Die Fassadenbeschriftung
Fassadenbeschriftungen sind in den letzten Jahrzehnten ziemlich in den Hintergrund getreten. Zeit¬
weise wurden sie von der Baupolizei überhaupt nicht mehr genehmigt. Zu Unrecht, denn solche Be¬
schriftungen müssen sich immer noch in die Architektur einfügen, während ein Schild in vielen Fällen
ein Fremdkörper am Haus ist. Gewiß sind plastische Buchstaben schöner, aber schon der Kosten wegen
können sie nicht immer gewählt werden. Es kommt nur darauf an, daß solche Beschriftungen nicht
roh und aufdringlich ausgeführt werden, sondern sich in Form und Farbe gut dem Bauwerk an¬
passen. Dann lassen sich sogar sehr gute Wirkungen erzielen.
Der Giebel
Kahle Brandmauern sind häßlich. Ihr Anblick könnte durch eine gute Bemalung nur erfreulicher wer¬
den. Leider ließ man bei der Herstellung der Giebelreklamen oft alle ästhetischen Grundsätze außer
acht. Die Reklamen waren meist maßstablos groß, grell in der Farbe und ohne Beziehung zur Archi¬
tektur. Es ist hier alles das zu beachten, was über den Zusammenhang von Farbigkeit und Flächen¬
ausdehnung und über die Wahl der Schriftgröße schon gesagt wurde. Bei der Anordnung von Schrift
und Malerei ist die Beziehung mit der Fassade aufzusuchen. Mehrere Werbungen an einem Giebel
müssen in farbige und lineare Übereinstimmung gebracht werden. Innerhalb dieser Grenzen können
sie sich trotzdem wirksam voneinander unterscheiden.
Das Glasschild
Glasschilder bewahren am längsten ihr gutes Aussehen. Sie lassen sich leicht säubern, ohne daß die
Farbschicht angegriffen wird. Aber auch die Haltbarkeit ist von allen Ausführungsarten die beste.
Ein solid hergestelltes Glasschild überdauert Jahrzehnte. Voraussetzung ist der Auftrag von fetter,
elastischer Farbe in dünnsten Schichten und eine sachgemäße Montage. Die Luft muß Zutritt haben,
Feuchtigkeit gut ablaufen oder verdunsten können. Ein Abschließen durch Zinkblech'hat sich als schäd¬
lich erwiesen.
Das Material Glas fordert eine leicht erhöhte Farbigkeit. Auch wenn der Schildgrund im Fassadenton
gehalten ist, muß er etwas brillanter als diese sein. Die Schrift muß äußerst präzis ausgeführt werden.
Schriften, die auf einer Schildoberfläche noch einen sauberen Eindruck machen würden, erscheinen
hinter Glas schon liederlich. Einwandfreie Schriften lassen sich am rationellsten im Ausschneidever¬
fahren erzielen. Nur stark geschwungene, zierliche Schriften werden in Spiegelschrift geschrieben und
dann mit einem feinen Schablonenmesser oder einer Beschneidefeder nachradiert.
Das Ausschneide verfahren sei hier kurz beschrieben. Auf die stark genäßte Glasscheibe wird Zinn¬
oder evtl. auch Bleifolie mit der blanken Seite aufgelegt. Das überschüssige Wasser wird mit einem
Gummiquetscher unter der Folie hervorgedrückt. Die Verwendung von Gelatine zum Aufziehen ist
unnötig und schädlich. Die aufgepauste Schrift wird mit einer Beschneidefeder ausgeschnitten. Soweit
möglich, wird das Lineal dazu verwendet. Auch Schneidezirkel sind erhältlich. Die Kanten der aus¬
geschnittenen Schrift sind nochmals mit Unterlage eines glatten, festen Papiers anzudrücken. Be¬
sonders vorsichtig muß der erste Anstrich erfolgen, damit die Buchstaben durch die Pinselhaare nicht
abgehoben und verschoben werden. Nach dem Trocknen wird das Stanniol vorsichtig entfernt und die
Schrift, wenn notwendig, nachradiert.
Das Glastransparent
Das Glastransparent ist ein ideales Werbemittel. Es hat sowohl Tages- als auch Nachtwirkung.
Neben den Ausstecktransparenten lassen sich auch Oberschilder, Schaufensterscheiben, ja bei geeig¬
neter Bauart auch Pfeilerschilder als Transparente herstellen. Besonders werbekräftig ist eine transpa¬
rente Gestaltung des Ladeneinganges.
Wir unterscheiden Volltransparente und Halbtransparente. Bei den ersten sind Schrift und Grund
durchleuchtend, bei den letzten nur die Schrift oder nur der Grund. Die deckenden Farbschichten,
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die bei Beleuchtung schwarz erscheinen, können für die Tageswirkung eine beliebige Farbe erhalten.
