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247. Lettre de civilité des 16. Jahrhunderts. Fonderie Peignot.
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LETTRE FRANÇOYSE
stimmende Schrift lesen lernten, weil sie in der ersteren Schreibunterricht erhielten,
und wenn sie zugleich Lesestoff in die Hand bekämen, der sie zu guten Sitten anspornen
würde, was hier etwa der Sinn des Wortes Civilité ist. Ein solches in Civilité-Schrift
gesetztes Sittenlehrbuch war auch P. Haberts Le chemin de bien vivre, gedruckt noch
im Jahre 1597 bei Claude Micard in Paris.
Aus Gründen, die wir bereits genannt haben, konnte Granjons Schrift weder ein
breiteres noch ein dauerhaftes Interesse wecken, obwohl man mit ihr gelegentlich
ziemlich lange druckte und sie eigentlich nie ganz verschwand. P. S. Fournier nahm
sie im 18. Jahrhundert in sein Manual auf, und sogar in der Mitte des 19. verwendete
sie der Lyoner Drucker Louis Perrin für Soularys Sonnets humoristiques. Doch Gran¬
jons Civilité repräsentierte längst nicht mehr die geläufige Manuskriptschrift der Fran¬
zosen, weshalb ihr Satz ebenso wie das Lesen begreiflicherweise mit Schwierigkeiten
verbunden waren. Nichtsdestoweniger finden wir diese Schrift auch heute noch im
Musterverzeichnis der französischen Staatsdruckerei Imprimerie Nationale vor, ebenso
wie in jenem der Schriftgießerei Deberny & Peignot in Paris (Abb. 247).
Einer besonderen Vorliebe erfreute sich die Civilité-Schrift in den Niederlanden,
allerdings nicht mehr im ursprünglichen Schnitt, sondern als heimische, von der zeit¬
genössischen flämischen geläufigen Kursiv beeinflußte Variante, die seit 1559 von dem
Antwerpener Schriftgießer und Buchdrucker Aimé Tavernier und später von Henric
van der Keere, Schriftgießer zu Gent, hergestellt wurde. Auch diese flämischen Ver¬
sionen befanden sich neben den ursprünglichen Schriften Granjons im Besitz Pian¬
tine. Die Matrizen von Plantins lettre de civilité sind im Fundus der Schriftgießerei
Enschedé in Haarlem bis heute erhalten, und ihr Katalog von 1926 zeigt diese Schrift
in mehreren Graden. Im Vergleich mit Granjons Schriften stellten die flämischen
Versionen sicher keinerlei Fortschritt dar, denn das Fehlen einer vorwiegenden Strich¬
richtung machte den Satz noch unruhiger. Außerhalb Frankreichs und der Nieder¬
lande finden sich nur seltene Beispiele einer Anwendung der Civilité. Eine solche Aus¬
nahme war eine Ausgabe der Fabeln Äsops, die Thomas Bassandyne im Jahre 1571
in Edinburgh mit Granjons ursprünglicher Schrift druckte.
Während sich die gotische Civilité-Druckschrift als gedruckte Buchschrift nicht
stärker geltend machen konnte, nahm von ihrer handschriftlichen Vorlage eine weitere
Entwicklung der Kursivschrift in Frankreich Ausgang. Die Kursiv dieser Art war auch
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weiterhin in Gebrauch und kommt als
lettre françoyse ständig nicht nur in den französischen, sondern auch in den deutschen
und niederländischen Kalligraphiesammlungen vor. Die französischen und nach ihnen
die niederländischen Kalligraphen unterschieden mehrere zwar verschieden bezeich-
nete, aber nicht allzu verschiedene Varianten der französischen Urkundenkursiv des
gotischen Typus. So werden in der ersten bekannten französischen Kalligraphie¬
sammlung Alphabet de l’Invention des lettres etc., herausgegeben 1561 von P. Hamon
in Paris und 1580 in einer weiteren Auflage, ebenso wie in einer ähnlichen Sammlung
La Technographie, die der Pariser Kalligraph Le Gagneur im Jahre 1599 herausgab,
ungefähr sechs Hauptmodifikationen der lettre françoyse unterschieden, von denen
Hamons lettre carrée (Abb. 248) die zeichnerisch am nächsten stehende, wenn auch
kursiv geneigte und ein wenig spitze Analogie der lettre bâtarde darstellt. In der
Zusammensetzung seines Alphabets finden wir nur eine Abweichung beim d, das hier
nicht mehr mit seiner zweibäuchigen Form vetreten ist, und bei den Varianten des v,
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