und ersparen so viel Arbeitszeit. Man halte sich die wichtigsten Farben vorrätig. Sie halten sich in der
Büchse jahrelang, wenn man sie von Zeit zu Zeit einmal durchrührt. Man verdünne jeweils nur so¬
viel, wie gebraucht wird und schütte die übrige verdünnte Farbe nicht in die Büchse zurück. Dünne
Kaseinfarben setzen sich auf dem Grund ab und sind nach längerer Zeit kaum noch aufzurühren.
Durch das Schreiben mit Kaseinfarben sind die Pinsel sehr gefährdet. An der Blechzwinge oder am
Bund wird das Kasein leicht trocken. Wird der Pinsel dann noch ungenügend ausgewaschen, verlieren
die Haare bald den Schluß, und der Pinsel wird zum Schreiben unbrauchbar. Man tauche ihn des¬
halb vor Beginn der Arbeit bis zum Bund ins Wasser und drücke ihn dann mit den Fingern aus.
Während der Arbeit ist der Pinsel von Zeit zu Zeit auszuwaschen, so daß er im Bund stets feucht
bleibt. In die Plakatkaseinfarben sind öl und Wachs emulgiert. Die Pinsel müssen deshalb nach der
Arbeit sorgfältig mit Seife ausgewaschen werden.
Für Innenarbeiten sind die als Plakatfarben angebotenen Leimfarben vorzuziehen. Sie decken besser
als Kaseinfarben und greifen die Schreibpinsel nicht an. Man erhält die Farben in Gläsern verschie¬
dener Größe. Tuben, die zum Eintrocknen neigen, sind weniger zu empfehlen.
Als Binde- und Verdünnungsmittel gehören zur Schilderherstellung bester Leinölfirnis, Auto-Schleif¬
lack (Außenqualität), Mixtion oder ein anderes Anlegeöl bester Qualität, heller Luftlack und franzö¬
sischer Terpentin. Der Schildermaler verwendet kein Sikkativ. Zur Beschleunigung des Trocken¬
prozesses nimmt er Schleiflack. Dieser dient auch als Vorlack für den letzten Grundanstrich. Schlie߬
lich wird er den Lasuren für Glastransparente zugesetzt. Diese sollen auch Mixtion enthalten. Durch
beide Zusätze verläuft die Farbe-gut und zieht rasch an, das sind aber die Voraussetzungen für ein
möglichst kornfreies Stupfen. Mixtion wird auch sonst Farben zugefügt, die lange geschmeidig bleiben
sollen. Vor Standöl, das den Anstrichfarben zugesetzt wird, hat es den Vorteil der leichteren Ver¬
arbeitung. Von Spezialfirmen werden für Glasschilder Bindemittel von zweckmäßiger Beschaffenheit
geliefert, die gerade dem Maler wegen der einfachen Handhabung zu empfehlen sind.
Über den Aufbau der Anstriche braucht dem Maler hier nichts gesagt werden. Es seien nur einige
spezielle Hinweise gegeben. Zunächst ist davor zu warnen, Schilder an Ort und Stelle zu erneuern.
Der Maler tut das häufig aus Scheu vor der Montage. Die Schilder müssen jedoch während der Be¬
arbeitung dem Einfluß von Nebel und Regen, Sonnenhitze, Schmutz usw. entzogen werden. Wenn sie
Haltbarkeit und gutes Aussehen gewinnen sollen, müssen sie unbedingt in der Werkstatt renoviert
werden.
Bei Schildern aus Eisenblech ist besonderer Wert auf den Rostschutz zu legen. Vorhandener Rost muß
mit Schaber und Stahlbürste sorgfältig entfernt werden. Das Eisen soll danach möglichst metallisch
blank stehen. Sodann ist unverzüglich mit einem Lappen ein Hauch von Halböl in die Poren ein¬
zureiben. Als erster Anstrich hat sich Bleimennige in reinem Leinölfirnis, ganz dünn aufgetragen,
bestens bewährt. Neues Eisenblech ist mit Terpentinersatz zu entfetten. Band- und Winkeleisenver¬
stärkungen sind vom Schlosser vor dem Vernieten zu mennigen. Der sog. Hammerschlag oder Zunder,
der beim Walzen des Bleches entsteht, muß von neuem Blech entfernt werden. Er ist mit dem Blech
nicht unlösbar verbunden und kann später beim Ablösen den Anstrich mit abdrücken.
Die Skizze, der Entwurf
Nach der Zusammenstellung des Textes und den notwendigen Überlegungen greift man zum Stift, um
zunächst auf einer flüchtigen Handskizze die Verteilung festzulegen. Die zur Verfügung stehende Fläche
ist maßstäblich genau aufzureißen. Man wähle einen Maßstab, der sich leicht umrechnen läßt, je nach
der Größe des Objekts 1:20, 1:10, 1:5 oder auch nur 1:4. Oft wird man mehrere Skizzen anfertigen
müssen, um zur besten Lösung zu gelangen. Es erhöht die Übersicht, wenn man die Zeilenlinien und
ihre Endungen fest markiert. Man skizziere die Schrift im gleichmäßigen Fluß. Es besteht die Ge¬
fahr, daß man sie auf der Skizze nach Bedarf dehnt oder zusammendrängt. Bei der Ausführung
wird dieser Selbstbetrug jedoch offenbar. Es ergeben sich dann andere Zeilenlängen, als auf der Skizze
vorgesehen waren.
