettre financière, 17. Jahrhundert.
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LETTRE FINANCIÈRE
Beispiele bringen Allais de Beaulieu in seiner 1648 in Paris herausgegebenen Samm¬
lung La Gramographie, und Louis Barbedor, der der lettre financière fast die gesamte
1628 in Paris erschienene Sammlung L’Escriture financière dans sa naifueté avec les
autres Escriptures françois propres widmete. Die lettre financière vom Ende des 16.
Jahrhunderts (Abb. 251) unterscheidet sich nur sehr wenig von der gleichzeitigen
lettre courante. Beide Schriften sind in der Zusammensetzung ihrer Alphabete noch
fast identisch, aber die lettre financière verfügt über den ausgeprägteren und schär¬
feren Duktus. Beim Buchstaben d treten wieder Schleifen auf, der Kopf des a ist oft
durchbrochen, ebenso wie der in den Schlußschaft des m und n führende Bogen. Die
lettre financière des 17. Jahrhunderts, so wie sie z. B. bei Louis Barbedor vertreten ist,
sticht noch stärker durch den charakteristischen Gegensatz zwischen dem Scharfen
und Runden des Duktus hervor. In ihrem Alphabet (Abb. 252) sind nicht nur das
a, m, n, sondern auch das e, g, q und verschiedene Varianten weiterer Buchstaben mit
gleich scharfen Spitzen versehen, während die bisher spitze Form des/oben und unten
abgerundet wird. Das lange j ist aus dem Alphabet Barbedors bereits ganz verschwun¬
den, obwohl anderswo, z. B. in der 1625 von François Desmoulins in Lyon herausge¬
gebenen Sammlung Le Paranimphe de Les escritures ronde financière & italienne,
die Vertikale dieses Buchstabens noch allzu stark hervorgehoben wird, und zwar so¬
wohl durch eine gewaltsame Verstärkung des Strichs, als auch durch seine haarfeine
Verengung und Verlängerung tief in den übrigen Text. Weit weniger macht sich der
Charakter einer Schrift des gotischen Typus in der lettre financière aus Barbedors
jüngerer, um 1647 in Paris erschienener Sammlung Les Escritures financière et ita-
lienne-bastarde dans leur naturel geltend. Durch den Einfluß der zeitgenössischen
Kursiv des neuen Stiltypus verwandelt sich die lettre financière hier - ebenso wie in
weiteren Sammlungen französischer Kalligraphen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts -
zu einer neuen Form, die wir an entsprechender Stelle behandeln werden. Inzwischen
sei nur daraufhingewiesen, daß diese lettre financière des 17. Jahrhunderts nicht mit
der bâtarde financière oder coulée des 18. Jahrhunderts verwechselt werden darf,
denn diese hat mit der älteren, ähnlich bezeichneten Kursiv nur noch sehr wenig
gemein. Lediglich die Form des d erinnert entfernt an die Verwandtschaft mit den
Schriften des gotischen Typus.
Einen weit gotischeren oder zumindest gotisierten Duktus zeigt eine andere Va¬
riante der lettre financière : die verhältnismäßig späte bâtarde brisée, die Pierre Moreau,
zuvor Schreiber des Finanzministeriums und sodann Kalligraph und Drucker in Paris,
der nur Druckskripten verwendete, im 17. Jahrhundert in seinem Schreiberrepertoire
und Satzmaterial präsentiert, und die noch im 18. Jahrhundert von Pierre Simon
Fournier in seinem Manual angeführt wird. Die Berechtigung einer solchen Bezeich¬
nung dieser Skript stützt sich darauf, daß nur einige Züge auf kuriose Weise gebrochen
werden, während anderswo, beispielsweise beim 0, die runde Form beibehalten ist.
Als Ganzes beurteilt stellt diese nicht sonderlich schöne Schrift einen etwas zweifel¬
haften Beitrag zur französischen Kalligraphie des 17. Jahrhunderts dar. Der man¬
gelnde graphische Reiz, durch den allein sie eigentlich hervorsticht, ist bei einem
Kalligraphen wie Pierre Moreau in der Tat bedenklich.
Aus der lettre financière entwickelte sich durch eine stärkere Rundung der Schrift¬
zeichnung vor der Mitte des 17. Jahrhunderts eine weitere Form der französischen
Urkundenskript des gotischen Typus, der wir unter der Bezeichnung RONDE das
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