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212. Drucktextur. Wolfgang Hopyl, 1514.
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TEXTUR
nannte Mainzer Psalter von 1457. Ein etwas breiteres Bild zeigt die Textur der zweiten,
36zeiligen Bibel, die Gutenberg vielleicht um 1457-1458 nach der Trennung von Fust
und Schöffer druckte. Diese höchstwahrscheinlich aus Texturmatrizen des Guten-
bergischen 27zeiligen Donatus gegossene Schrift ging in den Besitz Alfred Pfisters,
Druckers in Bamberg, über, als Gutenbergs Unternehmen endgültig gescheitert war.
Inzwischen nahm die Zahl seiner glücklicheren Nachfolger in Deutschland jedoch
schnell zu, und jeder dieser neuen Drucker schaffte sich gewöhnlich vor allem Textur¬
lettern an. Auch die Gravur-, Schriftguß- und Drucktechnik machte schnelle Fort¬
schritte, und es nimmt daher nicht wunder, daß die Textur dieser neuen Drucker
hinsichtlich der Präzision der Schriftzeichnung und der technischen Ausführung oft
die Schrift der bahnbrechenden Anfänge Gutenbergs in den Schatten stellte. Eine
solche in Zeichnung und Gravur hervorragende Quadrattextur besaß z. B. Konrad
Kachelofen in Leipzig, der für die böhmischen Katholiken 1497 das Missale ecclesiae
Pragensis mit einer so vollendeten Textur druckte, daß wir nicht umhin konnten, sein
Alphabet einschließlich der Versalien (Abb. 211) in unsere Sammlung ausgewählter
Alphabete einzureihen.
Schöffers Psalter leitete eine Reihe von liturgischen Büchern ein, auf die sich alsbald
die Verwendung der Textur im deutschen Buchdruck neben dem Satz der Über¬
schriften und Titel fast ausschließlich beschränkte. Für den Druck von Büchern dieser
Art, vor allem von Meßbüchern, blieb die Textur hier bis zum Ausgang des 15. Jahr¬
hunderts und manchmal auch noch einige Zeit nach 1500 in Gebrauch. Doch ihre
diesbezügliche Monopolstellung in Deutschland wurde geschwächt, als Erhard Rat-
dolt nach seiner Rückkehr aus Venedig im Jahre i486 in Augsburg mit der klassischen
italienischen Form der gotischen Buchschrift liturgische Bücher zu drucken begann.
Mit der Schrift des Mainzer Psalters wurden 1463 auch die ersten Titelseiten über¬
haupt (Pius II., Bulla cruciata) gedruckt. Für die ersten Überschriften in Ablaßblät¬
tern aus den Jahren 1454 und 1455 wurde die Schrift der 42zeiligen Gutenbergbibel
verwendet. In diesen Grenzen blieb die Textur als Schrift der Titel und Kapitelüber¬
schriften in Deutschland bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts in Gebrauch. Mit
der romantischen Welle des 19. Jahrhunderts erwachte jedoch im deutschen, immer
noch gotisch orientierten Schriftschaffen das Interesse für diese schöne alte Schrift,
und die Schriftgießereien kamen ihm bereitwillig entgegen, indem sie zahlreiche Va¬
rianten unter verschiedenen Namen wie Gotisch, Alt-Gotisch u. ä., herausgaben. Doch
kaum eine dieser Schriften, auch wenn sie das Werk bekannter deutscher Schrift¬
künstler waren, übertraf die alten Vorbilder in irgendeiner Hinsicht, weshalb es sich
erübrigt, sich bei ihren Beispielen aufzuhalten.
Die Verwendung der Textur im französischen Buchdruck beschränkte sich fast nur
auf die nördlichen Gebiete Frankreichs, die Heimat des gotischen Stils, der gotischen
Kunst und Schrift, wenngleich die Textur auch dort nur selten in so ausgeprägter
Form vorkam wie in Deutschland. Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts blieb sie
nicht vom Einfluß der runden italienischen Form der gotischen Minuskel verschont,
die für eine Zeitlang in den südlichen Landschaften Frankreichs heimisch wurde, und
sie unterlag auch Einflüssen der damaligen französischen Kursiv. Eine verhältnismäßig
reine Textur, wenngleich mit einer Dosis heimischen Geschmacks ausgestattet, führte
der Pariser Drucker Jean Dupré ein, und seine Schrift, die bald als character es Parisiaci
bezeichnet wurde, ahmten auch andere Pariser Drucker der Zeit um 1500 nach. Eine
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