Volltransparente müssen in jedem Falle im Ausschneideverfahren ausgeführt werden. Aber auch Halb¬
transparente sind meist nur auf diese Weise rationell herzustellen. Die transparenten Flächen müssen
stets in reinen Farben gehalten werden. Gebrochene Farben ergeben in der Durchleuchtung unschöne
Töne und widersprechen auch dem Wesen des farbigen Lichtes.
Zur Herstellung von Transparenten müssen lasierende Farben verwendet werden. Deckfarben würden
nicht genügend Licht durchlassen und den Ton vergrauen. Von den Spezialfirmen werden besonders
geeignete Transparentfarben hergestellt. Der Farbaufstrich muß hauchdünn sein, besonders beim
ersten Anstrich. Der Farbe wird durch Zusatz von Mixtion Elastizität und guter Verlauf gegeben.
Etwas Schleiflack fördert das rasche Anziehen. Jeder Anstrich ist mehrmals durchzustupfen, bis das
Korn ganz gleichmäßig und fein steht. Nach den erforderlichen zwei Farbanstrichen ist die ganze
Scheibe mit einem lasierenden Weiß zu überstreichen. Dieses soll die Lichtflecken der Lampen aus¬
gleichen und der Farbe bei Tage Leuchtkraft geben. Auch die Lichtkästen müssen innen weiß gestrichen
sein, damit das Licht reflektieren kann. Die Lichtquellen sind im größtmöglichen Abstand von der
Scheibe zu montieren. Es ergibt sich sonst eine ungleiche Ausleuchtung.
Plastische Buchstaben
Die plastische Schrift fügt sich in die Architektur am besten ein. Der Maler läßt die Buchstaben durch
einen erfahrenen Holzbildhauer oder Buchstabenklempner anfertigen. Die Zeichnungen sind zu
liefern. Man achte auf ein schönes Buchstabenprofil. Um sich über die Wirkung klar zu werden, kann
man sich aus Pappe selbst ein Muster anfertigen und in Farbe setzen. Es gibt Spezialfabriken für
Buchstaben, die Serien- und Einzelausführungen liefern. Serienbuchstaben sind am billigsten, befrie¬
digen aber oft nicht in der Form. Gerade für die Serienherstellung würden sich eingehende Entwurfs¬
arbeiten lohnen.
Sofern plastische Buchstaben nicht durch einen Sims geschützt sind, sollen sie in einem kleinen Abstand
von der Wand befestigt werden. Die Feuchtigkeit kann sich dann nicht hinter den Buchstaben fest¬
setzen und ihr Zerstörungswerk treiben. Außerdem werden die häßlichen Schmutzstreifen an der
Fassade vermieden. Bedingung ist, daß die Befestigungsschrauben oder -haken mit ganz besonderer
Sorgfalt mehrmals gestrichen werden. Sie verursachen sonst Roststreifen.
Die Buchstaben sollen regelmäßig gereinigt und rechtzeitig renoviert werden. Die Farbe ist hier in
besonderem Maße werterhaltend. Bei Geschäftswechsel bleiben nach Entfernung der Buchstaben die
Befestigungsstellen an der Fassade sichtbar. Dadurch ist schon manche Hausfront verdorben worden.
Es wäre deshalb besser, an empfindlichen Fassaden die Schrift auf einem Eisengitter zu befestigen.
Dieses sollte dann aber kein nüchterner Winkeleisenrahmen, sondern ein zierliches, handgeschmiedetes
Gitter sein, dessen schlichte Form die Schmuckwirkung der Schrift noch erhöhen könnte.
Die Leuchtbuchstaben
Leuchtbuchstaben werden heute fast ausschließlich in der Neonausführung hergestellt. Die Glüh¬
lampenbuchstaben sind im Betrieb zu teuer und erscheinen gegenüber dem Neonlicht schwerfällig.
Neonanlagen sind zwar kostspielig in der Herstellung, verbrauchen aber sehr wenig Strom, für einen
Meter normaler Leuchtröhre etwa 25 Watt.
Die Leuchtröhren werden durch hochgespannten Wechselstrom gespeist. Der Strom des Ortsnetzes
muß also durch einen Umformer umgewandelt werden. Die Glasröhren sind mit Edelgasen gefüllt.
An beiden Seiten sind Elektroden eingeschmolzen. Beschickt man nun die Röhren mit hochgespann¬
tem Strom, so kommt das Gas zufolge elektrischer Entladungen zum Leuchten. Die Leuchtfarbe richtet
sich nach dem verwendeten Edelgas.
Bei der Errichtung einer Neonlichtanlage sollten stets ein Elektromeister und ein Schilderhersteller zu¬
sammenarbeiten. Dem Maler obliegen die Entwurfsarbeiten und evtl. noch Anstrich und Vergoldung
der Buchstaben. Das letztere ist auch nur dann möglich, wenn sich eine Spezialfabrik für Neonanlagen
am Ort befindet, da diese Anstricharbeiten in der Mitte des Fabrikationsprozesses liegen.
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