Diese Handskizze bildet die Unterlage für die spätere Pause oder Aufzeichnung. Bei größeren Ob¬
jekten wird nun meist ein farbiger Entwurf angefertigt, der dem Auftraggeber vorgelegt werden
80
kann. Auf die sorgfältige Ausführung dieser Entwürfe ist großer Wert zu legen. Sie sind unser bestes
Werbemittel und oft für eine Auftragserteilung entscheidend.
Die Entwürfe werden meist in Temperafarbe ausgeführt. Zur Erleichterung kann man farbige Pa¬
piere oder Kartons verwenden. Die Ausführung erfolgt mit feinen Marderpinseln in Blechzwinge
oder mit der Feder. Die Federtechnik wurde im Abschnitt „Schreibgerät und Schreibflüssigkeit" be¬
schrieben. Durch Auflegen auf Karton und ein Deckblatt ist die farbige Skizze vor Beschädigungen
zu schützen. Nach der Ausführung sammle man die Entwürfe in einer geschmackvollen Mappe. Bei
der Werbung neuer Kunden kann sie über unsere Leistung Aufschluß geben.
Umfangreiche Arbeiten müssen den Bauämtern der Behörden vorgelegt werden. Es sollen dadurch
erstens Gefährdungen der Verkehrssicherheit ausgeschlossen, dann aber auch Geschmacklosigkeiten
und Pfuscharbeiten verhütet werden. Die Vorschriften sind örtlich verschieden. Man setzte sich mit
den zuständigen Stellen in Verbindung. Das Eingreifen der Behörden war durchaus notwendig, um
bei dem raschen Anwachsen der Außenwerbung einer Verwilderung und einem rücksichtslosen Über¬
bieten in Format und greller Aufmachung zu begegnen. Manchmal wurde zwar von den Behörden
über das Ziel hinausgeschossen und allzu engherzig verfahren. Im allgemeinen wird aber ein gutes und
geschmackvolles Projekt kaum der Ablehnung verfallen. Die fachlich gebildeten Angestellten helfen,
wenn notwendig, auch durch Beratung. Meist werden von den Bauämtern ein Lichtbild des An¬
bringungsortes und eine oder zwei Skizzen verlangt.
Die Ausführung farbiger Skizzen ist außerordentlich zeitraubend und damit kostspielig. Sie belastet
unser Unkostenkonto stark. Die Skizzen für die Baupolizei sind daher dem Auftraggeber stets ge¬
sondert zu berechnen. Auch vom Kunden verlangte Entwürfe sollten bezahlt werden, doch ist man
hier noch zu keiner einheitlichen Regelung gelangt. Auf jeden Fall versehe man jedes Blatt mit einem
Stempel, der einen Eigentumsvorbehalt enthält und die mißbräuchliche Benutzung durch dritte unter
Berufung auf die erlassenen Gesetze verbietet. Solche Stempel werden von den einschlägigen Ge¬
schäften vorrätig gehalten.
Die Pause
Dem Ungeübten ist die Anfertigung einer Pause in jedem Falle anzuraten. Er ist noch unsicher in
der Verteilung der Schrift auf der Fläche, dem Ausgleich der Buchstabenabstände sowie in der Zeich¬
nung der Buchstaben. Die Fehler wird er erst sehen, wenn es zu spät ist. Auf der Pause lassen sich
leicht Änderungen vornehmen, die den frischgestrichenen Schildgrund beschädigen würden.
Aber auch viele routinierte Schildermaler zeichnen für jede Arbeit eine Pause, es sei denn, daß es sich
um große Objekte handelt, die nach einer Maßstabskizze aufgezeichnet werden. Glasschilder bedürfen
stets einer genauen Pause, da sie seitenverkehrt ausgeführt werden müssen. Nur bei ganz einfachen
Arbeiten und bei Verwendung von Schriften, die weitgehend mit Lineal und Zirkel gebildet werden
können, ist eine seitenverkehrte Aufzeichnung auf Ausschneidepapier o. ä. möglich. In allen anderen
Fällen muß es zu mangelhaften Ergebnissen führen. Durch die optische Täuschung würden die Buch¬
staben auf der Schauseite verzerrt erscheinen. Auch die größte Erfahrung kann hier nur unvoll¬
kommen ausgleichen. Aber auch für andere Fälle erweist sich die Anfertigung einer Pause als vor¬
teilhaft. Man kann ohne Rücksicht auf den Grund aufzeichnen und auch mal ändern. Das Entfernen
der Aufzeichnung von der Schildfläche bleibt immer eine heikle Angelegenheit. So ist die Verwendung
einer Pause fast immer wirtschaftlich.
Freilich kann eine Pause verschieden aussehen, Für Glasschilder muß sie ganz ausführlich sein. Der
Anfänger wird überhaupt jede Pause genau auszeichnen. Auch Pausen, die man von anderer Hand
ausführen läßt, müssen vollständig sein. Der geübte Schreiber legt auf ihr unter Umständen nur
die Zeilenlinien und die Einteilung der Schrift fest. Die einzelnen Formen wird er mit Kohle nur so¬
weit anreißen, als es für die Beurteilung der Gesamtwirkung notwendig ist. Er verzichtet beim Schrei¬
ben auf genau vorgepauste Einzelformen. Sie würden ihm nur die Freude am unmittelbaren Gestalten
nehmen und ihn im gefühlsmäßigen Ausgleich hemmen.
Wichtig ist, daß durch die Pause auch alle Einsatzpunkte für den Zirkel mit größter Genauigkeit
übertragen werden. Die Zirkelschläge werden nicht mit gestochen, sondern direkt auf dem Schild¬
grund ausgeführt. Beim Vorkommen, mehrerer gleicher Buchstaben, die schwierig zu zeichnen sind,
7
81