GOTISCHE BUCHMINUSKEL
IN DER Mitte des 15. Jahrhunderts, einer Zeit, da die Textur den Gipfel ihrer for¬
malen Vollkommenheit und Stilreinheit erreicht hatte und der Kulminationspunkt
der Universalgeltung der gotischen Schrift bereits überschritten war, kam es in der
Technik der Buchproduktion zu einer Umwälzung von weitreichender Bedeutung.
Kurz vor 1450 wurde der Buchdruck erfunden, und diese Entdeckung läßt sich in
ihrer Bedeutung für das kulturelle Leben der gesamten Menschheit vielleicht nur mit
der Entdeckung der Schrift vergleichen. Das lange Zeit strittige Problem, wer der
Erfinder des Buchdrucks gewesen ist, kann heute als gelöst gelten, und zwar zugunsten
des Mainzer Bürgers Johann Gensfleisch Gutenberg und zuungunsten der beiden an¬
deren Hauptprätendenten, die in dieser Hinsicht am ehesten in Betracht kamen, näm¬
lich des Niederländers Laurents Janszoon Coster und des gebürtigen Pragers Prokop
Waldvogel, der sich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Avignon niederge¬
lassen hatte. Der Druck mittels beweglicher Einzellettern an sich war zu dieser Zeit
allerdings nichts Neues. Die Buchbinder hatten seine Verwendung schon früher zum
Aufprägen von Texten in Bucheinbände erfolgreich erprobt, und auch die Gold¬
schmiede und Töpfer bedienten sich ähnlicher Prägestempel. Keramische Formen
einzelner Schriftzeichen wurden schon im 11. Jahrhundert in China auf Papier ab¬
gedruckt, und im 13. besaßen die Koreaner derartige auch aus Metall verfertigte
Druckstempel. Die ältesten Beispiele eines ‘Buchdrucks’ dieser Art stellen jedoch die
mittels ähnlich hergestellter Stempel ‘gedruckten’ assyrischen Keilschrifttäfelchen aus
Lehm dar, die aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. stammen (Driver)
und daher noch älter sind als die allgemein bekannte und auf diese Weise geprägte
Inschrift auf dem kretischen Diskus von Phaistos aus der Zeit um 1600 v. Chr. Im
Prinzip des Drucks mittels beweglicher Lettern kann also der eigentliche Ruhm der
Entdeckung Gutenbergs nicht begründet sein; sein Verdienst ist lediglich die Erfin¬
dung der Herstellungs- und Vervielfältigungsweise dieser Einzellettern, die Erfindung
der Stempel und Matrizen und ihres Gusses aus einer Legierung von Blei und Zinn
in einem Schriftgußgerät eigener Konstruktion, das im Buchdruck zusammen mit
Gutenbergs Druckpresse im wesentlichen unverändert bis ins vorige Jahrhundert in
Gebrauch blieb. Allerdings war dies eine durchaus umwälzende Erfindung und für
den Fortschritt der Kultur und Zivilisation der Menschheit von unschätzbarer Be¬
deutung. Es könnte demnach scheinen, daß eine so revolutionierende Entdeckung au¬
genblicklich zu einem radikalen Umschwung in der Entwicklung der Schrift führen
mußte, aber - so entscheidend der Einfluß war, den die Technik des Buchdrucks
später auf die Gestaltung der Schriftzeichnung hatte - zur Zeit der Entstehung und
ersten Entfaltung des Buchdrucks waren die Lettern des Druckers bloße Kopien der
zeitgenössischen Manuskriptschrift und vorsätzlich als solche gegossen. Sie waren so
getreue Kopien, wie es die bis dahin noch bescheidenen Möglichkeiten einer primitiven
Schriftguß- und Drucktechnik eben gestatteten. Solange die Drucker keinen anderen
Ehrgeiz kannten als das zeitgenössische handschriftliche Buch in allen Komponenten
seiner Gestaltung so getreu wie möglich nachzubilden, wobei die Schrift zweifellos
die bedeutsamste Komponente darstellte, blieb die Schriftform im wesentlichen ganz
unverändert oder sie wurde nur wenig abgewandelt, weshalb wir in den Inkunabeln
sämtliche Schriftgattungen vorfinden, die in den zeitgenössischen Manuskriptkodizes
enthalten waren. Um eine getreue Kopie der handschriftlichen Vorlagen bemüht,
gingen die ersten Drucker oft mit Absicht sehr weit : sie druckten auch auf Pergament,
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