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4- Ägyptische phonetische Hieroglyphen, um den Beginn des j. Jahrtausends v. Chr.
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5. Hethitische Hieroglyphen, etwa zweite Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.
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6. Protoindische Schrift, um 2000 v. Chr.
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DIE VORGESCHICHTE DER LATEINSCHRIFT
steigende Niveau prägte ihnen rückwirkend seinen Stempel auf. Die Keilschrifttafeln
erhielten somit eine bessere äußere Form, eine graphische Ordnung, der wir gewisse
spezifische ästhetische Werte nicht absprechen können. Sehr bald machten sich jedoch
auch Zeichen eines Fortschritts in der Reproduktionstechnik der Keilschrift geltend,
und zwar in deren Übergangsphase von der geschriebenen Schrift zum Keil-‘Druck’.
Man hat nämlich zahlreiche Täfelchen gefunden, die so geglückte Kopien sind und
eine ebensolche ‘Handschrift’ bei einzelnen Zeichen aufweisen, daß wir uns diese
Tatsache nicht anders erklären können als durch die Verwendung fertiger Druck¬
stempel. Eine solche Vermutung bestätigen nicht nur die unverändert wiederholten
Fehler in der Abschrift des ursprünglichen Textes, sondern auch die Entdeckung as¬
syrischer Tafeln aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr., auf denen ganz
offensichtlich für jedes einzelne Zeichen besondere Stempel nach der Art unseres
Schriftsatzes verwendet wurden. Das beweisen auch die Fehler, die diesen ersten Buch¬
druckern der Geschichte unterliefen : sie haben manche Zeichen schief oder verkehrt
abgedruckt. Die alten Assyrer müssen demnach als eigentliche Erfinder des Buchdrucks
gelten, aber sie haben ihre Entdeckung leider nicht ganz zu nutzen verstanden (Driver).
Die älteste und von der größten Anhängerzahl verfochtene Theorie ist die der di¬
rekten oder indirekten Entwicklung des phönikischen Alphabets aus der altägypti¬
schen Schrift. Ägypten, dieser zweite Brennpunkt einer parallelen Frühkultur der
Menschheit, war zum Unterschied von der verhältnismäßig spät entdeckten mesopo-
tamischen Kultur seit alters gut bekannt, und darum hielt man die altägyptische
Schrift lange für die älteste der Welt. Ihre Entstehung wurde weit in die Vergangen¬
heit datiert, einigen Ägyptologen und älteren Autoren im Bereich der Schriftwissen¬
schaft zufolge sogar bis ins 7.-6. Jahrtausend (Champollion, Taylor, Thompson), d. h.
in eine Zeit, der man damals auch die erste ägyptische Dynastie zuordnete. Später
wurden die Forscher bescheidener und legten sich auf die zweite Hälfte des 4. Jahr¬
tausends fest (Breasted); manche beschränkten sich auf das Jahr 3000 (Scharff) oder
sogar auf die zweite Hälfte des 3. Jahrtausends (Wilkenson, Palmer). Heute überwiegt
fast allgemein die Ansicht, daß die erste ägyptische Schriftform - die ägyptische Bilder¬
schrift - nicht lange nach der frühen sumerischen Schrift und unter sumerischem Ein¬
fluß entstand, und zwar am Ausgang des 4. Jahrtausends. Die Wahrscheinlichkeit
sumerischer Einflüsse auf die Entstehung der ägyptischen Schrift wird gewöhnlich
durch weitere Spuren sumerischen Einflusses in Ägypten nachgewiesen, während sich
in Sumer keine ägyptischen Einflüsse feststellen lassen (Hroznÿ, Driver, Scharff). Von
dieser Urform, die nur spärlich erhaltene Denkmäler bis zurück zum Anfang des
3. Jahrtausends dokumentieren, entwickelte sich die ägyptische Schrift schon um 2900
zu jenem vollendeten System einer ideographischen Nationalschrift, das allgemein
unter der Bezeichnung ägyptische Hieroglyphen bekannt wurde. Es war dies eine vor
allem für monumentale Zwecke bestimmte Schrift, aber mit der Entstehung einer
ägyptischen Literatur mußte sie zunächst auch als Buchschrift dienen, wenngleich in
einer der Handschrift angepaßten Form. Doch schon im 3. Jahrtausend entwickelte
sich aus derartigen ‘kursiven’ Hieroglyphen durch weitere Schreiberabbreviaturen
der ursprünglichen Piktogramme eine besondere Buchschriftform, die ägyptische hiera¬
tische Schrift, und aus dieser entstand zur Zeit der 22. Dynastie, d. i. etwa in den
Jahren 945-745, eine späte, bereits völlig kursive Form, die demotische Schrift, deren
älteste Beispiele jedoch erst im 6. Jahrhundert v. Chr. festzustellen sind.
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